Alt 10.03.18, 14:51
Standard Rentenreport KW 10: Die Geheimsprache der EZB
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Scheinbar ändert sich nichts – aber nur scheinbar. Wenn sich die europäischen Währungshüter treffen, um über den Leitzins im Euroraum zu entscheiden, müssen Marktbeobachter oft zwischen den Zeilen lesen. So war es auch bei der jüngsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Die amtliche Verlautbarung: Der Leitzins bleibt auf dem historisch niedrigen Niveau von null Prozent. Für mehr Gesprächsstoff sorgte aber, was nicht gesagt wurde: In der Erklärung der EZB fehlt der übliche Hinweis, dass die Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm wieder ausweiten und verlängern könnte, wenn die wirtschaftliche Entwicklung schlechter wird. (Dieser Hinweis fand sich seit Dezember 2016 in jeder Mitteilung.) Dies deutet auf eine baldige Kehrtwende der ultralockeren Geldpolitik der vergangenen Jahre hin. Volkswirte argumentieren, die EZB braucht diese Option aufgrund des merklichen Aufschwungs in der Eurozone nicht mehr. Ob und wann die EZB nun der US-Notenbank folgt und an der Zinsschraube dreht, ist noch unklar. Während die einen bereits im Herbst damit rechnen, erwarten die anderen die ersten Schritte erst im kommenden Jahr. Zu große Euphorie wollte EZB-Chef Mario Draghi dann doch nicht aufkommen lassen, auch im Hinblick auf die Inflation. Zwar liege die Inflationsrate bei 1,4 Prozent, und das voraussichtlich bis zum Jahresende. Allerdings entwickelten sich die zugrundeliegenden inflationstreibenden Preise noch nicht zufriedenstellend. Außerdem warnte er angesichts der drohenden Strafzölle aus den USA vor den Risiken eines „wachsenden Protektionismus“. Dies könne das Wachstum in der Eurozone gefährden.

Bundes- / Staatsanleihen

Zehnjährigen Bundesanleihen rentieren aktuell bei 0,65 Prozent. Für einige Experten ist die Ein-Prozent-Marke wieder in Sichtweite. So gehen die Geldhäuser der Dekabank, der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der NordLB davon aus, dass dies im September geschieht. Dies erklärten sie bei der halbjährlichen Zinsprognose-Pressekonferenz öffentlicher Banken, die der Bundesverband öffentlicher Banken (VÖB) ausrichtet. Steigende Anleiherenditen gehen mit sinkenden Anleihekursen einher: Der Euro-Bund-Future, der die Entwicklung zehnjähriger deutscher Bundesanleihen widerspiegelt, gab etwas nach und notierte bei rund 157 Punkten. Auch die Renditen von US-amerikanischen Staatsanleihen haben zugelegt. Als ein Grund dafür gilt der Rücktritt des vergleichsweise liberalen US-Regierungsberaters Gary Cohn. Richtungweisende zehnjährige Anleihen rentierten mit 2,88 Prozent.


Anlegertrends

Strafzoll belastet Anleihen von ThyssenKrupp

Wegen der Diskussion um Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahlimporte geriet nicht nur die Aktie von ThyssenKrupp in Bedrängnis. Auch Anleihen des Unternehmens wurden verstärkt verkauft (z.B. WKN wkn:A14j57; WKN: A14J58, WKN: A2BPET, WKN: A2AAPF): Die Papiere gaben bis zu einem Prozent nach. Die weitere Entwicklung der Anleihen hängt jetzt auch davon ab, wie der Streit um den Stahl ausgeht. (Stand: 8. März)

Hohe Volatilität in den Nachrang-Anleihen der HSH Nordbank

Auch zwei Nachrang-Anleihen der HSH Nordbank werden rege an der Börse Stuttgart gehandelt. So schwanken die 500 Millionen Euro schwere Anleihe mit der WKN 542696 und einem Zinssatz von 1,990 Prozent p.a. sowie die Anleihe mit der WKN A0EY63, mit einem Emissionsvolumen von 500 Millionen Dollar und einem Zinssatz von 7,250 Prozent p.a. aktuell stark. Beide Anleihen sind mit einer Mindeststückelung von 1.000 Euro bzw. USD nominal handelbar. Hintergrund ist, dass der Verkauf der HSH Nordbank durch Hamburg und Schleswig-Holstein an die Finanzinvestoren Cerberus und J.C.Flowers bei einigen Anleihegläubigern kritisch gesehen wird: Wegen der bevorstehenden Transformationsphase würden beispielweise Ausschüttungen auf die begebenen Hybridkapitalinstrumente nicht wie erwartet im Geschäftsjahr 2020, sondern erst 2024 geleistet, hatte die HSH Nordbank angekündigt.

Axa-Anleihe im Fokus der Anleger

Zu den Umsatzspitzenreitern an der Börse Stuttgart zählte diese Woche außerdem die Unternehmensanleihe der Axa (WKN A0DEGR), dem fünftgrößten Versicherer in Deutschland. Der Bond mit einem Volumen von 375 Millionen Euro wird mit 0,969 Prozent p.a. verzinst und kann mit einer Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal gehandelt werden. Aktuell notiert das Papier bei 93,60. Durch die Übernahme der amerikanischen Industrie- und Rückversicherer XL Group durch die Axa, in Höhe von 15,3 Milliarden Dollar kam es zu größeren Verkäufen in der Anleihe.
Solche Übernahmen wirken sich auf Anleihen kurzfristig eher negativ aus, da die Kosten für den Erwerb dann nicht zur Schuldentilgung zur Verfügung stehen.


Börse Stuttgart TV

Italien-Wahl: Wie schlimm ist der politische Stillstand?

Italien hat gewählt und das Ergebnis bedeutet faktisch politischen Stillstand. Ein Grund zur Sorge? Alles halb so schlimm – sagt Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Warum er die Situation so gelassen sieht und wie er den drohenden Handelskrieg mit den USA einschätzt verrät er im Interview mit Börse Stuttgart TV.



Quelle: boerse-stuttgart AG
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