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Wie erwartet wurde Emmanuel Macron zum nächsten Französischen Präsidenten gewählt und wie erwartet hat der DAX seine Freude über dieses Ergebnis nur mit etwas Verzögerung gezeigt: Es folgte ein kurzer Ausverkauf durch Gewinnmitnahmen, doch schon am Montag deckten viele Anleger ihre Absicherungspositionen ein und zogen damit den DAX wieder nach oben.
Viel sensationeller finde ich aber das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahlen in Südkorea: Der ehemalige Menschenrechtsanwalt Moon Jae hat gewonnen. Er hat angekündigt, auf den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un zuzugehen. Das Verhältnis der seit 64 Jahren im Kriegszustand Seite an Seite lebenden geteilten Nation könnte neu verhandelt werden. Böse Zungen behaupten, CIA und Kim Jong-un hätten in den vergangenen Monaten gemeinsam die Beziehungen zueinander eskaliert, um dem Friedensvogel aus dem Süden seine Wähler zu klauen. Um so bewundernswerter ist der Mut des südkoreanischen Volkes, Moon in dieser angespannten Situation eine Chance zu geben. Nicht immer, doch häufig wird der Mut des Tüchtigen belohnt. Ich gebe ihm gute Chancen, in den kommenden zwei bis drei Jahren eine Wiedervereinigung Koreas herbeizuführen. Und dann ist da noch die Entlassung des FBI-Chefs James Comey durch Donald Trump. Das FBI beschäftigt 35.000 Mitarbeiter und verfügt über ein Jahresbudget von 9,5 Mrd. USD. Mit dieser Größe lässt sich das FBI locker in den DAX der 30 größten Unternehmen Deutschlands einsortieren, wobei die politische Bedeutung des FBIs natürlich jedes DAX-Unternehmen übersteigt. Nun, der Chef des FBIs wurde per Federstreich durch Trump entlassen. Landauf und landab lesen wir nun in den kopierenden Massenmedien, dass dieser Schritt dem von Präsident Nixon gleicht, als er dadurch die Aufdeckung der Watergate-Affäre verhindern wollte ... ohne Erfolg, wie wir heute wissen. Ich halte den Vergleich für falsch. Eine wirklich schlüssige Interpretation liefert der US-Jorunalist Robert Parry unter https://consortiumnews.com/2017/05/...eep-state-coup/. Er geht davon aus, dass das FBI sowohl Hillary Clinton (zu streng), als auch Donald Trump (politisch unbedarft) als Präsidenten verhindern wollte. Bei Hillary sei es Comey gelungen. An Trump hingegen habe er sich die Zähne ausgebissen, man wollte die Delegierten der Republikaner dazu bringen, Trump als nicht wählbar zu brandmarken. Das war dann gescheitert. Die Liste an Indizien, die Parry liefert, ist erschlagend und gleichzeitig zeigt er auf, wo das FBI Behauptungen nicht belegen konnte. Natürlich beißt sich die Katze in den Schwanz, wenn er dann als Urheber der einen oder anderen FBI-Aktion gerade die Demokraten nennt, die Geld für die Kampagne beisteuerten, mit der Trumps Wahlkampfteam Kontakte nach Russland nachgewiesen werden sollten. Alles in allem ergibt sich für mich ein Bild eines durch und durch versumpften Washingtons und eines US-Präsidenten, der, wie im Wahlkampf versprochen, tatsächlich mit eiserner Faust auf den Tisch haut und solche Spielchen beendet. Comey sowie eine Reihe weiterer Akteure sind Geschichte. Was sich die Massenmedien nicht erklären können ist, warum die Aktienbörsen nach einem solchen Schlag "gegen die Demokratie" ? nicht in den Keller rauschen. Nein, das Großkapital weiß, dass in Washington mehr geklüngelt wird als in Köln. Und das Großkapital ist dankbar für einen Präsidenten, der einige dieser Verstrickungen aufdeckt. Mag sein, dass er in Sachen Gesundheitsreform, Immigrationsgesetz, Mauerbau, ... nicht wirklich voran kommt, doch dafür wurde er nicht gewählt. Dafür hat er zwar Stimmen bekommen, aber kein Wahlkampfgeld. Wahlkampfgeld hat er dafür bekommen, in Washington als jemand, der nicht zum Establishment gehört, aufzuräumen. Und das tut er und deswegen verhalten sich die Börsen stabil. Sie sehen das richtig: Insgeheim freue ich mich über diesen Erfolg Trumps. Doch gleichzeitig bin ich sehr besorgt darüber, mit wem er die frei gewordenen Stellen ersetzt. Wenn Sie mich fragen: Zerstören darf er, neu aufbauen sollte dann aber ein anderer. UNILEVER CEO POLMAN WEIST BUFFET IN DIE SCHRANKEN Gestern Abend erschien Unilever CEO Paul Polman im US-Fernsehen. Man wollte endlich herausfinden, woran die Übernahme von Unilever durch Kraft Heinz für 143 Mrd. USD gescheitert war. Sie erinnern sich: Im Februar hatte Kraft Heinz ein Übernahmeangebot für Unilever vorgelegt, Unilever hatte das Angebot jedoch umgehend als deutlich zu niedrig abgetan. Dem Tonfall von Unilever war zu entnehmen, dass man einer Übernahme niemals zustimmen würde, zu keinem Preis. Kraft Heinz zog sich daraufhin zurück, denn eine feindliche Übernahme wolle man nicht. Warren Buffet, Großaktionär bei Kraft Heinz, hatte sich ursprünglich für die Übernahme stark gemacht. Seither hat sich der Wert von Unilever um ein Drittel erhöht, damit ist Unilever heute schon deutlich mehr wert, als Kraft Heinz geboten hatte. Das Interview mit Polman gestern war eine einzige Abrechnung mit Warren Buffet. Polman teilte zunächst mit, dass die beiden Geschäftsmodelle nicht zueinander passen würden. Damit spielt er darauf an, dass Unilever überwiegend organisch wächst und teilweise kleine Übernahmen zur Portfolioerweiterung tätigt. Kraft Heinz hingegen wächst schon seit langem nur noch durch Übernahmen, agiert also eher wie ein Marktkonsolidator. Zudem verglich Polman das Markenportfolio von Unilever mit dem Aktienportfolio von Warren Buffet und teilte suffisant mit, dass das Portfolio von Unilever deutlich attraktiver sei als das von Buffet. Zuletzt wies der noch darauf hin, dass doch bitte jeder das tun solle, was er am besten könne. Sprich: Kraft Heinz kann gerne weiter andere Unternehmen aufkaufen, aber nicht Unilever. Denn Unilever werde weiterhin seine Marken ausbauen. Das könne man alleine besser als unter dem Dach von Kraft Heinz. Polman ist seit 2009 CEO von Unilever und hat eine beeindruckende Erfolgsgeschichte hingelegt. Die Aktie ist unter seiner Regentschaft ohne größere Verwerfungen von 13,50 Euro auf nunmehr 49 Euro geklettert. Axe, Ben & Jerrys, Knorr, Rama Dove oder Lipton kennt jeder hier in Europa. Das Chinageschäft hat Polman stark ausgebaut. 5% Gewinnwachstum und eine Dividendenrendite von 3% werden mit einem KGV von 17 belegt. Es ist eine langfristig solide Aktie, die insbesondere in schweren Börsenzeiten Stabilität fürs Depot verleiht. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (11.05.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 20.901 -0,2% 5,8% DAX 12.711 0,5% 10,7% Nikkei 19.962 2,7% 4,4% Shanghai A 3.206 -2,1% -1,3% Euro/US-Dollar 1,09 -1,0% 3,2% Euro/Yen 123,85 0,5% 0,7% 10-Jahres-US-Anleihe 2,40% 0,05 -0,04 Umlaufrendite Dt 0,23% 0,07 0,24 Feinunze Gold $1.224 -0,8% 6,3% Fass Brent Öl $50,82 5,0% -10,4% Kupfer 5.580 0,7% 2,8% Baltic Dry Shipping 1.012 0,8% 9,1% Der Shanghai-Aktienindex ist auf Jahressicht ins Minus gedreht. Nachdem man in China konsequent gegen Spekulanten vorgegangen ist, haben sich viele von der Börse abgewandt. Während weltweit die Konjunktur anzieht, läuft die chinesische Börse gen Süden. Nachdem ich vergangene Woche Alibaba eingehend analysiert habe,werde ich in den kommenden Tagen eine Reihe weiterer chinesischer Aktien untersuchen. Ich gehe davon aus, dass sich da die eine oder andere attraktive Investitionsgelegenheit finden lässt. Heute habe ich irgendwo eine Meldung durchtickern sehen: "...aufgrund der guten Konjunkturdaten in Deutschland muss die EZB sich nun mit einem Ende ihrer lockeren Geldpolitik befassen..." oder so ähnlich. Endlich und höchste Zeit. Aber: Diese Meldung hat das Potential, Anleger zu verschrecken und eine Konsolidierung am Aktienmarkt herbeizuführen. Wie bestellt sind die Renditen entsprechend angesprungen, sowohl in den USA (+0,05%punkte) als auch in Deutschland (+0,07%punkte) werden Anleihen verkauft, das Zinsniveau steigt. Der Ölpreis hat in den vergangenen Tagen eine kräftige Gegenbewegung vollzogen (+5%). Entsprechend ist auch unsere Öl-Aktie diese Woche um 6% angesprungen. Doch ich halte die Gefahr eines weiteren Ausverkaufs am Ölmarkt noch nicht für gebannt, wie Sie in meinem Update zu unserer Ölaktie lesen können. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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