Alt 12.08.17, 00:25
Standard So tickt die Börse: Nordkorea-Konflikt: Wie immer USA gegen China und Russland
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Wo gibt es das, dass ein Militär öffentlich erklärt, man sei für einen Angriff auf eine Insel gerüstet? In Nordkorea hat das Militär diese Antwort auf Donald Trumps "Feuer und Wut" Drohung gegeben. Man sei bereit, sollte der oberste Heeresführer Kim Jong Un den entsprechenden Befehl geben, so das Militär.

Die USA haben erst kürzlich im UN-Sicherheitsrat eine Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea durchgesetzt. Russland muss wohl mit den Zähnen geknirrscht haben, denn der russische Sonderbotschafter verkündete kürzlich im Rahmen seines Nordkorea-Besuchs, man wolle Nordkorea wirtschaftlich nicht isolieren... aber dann frage ich mich, was man denn sonst mit wirtschaftlichen Sanktionen bezwecken will?

Die Sanktionen würden Nordkorea schon sehr schnell in die Ecke treiben, dazu jedoch müssten insbesondere Russland und China die Sanktionen konsequent umsetzen. Doch es sieht mir nicht danach aus, denn der Konflikt in Nordkorea ist wieder einmal vielschichtiger. Weder Russland, noch China wollen sich auf das Spielchen der USA einlassen. Das zeigt sich zum einen darin, dass Öllieferungen bereits von den Sanktionen ausgenommen wurden. Zum anderen zeigt sich das in der Aussage des russischen Sonderbeauftragten. Und zum Dritten, ... aber dazu muss ich ein wenig ausholen.

Genau wie Ost- und Westdeutschland wurde Korea nach dem Zweiten Weltkrieg in eine russische (Nord-) und US-amerikanische (Süd) Besatzungszone geteilt. Japan hatte Korea erobert und Russland und die USA haben das Land befreit. Da Nordkorea ein Opfer war, gab es keinen Grund, die Besatzung lange aufrecht zu erhalten. Die USA entschied also, die Besatzungszonen als eigenständige Länder zu entlassen. Diese Entscheidung wurde in der UN beschlossen, Russland war bei der Abstimmung jedoch aus Protest nicht anwesend.

So formten die USA die "Republik Südkorea". Als Antwort darauf formte Russland die "Demokratische Volksrepublik Nordkorea". Da die USA augenscheinlich kein Interesse an Südkorea hatte, erhob Nordkorea den Anspruch, eine Regierung für Gesamt-Korea zu bilden. Es wurde mithilfe der Russen aufgerüstet und in Südkorea einmarschiert. Durch die Hilfe der USA gelang es jedoch Südkorea, die Nordkoreaner zurückzudrängen und zudem noch nordkoreanische Gebiete zu erobern. Es folgte ein Hin und Her, bis man schließlich einen Waffenstillstand vereinbarte. Dieser hält bis heute an.

Bis heute gibt es also keinen Friedensvertrag in Korea, seit 64 Jahren bildet ein Waffenstillstandsvertrag die Grundlage für die beiden Staaten.

China, damals noch recht unbedeutend, ist heute größter Handelspartner Nordkoreas. Wenn China sich gegen Kim Jong Un stellen würde, wäre das Land in Nullkommanix pleite und Südkorea könnte es übernehmen. Doch wir kommen damit wieder zu der alten Frage: Warum sollten China und Russland zulassen, dass Nordkorea in die westliche Welt aufgenommen wird? Das Land liegt direkt an China, hat ein paar Kilometer Grenze zu Russland (Wladiwostok) und würde somit ein Fremdkörper am östlichen Zipfel Asiens darstellen.

Wer hat also Recht: Die USA, die als Schutzmacht Südkoreas neben den Sanktionen nun auch auf Kriegsrhetorik setzen? Oder die Kommunisten aus China und Russland, die sich gegen ein Eindringen der USA in ihren Kontinent verwehren und dazu lieber Armut in Kauf nehmen? Ich stehe natürlich zu den USA, die der Bedrohung durch Nordkorea ein Ende setzen müssen. Doch ob die Kriegsrhetorik dazu der richtige Weg ist bezweifle ich.

Am 19. Juli wurde bekannt, dass Präsident Trump die militärische Unterstützung der Assad-Gegner in Syrien (ich lese: "der IS") aufgegeben hat. Am 20. Juli verkündet die CIA, dass man über ein "Regime Change" in Nordkorea nachdenke, sprich Kim Jong Un am liebsten absetzen würde - genau wie damals Assad. Am 28. Juli schickt Nordkorea daraufhin eine Rakete in den Himmel und lässt durchsickern, dass man nun Atombomben 10.000 km transportieren könne. Und so schaukelt sich das nun weiter hoch, hin zur "Feuer und Wut" Rede von Trump und der Drohung seitens des südkoreanischen Militärs, die Insel Guam anzugreifen.

Wo ist eigentlich Kim Jong Un? Nun, wenn er nicht ganz dumm ist, dann versteckt er sich spätestens seit dem CIA-Gerede um das "Regime Change".

US-Außenminister Rex Tillerson, der als korrupter Öl-Lobbyist verschrien ist, zeigt sich noch am vernünftigsten. Er erklärt den Nordkoreanern, dass es lediglich um die Atombombe gehe, die eine Bedrohung aus Sicht der USA darstelle. Man strebe eben keinen Regime Change an, sondern wolle nur diese Bedrohung in den Griff bekommen. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Meldungen, dass Nordkorea schneller mit der Atomwaffenentwicklung voranschreite, als man dies erwartet habe, und das sei nur mithilfe der Chinesen oder Russen möglich.

Wir sind also wieder mitten drin im Konflikt West gegen Ost, Demokratie gegen Kommunismus, USA gegen Russland und China. Mit einem Federstrich könnten Russland und China dafür sorgen, dass Nordkorea zur "Vernunft" kommt. Doch wenn sie sich die geographische Lage anschauen, werden sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, Nordkorea aufzugeben und damit die Grenzen nach Südkorea zu öffnen. Zu frisch sind die Erinnerungen Russlands an die Entwicklungen in Osteuropa. Die NATO rückt Russland immer stärker auf die Pelle.

Soweit meine laienhafte Einschätzung zum Nordkorea-Konflikt. 1999 hat Donald Trump in einem Fernsehinterview gesagt, er würde lieber heute noch in Nordkorea einmarschieren und für Ordnung sorgen, als fünf Jahre zu warten, bis das Land eine Atombombe habe. Heute, 18 Jahre später, hat Nordkorea vielleicht die entsprechende Technologie, vielleicht auch noch nicht. Nach unseren Erfahrungen in der arabischen Region und vor dem Hintergrund, dass die USA sich dort nun ein wenig zurückhalten wollen, will ich leider nicht ausschließen, dass die Geschichte in Nordkorea noch deutlich eskaliert, bevor eine Lösung in Sicht kommt.

Mein zynischer Tipp an Russland und China: Warum nicht eine Wiedervereinigung Koreas herbeiführen unter Leitung des reichen Südkoreas? Hat in Deutschland auch funktioniert und nur 20 Jahre später wählt sich das vereinte Volk eine Ostdeutsche an die Spitze, die mit meiner Ansicht nach planwirtschaftlichen Eingriffen die Solarbranche, die Energiewirtschaft und nun vielleicht noch die Autoindustrie in die Verantwortung nimmt, ohne ihnen einen Ausweg für die Zukunft zu lassen.

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES (10.08.2017) Woche Δ Σ '17 Δ

Dow Jones 21.844 -0,8% 10,5%
DAX 12.014 -1,2% 4,6%
Nikkei 19.730 -1,5% 3,2%
Shanghai A 3.416 -0,3% 5,1%
Euro/US-Dollar 1,18 -1,0% 11,8%
Euro/Yen 128,23 -2,0% 4,3%
10-Jahres-US-Anleihe 2,21% -0,02 -0,23
Umlaufrendite Dt 0,20% -0,05 0,21
Feinunze Gold $1.286 1,3% 11,6%
Fass Brent Öl $52,08 -0,2% -8,2%
Kupfer 6.416 2,0% 18,3%
Baltic Dry Shipping 1.092 6,7% 17,7%



Der DAX ist nun unter meine Unterstützung bei 12.100 Punkten gerutscht und hat damit weiteres Korrekturpotential, wie die Charttechniker so schön sagen. Insbesondere der Umstand, dass der Dow Jones bislang noch gar nicht korrigiert hat, macht mich nachdenklich. In den USA ist eine Korrektur fällig, der Nordkorea-Konflikt liefert nun den Auslöser. Wenn ich mir die Dimension des Nordkorea-Konfliktes anschaue, dann fällt es mir schwer, an den typischen Korrekturverlauf zu glauben: Nach zwei bis drei Tagen wäre sonst der Spuk vorbei. Sollte es diesmal ebenso schnell vonstatten gehen, würde ich mich auf eine Wiederholung der Korrektur bzw. spätere Fortsetzung einstellen.

Ein Funken Hoffnung kommt aus den Währungsmärkten, der Euro hat um 1% nachgegeben und das stützt unseren Exportindex DAX. Noch ist von der Stütze zwar nicht viel zu sehen, doch wenn der Euro weiterhin einen Teil seiner jüngsten Kursgewinne abgibt, dann dürfte die Korrektur im DAX deutlich kleiner ausfallen als das, was ich für den Dow Jones erwarte.

Es wird wieder von Krieg gesprochen und entsprechend steigt der Goldpreis (+1,3% in US-Dollar, +3% in Euro). Gerade in solchen Börsenphasen zeigt sich die wichtige Bedeutung der Goldposition: Zum einen für die Nerven, zum anderen für die Depot-Performance. Unser Heibel-Ticker Portfolio hat diese Woche um 0,1% zugelegt, während die internationalen Aktienindizes um 1% abgerutscht sind.

Der Ölpreis stabilisiert sich auf brauchbarem Niveau. Das Kupfer steigt an, wie auch der Baltic Dry Verschiffungsindex, beides gute Indikatoren für die chinesische Konjunktur. Dort wird im Herbst der neue 5-Jahresplan erarbeitet. Im Vorfeld dieser wichtigen Tagung wird es aus China vermutlich keine negativen Meldungen geben, sondern nur positive Konjunkturüberraschungen, damit die Tagung in "guter Atmosphäre" stattfinden kann.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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