Alt 30.11.16, 17:18
Standard Das italienische Chaos
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Referendum voraus!

Stabilität - ein wahres Fremdwort, wenn es um italienische Regierungspolitik geht. Matteo Renzi ist der nunmehr achte italienische Regierungspräsident seit dem Jahr 2000. Im Zuge der Reformpolitik erscheint das Vorhaben Renzis also einleuchtend, den Handlungsspielraum des Senats einzugrenzen und somit die Position der Regierung zu stärken. Diese Reform bedarf allerdings der direkten Zustimmung des Volkes, und Matteo Renzi hat bereits angekündigt, bei einer Ablehnung des Referendums am 04. Dezember unverzüglich seinen Stuhl zu räumen.

Mehr Chaos, mehr politisches Tauziehen, mehr Destabilisierung voraus? Ein mögliches „Nein“ am kommenden Sonntag lässt die Brexit-Geister zurückkehren. Marktbeobachter fürchten eine weitere Destabilisierung der gesamten Eurozone. Italien - eine Gefahr für ganz Europa?

Licht und Schatten

Das Referendum wird zwar gerne als „schicksalsträchtig“ bezeichnet, das negative Schock-Potential hält sich jedoch in Grenzen. Angekündigt wurde dieser „Reformplan“ bereits im Oktober 2015, die damit verbundene Unsicherheit wurde dabei längst antizipiert: Auf Jahressicht notiert der italienische Aktienmarkt rund 20 Prozent im Minus. Zudem schätzen Umfragewerte seit längerem schon das „Nein“-Szenario als wahrscheinlichere Variante ein, so dass der negative Überraschungseffekt à la Brexit oder Trump weitaus geringer einzustufen ist. Letztendlich würde ein „Ja“ zum Referendum bedeuten, dass sich neue Chancen für eine stabilere Regierungspolitik und erfolgreiche italienische Reformbemühungen ergeben. „Nein“ würde für eine fortgeführte politische Unsicherheit und Destabilisierung sprechen – wäre das denn wirklich neu?

Schuldentragfähigkeit hat sich verbessert

Die absolute Höhe der italienischen Staatsschulden erscheint bedenklich, allerdings ist die Schuldentragfähigkeit viel entscheidender als die Schuldenhöhe selbst. Hierbei ist bemerkenswert, dass Italien seine Zinslast deutlich reduzieren konnte: Von 3,5 Prozent des BIPs auf nunmehr 3,1 Prozent. Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat ein wertvolles Zeitfenster eröffnet, in dem europäische Staaten ihr Schuldenportfolio zum eigenen Vorteil umstrukturieren konnten. Auch wenn die Reformen stocken, so hat Italien zumindest diese Chance genutzt: Jüngst wurde eine 50-jährige Staatsanleihe mit einem Zins von lediglich 2,8 Prozent begeben.

Erst Italien, dann Europa?

Das italienische Referendum ist beileibe nicht die letzte Etappe auf dem Leidensweg der Euro-Skeptiker. In 2017 stehen Wahlen in Frankreich und Deutschland an, das Erstarken regierungskritischer Parteien oder Personen ist dabei kein rein europäisches Phänomen (wer hätte Donald Trump zu Beginn seiner Kampagne den Wahlsieg zugetraut?). Dieser immer deutlicher werdende Vertrauensverlust in die „politischen Eliten“ ist in der Tat bedenklich. Wie der Brexit-Entscheid eindrucksvoll belegt, sind bei „politischen Umbrüchen“ allerdings keine unmittelbaren Verwerfungen für die Wirtschaft zu befürchten. Für Anleger ergibt sich jedoch sehr wohl eine unmittelbare Gefahr: Kurzfristige Marktreaktionen provozieren emotionale Handlungen und gefährden das Konzept des nachhaltigen Investierens!

Fazit

Das Börsenjahr 2016 wirkt in der Rückbetrachtung wie eine einzige Nervenprobe für Anleger. Disziplin bleibt gefragt! Auch in 2017 wird die eurokritische Stimmung in das skeptische Gesamtbild einfließen und Anleger vor große Herausforderungen stellen. Es gilt weiterhin: Der globale Bullenmarkt ist intakt - daran kann auch die konfuse italienische Politik nichts ändern!

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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