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Die Woche über passierte nicht viel, es wurde auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank gewartet. Unternehmensmeldungen gab es dennoch eine Menge:
E.On und RWE brachen ein, nachdem eine Studie veröffentlicht wurde, derzufolge die beiden Unternehmen viel zu wenig Rücklagen für die Endlagerung des Atommülls gebildet hätten. In meinen Augen könnte das der Schlusspunkt der seit Jahren anhaltenden Abwärtsbewegung dieser beiden Energiekonzerne sein. Kein Mensch auf dieser Erde hat es bis heute geschafft, ein Endlager für den Atommüll zu finden. Entsprechend ist es gar nicht möglich, ausreichend Rücklagen zu bilden. Jede Zahl ist zu klein, das Problem wird irgendwann ohnehin an den Staat verschoben. Zudem lag der Berechnung die Annahme zugrunde, dass die Rücklagen in den kommenden Jahren nicht verzinst würden, da das Zinsniveau extrem niedrig bleibe. Das mag sein, aber ein niedriges Zinsniveau ist auch der Ausdruck einer ausbleibenden Inflation, und entsprechend sind dann auch die künftigen Kosten nicht so hoch anzusetzen wie bislang kalkuliert. Ich denke, dass an dieser Ecke noch einige Verwirrung gestiftet wird, doch am Ende wird es eine Zahl für die Rücklagen geben, mit der die Unternehmen zurechtkommen werden. Somit betrachte ich den Ausverkauf der vergangenen Tage als eine Art Anfang vom Ende des seit Fukushima begonnenen Ausverkaufs. Autobauer feiern ihre neuen Konzepte auf der IAA. Es wird diskutiert, ob autonomes Fahren die Zukunft ist, ein Nischenprodukt bleiben wird oder gar keine Zukunft hat. Zugleich zeigt sich, dass ein Teil der wirtschaftlichen Probleme Chinas vom zaghaften Aufschwung Europas aufgefangen werden kann. Autoscheinwerferhersteller Hella hat einen Rückschlag erlitten, ein Zulieferer aus China stellt seine Lieferungen ein. Die Aktie ist heute um 9% eingebrochen, Details über die Hintergründe gibt es nicht. Nun, und dann kam gestern Abend die lange erwartete Zinsentscheidung. Das Ergebnis: Keine Zinserhöhung. Als Begründung nannte Fed-Chefin Janet Yellen die globalen wirtschaftlichen Probleme. Also doch: Die Fed macht Weltpolitik! Anders als in Europa hat die Fed ein Doppelmandat: Preisstabilität sowie Vollbeschäftigung. Nun, die Preise sind stabil, die Inflationsrate wird bis Ende 2016 auf 2% steigen und würde eine Leitzinsanhebung rechtfertigen. Die Arbeitslosenquote wurde noch von Yellens Vorgänger Bernancke definiert: Bei 6,5% Arbeitslosenquote werde man beginnen, sich mit dem Thema Leitzinsanhebung auseinanderzusetzen. Heute steht die US-Arbeitslosenquote bei 5,1%, also noch viel niedriger. Bislang hat man den Zins nicht erhöht weil das Wirtschaftswachstum nicht gesund sei. Obwohl die Fed dafür kein Mandat hat, berücksichtigt sie auch gesamtwirtschaftliche Entwicklungen. Doch inzwischen zeigen auch diese Zahlen einen Aufschwung in den USA an. Gestern Abend hat Janet Yellen explizit die Probleme der Schwellenländer, also insbesondere Brasiliens und Chinas, als Grund für die nicht erfolgte Zinsanhebung angeführt. Nun ist die Fed also für die globale Wirtschaftsentwicklung verantwortlich. Auf der einen Seite spricht die starke Vernetzung der internationalen Märkte, die Globalisierung, dafür, dass die Fed ihren Horizont ausweitet. Und wer sonst als der Hüter der Weltleitwährung kann sich um globale Konjunkturprobleme kümmern? Auf der anderen Seite zieht sie damit die ganze Welt in den Bann ihrer traditionellen Politik des billigen Geldes. Lieber die Märkte fluten als eine wirtschaftliche Durststrecke zu riskieren. Ich halte das für gefährlich, insbesondere vor dem Hintergrund der sich weltweit beschleunigenden Abwertungsspirale der verschiedenen Währungsräume. Ich glaube nicht, dass diese Überlegungen der Grund für den heutigen Ausverkauf als Reaktion auf die nicht erfolgte Zinsanhebung sind. So komplexe Gedanken sind in Köpfen von Spekulanten selten zu finden. Vielmehr gab es nur wenig Positionierungen in beide Richtungen. Und wer auf steigende Kurse nach einer nicht-Zinserhöhung gewettet hatte, der musste schon innerhalb der ersten Stunde nach der Entscheidung seine Gewinne mitnehmen. Wer nicht schnell genug verkaufte, der musste anschließend mit Minus verkaufen, eine Abwärtsspirale entwickelte sich. Die Kurse waren im Vorfeld der Entscheidung bereits angestiegen, der Dow Jones hatte bis gestern Abend über 2% zugelegt. Der zu erwartende Kurssprung hatte also schon im Vorfeld stattgefunden, Gewinnmitnahmen haben die Börsen dann ins Minus gedreht. Weitaus schlimmer hat es heute den DAX getroffen. Als Exportindex leiden deutsche Unternehmen natürlich unter einem niedrigen Zins in den USA, der den US-Dollar billig und den Euro dadurch teuer macht. Der Euro dürfte in den kommenden Wochen gegenüber dem US-Dollar weiter ansteigen und somit auf den Gewinnen der international ausgerichteten deutschen Konzerne lasten. Entsprechend war der DAX heute der Index, der als Reaktion auf den Zinsentscheid verkauft werden musste. Schauen wir uns einem die Entwicklung der wichtigsten Indizes im Wochenvergleich an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (17.09.2015) | Woche Δ Dow Jones: 16.675 | 2,1% DAX: 10.230 | 0,2% Nikkei: 18.070 | -1,1% Euro/US-Dollar: 1,14 | 1,2% Euro/Yen: 137,27 | 0,9% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,22% | 0,00 Umlaufrendite Dt: 0,57% | 0,06 Feinunze Gold: $1.133 | 2,3% Fass Brent Öl: $49,30 | 0,6% Kupfer: 5.350 | 0,0% Baltic Dry Shipping: 883 | 6,4% Auch die Exportnation Japan leidet unter der nicht erfolgten Zinsanhebung, der Nikkei verlor heute alleine 2%. Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar als direkte Reaktion einen Sprung von 1,13 auf 1,14 USD/EUR gemacht. Auch der Goldpreis sprang über Nacht um 2%. Das Öl jedoch, als Barometer der Weltkonjunktur, gab nach. Da hat man wohl die Sorge der Fed gehört, dass die Weltwirtschaft nicht so gesund sein könnte, wie man sich das erhofft hat. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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