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Okay, aus der Verschnaufpause ist doch tatsächlich ein Rückschlag geworden, der DAX ist inzwischen bis knapp unter die von mir ausgegebene Zielmarke bei 9.800 Punkten abgerutscht. Jetzt muss sich der DAX fangen, oder es wird haarig.
SCHWACHE EINKAUFSMANAGERINDIZES Die Gründe für den Kursrutsch? Ein Mix aus schwachen Konjunkturdaten und wirren Interpretationen. Wie angekündigt dominierten diese Woche die verschiedenen Einkaufsmanagerindizes die Stimmung an der Konjunkturfront. China, Deutschland, die USA und England haben entsprechende Zahlen veröffentlicht. Und alle vier Zahlen lagen leicht unter den Erwartungen. Der Einkaufsmanagerindex gilt als Frühindikator für die künftige Konjunkturentwicklung. Wenn die Chefeinkäufer optimistisch gestimmt sind, kaufen sie mehr ein, sodass anschließend mehr produziert und am Ende mehr verkauft werden kann. Im umgekehrten Fall hingegen deutet ein schwacher Einkaufsmanagerindex auf heranziehende dunkle Wolken am Konjunkturhimmel. Sämtliche Einkaufsmanagerindizes notieren noch immer über 50, d.h. wir können weiterhin Konjunkturwachstum erwarten. Doch das Wachstum wird nicht so stark sein, wie Volkswirte es erwartet hatten. JAPAN STEHT STILL In Japan endet heute die sogenannte "goldene Woche". Mit zwei Urlaubstagen kann der Japaner zwei Wochen am Stück zu Hause bleiben, der Rest sind Feiertage. Insgesamt gibt es in Japan pro Jahr 16 Feiertage, dadurch relativiert sich natürlich die in Deutschland immer wieder angeführte niedrige Zahl an Urlaubstagen, die dem japanischen Arbeiter zustehen. Zwei Wochen passierte also wenig in Japan, und das in einer Zeit, in der der Yen gegenüber dem US-Dollar kräftig aufwertet und weltweit Carry-Trades aufgelöst werden. Der Yen befand sich also in einem Aufwertungsdruck, der sich selbst durch Carry-Trade Auflösungen verstärkte. Denn, wenn Sie sich meine Erklärung zum Carry-Trade in der Ausgabe vom vergangenen Freitag vor Augen führen (d.h. lesen!), dann wissen Sie, dass die Auflösung des Carry-Trades durch Verkäufe westlicher Aktien (bspw. DAX & Dow Jones) und den Kauf der Währung Yen erfolgt, damit der Yen-Kredit abgelöst werden kann. Je mehr Carry-Trades aufgelöst werden, desto stärker wird der Yen und zieht weitere Carrry-Trade-Auflösungen nach sich. Und der Japaner macht Urlaub. ÖLPREISEINBRUCH Seit Mitte Februar ist der Ölpreis von 27 auf 48 USD/Fass WTI angesprungen. Diese Woche erfolgte ein kleiner Rücksetzer auf 45 USD/Fass, der in der Finanzpresse als Ölpreiseinbruch bezeichnet wird. Ich halte das für Hysterie und würde daraus nicht das Ende des Rohstoffaufschwungs ableiten. Im Gegenteil, wie Sie wissen halte ich einen Ölpreis über 50 USD/Fass für eine Überraschung, anhand derer ich meine Einschätzung der aktuellen Konjunkturverfassung überarbeiten müsste. Eine Konsolidierung der jüngsten Kursgewinne könnte meiner Einschätzung nach bis 38 USD/Fass gehen, ohne den Aufschwung in Frage zu stellen. ANGST Die Erfahrung des Ausverkaufs zum Jahresbeginn ist noch frisch, Anleger wollen nicht ein zweites Mal ungeschützt in eine so brutale Marktphase laufen. Also halten sie sich mit Käufen zurück. In diese Angst mischt sich dann das steigende Misstrauen gegenüber der EZB. Hat sie noch Munition, wird es ihr gelingen, mit dem negativen Zins die Konjunktur anzukurbeln? Und was, wenn die Fiskalpolitik weiterhin nicht mitspielt, wenn es weiterhin keine Strukturreformen gibt, wenn die Brexit-Befürworter in dieser verworrenen Situation jede Entscheidung zu ihrem Vorteil interpretieren? Schauen wir uns einmal die Entwicklung der wichtigsten Indizes im Wochenvergleich an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (05.05.16) | Woche Δ Dow Jones: 17.661 | -1,0% DAX: 9.852 | -4,5% Nikkei: 16.147 | -3,1% Shanghai A: 3.137 | 1,8% Euro/US-Dollar: 1,14 | 0,2% Euro/Yen: 122,29 | 0,1% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,75% | -0,09 Umlaufrendite Dt: 0,10% | -0,01 Feinunze Gold: $1.278 | 0,5% Fass Brent Öl: $44,85 | -6,7% Kupfer: 4.936 | 0,0% Baltic Dry Shipping: 642 | -9,6% Um 4,5% ist der DAX im Wochenvergleich eingebrochen. Der Dow Jones als Profiteur des schwachen US-Dollars gab nur 1% ab. Den Nikkei wollen wir aufgrund der vielen Urlaubstage in Japan diese Woche nicht interpretieren. Bemerkenswert ist jedoch der Anstieg der chinesischen Börse um 1,8% während gleichzeitig der Baltic Dry Verschiffungsindex erstmals seit zwei Monaten im Wochenvergleich rückläufig war (-9,6%). Der Euro legte gegenüber dem US-Dollar weiter zu und notiert inzwischen am oberen Ende der von mir ausgegebenen Handelsspanne zwischen 1,10 und 1,15 USD/EUR. Der Goldpreis hält an seinen Gewinnen fest, das Öl hat, wie oben ausgeführt, ein wenig konsolidiert. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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