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Chancen und (versteckte) Risiken.
Wir Deutschen lieben Sicherheit, Berechenbarkeit und Qualität – und stehen uns dabei oft selbst im Weg. Zahlreiche Produkte des täglichen Lebens werden daher vor der Freigabe an die Verbraucher vermeintlich auf Herz und Nieren getestet - und erhalten anschließend eine Zertifizierung. Prima. In der Finanzwelt sind diese vermeintlichen „Garantien“ besonders wertvoll. Aber stimmt das denn wirklich? Die Emittenten der Zertifikate sind äußerst einfallsreich. Für jede beliebige Meinung bezogen auf eine Aktie, einen Index, eine Währung oder andere Basiswerte wird das passende Produkt von verschiedenen Banken angeboten. Ganz gleich ob man auf eine steigende, fallende oder gleichbleibende Kursentwicklung setzt. Wenn Sie zu wissen glauben, welcher Wert sich in nächster Zeit wie entwickeln wird – wunderbar, dann werden Sie das passende Werkzeug zu Ihrer Marktmeinung mit Sicherheit finden. Aber das grundsätzliche Risiko wird gerne vergessen: Was hilft mir die beste Konstruktion und die schönste Garantie, wenn der Emittent letztendlich ausfällt? Bonität spielt eine Rolle Die völlig überraschende Lehman-Pleite im Jahr 2008 ist fast in Vergessenheit geraten. Aber auch heute noch gilt: Zertifikate sind rechtlich gesehen Inhaberschuldverschreibungen. Die Käufer von Zertifikaten sind somit Gläubiger der Bankprodukte und müssen neben der richtigen Auswahl des Basiswertes auch sicher sein, dass die emittierende Bank des Zertifikates während der Laufzeit nicht in eine finanzielle Schieflage geraten wird. Besser gestellt sind die Käufer von Investmentfonds oder Exchange Traded Funds (ETF). Diese Produkte stellen ein Sondervermögen dar, das auch im Insolvenzfall der Fondsgesellschaft oder der Bank geschützt ist. Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Notes (ETN) klingen zwar ähnlich wie ETFs, sind jedoch meist auch Inhaberschuldverschreibungen. Goldene Zeiten der Branche vorbei Doch wie steht es aktuell um die Zertifikate-Emittenten? Die goldenen Zeiten der Branche sind jedenfalls vorüber. Zum Höhepunkt 2007 hat sich das Marktvolumen etwa halbiert und auch die Zahl der Emittenten ist in Folge eines Konzentrationsprozesses geschrumpft. Banken wie die Royal Bank of Scotland oder die australische Macquarie Bank haben sich aus diesem Segment wieder zurückgezogen. Insgesamt hat sich bei den meisten Emittenten die Bonität zunehmend verschlechtert – 1998 hatte beispielsweise die Deutsche Bank bei S&P noch ein ausgezeichnetes AAA-Rating, mittlerweile ist die Bank mit einem BBB+ nicht mehr weit vom Ramsch-Status entfernt. Auch Goldman Sachs und die Commerzbank befinden sich aktuell auf diesem Niveau und Unicredit schwebt mit dem Status von BBB- nur hauchdünn über dem spekulativen Hochzinsbereich. Durch die fortlaufende europäische Finanzmarktregulation sollten die Ansteckungsrisiken der Finanzwelt eingedämmt und das Too-Big-To-Fail-Dogma der Vergangenheit angehören. Durch die stärkeren Absicherungsmechanismen sollte es daher in Zukunft leichter sein als bisher, schlecht geführte Banken ohne funktionierendes Geschäftsmodell abzuwickeln. Ob das jedoch in der Praxis tatsächlich klappen würde, gilt abzuwarten. Fazit Achten Sie bei höheren Beträgen in Zertifikaten unbedingt darauf, verschiedene Emittenten auszuwählen! Für einen langfristigen Zeithorizont halte ich es für grundsätzlich vorteilhafter, ein breit gestreutes Portfolio aus qualitativ hochwertigen Aktienwerten und ETFs aufzubauen. Ganz ohne Bonitätsrisiko durch Inhaberschuldverschreibungen. Kostengünstiger ist das letztendlich auch. Unsere Kapitalmarktprognose für 2016 ist ab jetzt erhältlich. Sie können sich diese detaillierte Prognose kostenlos unter www.gruener-fisher.de anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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