Alt 10.09.16, 09:28
Standard So tickt die Börse: Nervöse Richtungsfindung
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Unzählige Konjunkturdaten prasseln in diesen Tagen auf uns ein, begleitet von diversen anderen marktrelevanten Veröffentlichungen und Trillionen von Einschätzungen selbsternannter Experten. Doch wirklich relevant ist weniges. Schauen wir uns mal ein paar Dinge an:

ZWEITGRÖSSTER RÜCKGANG DER US-ÖL-LAGERBESTÄNDE

Am Donnerstag um 17 Uhr unserer Zeit wurde in den USA der Lagerbestand an Öl veröffentlicht. Die Lagerbestände befanden sich vor einem Monat auf Rekordniveau, es wurde mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Überraschend war der Lagerbestand dann jedoch um 14 Mio. Fässer zurückgegangen, nach 1999 der zweitgrößte Rückgang der Geschichte.

Umgehend schoss der Ölpreis um 3% in die Höhe. Gepaart mit immer neuen Gerüchten über eine mögliche Deckelung der weltweiten Ölförderung innerhalb der OPEC notiert das schwarze Gold nun wieder deutlich über den 40 USD/Fass, die es Anfang August zu unterschreiten drohte.

Ich habe ein wenig nachgeforscht und ziemlich schnell herausgefunden, dass der Grund für den heftigen Rückgang der Lagerbestände im Hurrikane Hermine zu finden ist. Seit Jahren erstmals wieder ist ein Karibik-Hurrikane direkt auf Florida getroffen und legte die dortige Infrastruktur für mehrere Tage lahm. Das führte zu einem Rückgang des Ölimports der USA um 21%. Ein Fünftel der Öllieferungen konnten nicht gelöscht werden (so heißt das, wenn Öl entladen wird, da brennt nichts an!).

Unabhängig davon ist die Ölförderung in den USA seit drei Wochen rückläufig. Man hat die zuvor vollen Lager gesehen und drosselt die Fördertürme.

Damit ist der Rückgang der Lagerbestände nicht, wie von vielen Spekulanten automatisch gefolgert, auf einen Nachfrageanstieg zurückzuführen, sondern auf Sondereffekte auf Seiten des Angebots. Nicht die Konjunktur zieht plötzlich stark an, sondern es gab Probleme beim Angebot.

Bedeutung dieser Geschichte für uns Anleger: Gering.


APPLE VERÖFFENTLICHT KEINE VERKAUFSZAHLEN DES 1. WOCHENENDES MEHR

Gestern gab Apple auf CNBC bekannt, dass man ab sofort keine Verkaufszahlen des ersten Wochenendes bei der Markteinführung eines neuen iPhone-Modells mehr veröffentliche. Über das weltweite Vertriebsnetz könnten inzwischen an einem Tag so viele iPhones verkauft werden, wie man gar nicht im Vorfeld produzieren könne. Sprich: Alle für das erste Wochenende produzierten iPhones werden ohnehin ausverkauft. Da ist die Information, wie viele verkauft wurden, weniger ein Maßstab für die Nachfrage als vielmehr ein Indikator für die Planung und Produktionsfähigkeit des Apple-Konzerns. Für Marktforscher ist der Informationsgehalt also gering.

Ich halte das Argument für nachvollziehbar, ich hatte mich bei den letzten Malen ohnehin schon über genau diesen Informationsgehalt gewundert.

Zudem hat Apple eine Kooperation mit Supermario-Erfinder Nintendo bekannt gegeben. Die Aktie von Nintendo ist daraufhin um 30% angesprungen. Apple sucht wohl nun einen anderen Supermario, nachdem auf den europäischen Supermario (Draghi) im Steuerstreit nicht gezählt werden kann :-)

Wells Fargo hat Apple auf "verkaufen" abgestuft. Die positiven Entwicklungen der vergangenen Wochen seien nun im Kurs enthalten, so der Analyst. Ich denke, er irrt. Mag sein, dass die Aktie kurzfristig im Rahmen einer breiten Marktkorrektur mit nach unten gedrückt wird. Doch nachdem die Apple-Aktie nun von Frühjahr 2015 bis Frühjahr 2016 30% verloren hat, ist nun mit einer sich entwickelnden Dynamik in die andere Richtung zu rechnen. Dazu braucht es keine neuen Absatzrekorde, es reicht schon, wenn der zuletzt rückläufige Absatztrend beim iPhone gestoppt wird. Und das sollte gelingen.

Es gab keine Überraschung seitens Apple in dieser Woche, aber zumindest gewohnt solide Neuerungen. Kurskapriolen werden dadurch nicht erzeugt, der Grundtenor ist jedoch positiv. In meinen Augen nichts wesentlich Neues also, denn den positiven Grundtenor hatte CEO Tim Cook bereits Ende Juli erzeugt, als er die Fehlplanung bei der Produktion der iPhone SEs zugab.

EZB ENTSCHEIDUNG: LEITZINS UNVERÄNDERT

Supermario hat gestern in der Pressekonferenz vom Zettel seiner amerikanischen Kollegin Janet Yellen abgelesen: Sämtliche Zinsen bleiben unverändert, man prüfe jedoch weitere Maßnahmen neben der Zinssetzung, um sich weitere geldpolitische Möglichkeiten zu erschließen.

Die EZB kauft heute schon monatlich für 80 Mrd. Euro Anleihen auf. Nachdem Staatspapiere nicht mehr zu haben sind, wurden nun Unternehmensanleihen mit ins Boot geholt. Einer Berechnung zufolge könnte es bereits im November nicht mehr ausreichend Staats- und Unternehmensanleihen in Europa geben, um der EZB Ankäufe im Volumen 80 Mrd. zu ermöglichen. Neue Instrumente sind also gefragt.

Supermario bleibt seiner Linie treu: Wenn die Medikation nicht mehr wirkt, muss die Dosis erhöht werden. Nichts Neues an dieser Front.

Schauen wir einmal, wie die Märkte auf diese Meldungen reagiert haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES 8.9.16 Woche Δ

Dow Jones 18.480 0,3%
DAX 10.675 1,3%
Nikkei 16.965 0,2%
Shanghai A 3.240 1,1%
Euro/US-Dollar 1,13 0,8%
Euro/Yen 115,18 -0,6%
10-Jahres-US-Anleihe 1,62% 0,05
Umlaufrendite Dt -0,25% -0,07
Feinunze Gold $1.336 2,0%
Fass Brent Öl $49,87 9,5%
Kupfer 2.089 0,5%
Baltic Dry Shipping 792 11,2%


Während der Dow Jones neue Allzeithochs schreibt, gelingt dem DAX noch nicht der Sprung auf ein neues Jahreshoch. Für viele Anleger ist die Entscheidung gefallen: Nach der Rallye in Folge des Brexits im Juli folgte im August eine Verschnaufpause und nun ist es nur noch eine Frage von Tagen, bis der DAX weiter nach oben ausbricht.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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