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Ich bin heute und morgen auf der Invest in Stuttgart, heute früh hatte ich bereits meinen Auftritt auf der Handelsblatt-Bühne: Was ist die größere Gefahr für die Aktienmärkte, wurde ich gefragt: der geopolitische Konflikt zwischen den USA und Russland um Syrien, oder aber der drohende Handelskrieg mit China?
Pest oder Cholera? Wer Trumps Strategie des Angriffsschach verstanden hat und seine "Dealmaking"-Ambitionen kennt, der weiß, dass wir keine Ruhe bekommen werden. Aber in der abgelaufenen Woche waren die Tweets des US-Präsidenten etwas moderater. Immerhin hat er seine Drohung, Raketen auf Syrien zu schießen, relativiert. Zu Amazon hat er in der abgelaufenen Woche gar nichts getwittert, Amazon konnte allein gestern 1,5% zulegen. Sogar das Trans-Pazifische Handelsabkommen TPP nannte Trump als mögliches Gesprächsthema, sofern die Bedingungen deutlich besser wären, als im bisherigen Vorschlag vorgesehen. Und so konnten die Aktienmärkte einmal zeigen, was in ihnen steckt, der DAX ist diese Woche um 0,9% angesprungen, am heutigen Freitag kommt noch ein gutes Stückchen dazu. Vor 10 Tagen schlug mein "Panik-Indikator" an, ich erhielt eine ganze Reihe von E-Mails von Kunden, die mit panischem Tonfall fragten, ob sie nun nicht alle Aktien aus ihrem Portfolio verkaufen sollten. Meine Standardantwort war: Nein, Panik ist kein guter Ratgeber. Wer damals in Panik geraten war, der sollte jedoch heute ein paar Positionen verkleinern und sich zumindest ausreichend Cash beschaffen, um den nächsten Ausverkauf nervlich etwas besser durchzustehen. Denn der nächste Ausverkauf wird nicht lange auf sich warten lassen, fürchte ich. Inhaltlich ist diese Woche nicht viel passiert. Ab heute beginnt die Berichtssaison und im Vorfeld der zu erwartenden Quartalszahlen und Unternehmensprognosen ist vielen Anlegern bewußt geworden, dass die gute Gewinnsituation zu günstigen Aktienbewertungen geführt hat. Wenn Trump nicht mit einem Tweet dazwischen funkt, dürften die kommenden Tage positive Impulse seitens der Quartalsberichte erhalten. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich geschlagen haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES 12.04.2018 Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 24.485 -0,1% -1,4% DAX 12.415 0,9% -3,9% Nikkei 21.659 0,1% -4,9% Shanghai A 3.331 1,6% -3,8% Euro/US-Dollar 1,23 0,7% 2,7% Euro/Yen 132,16 0,7% -2,1% 10-Jahres-US-Anleihe 2,83% 0,00 0,41 Umlaufrendite Dt 0,33% -0,02 0,05 Feinunze Gold $1.338 0,8% 2,7% Fass Brent Öl $71,69 5,2% 7,7% Kupfer 6.755 2,0% -5,6% Baltic Dry Shipping 993 4,2% -27,3% Bitcoin 7.900 16,7% -43,2% Mit jedem Tag, an dem Trump kein neues Fass aufmacht, steigen die Aktienmärkte höher. So haben sich die wichtigsten Indizes inzwischen klar von ihren - ach so wichtigen - Unterstützungen nach oben abgesetzt, es gibt einen ordentlichen Puffer für den nächsten Trump-Tweet. Insbesondere Shanghai hat die beschwichtigenden Worte von Präsident Xi positiv aufgenommen, der Shanghai A Index ist um 1,6% angesprungen. Doch wie schon vor einer Woche gesagt: Der Handelsstreit ist damit vorerst nicht eskaliert. Xi hat zwar blumige Worte gewählt, aber Taten fehlen noch. Und dafür ist Xi bekannt: Mit Worten die Wogen glätten und hoffen, dass das Problem damit aus der Welt, oder zumindest aus der Öffentlichkeit ist. Doch ich fürchte, bevor eine Lösung im Handelsstreit gefunden werden kann, wird es zuerst nochmals turbulenter werden. Die Wechselkurse bewegen sich derzeit nicht besonders stark. Es gibt derzeit kein Land, dass sich besser oder schlechter aus den geopolitischen Problemen herauswinden kann. Die Rendite auf dem Anleihemarkt ist weiterhin kaum angestiegen, in Deutschland sogar leicht gefallen. Es wird meiner Einschätzung noch sehr lange dauern, bis wir hierzulande steigende Zinsen auch im langfristigen Kreditbereich sehen werden. Das Gold war zwischenzeitlich in dieser Woche mal kräftig angesprungen, doch der zwischenzeitliche Gewinn wurde wieder abgegeben. Da regt sich was, aber zum nachhaltigen Ausbruch nach oben hat es noch nicht gereicht. Warten wir weiter ab. Der Ölpreis ist vor dem Hintergrund der wieder angestiegenen Spannungen in den arabischen Ländern und insbesondere in Syrien weiter angestiegen. Das kommt natürlich insbesondere Saudi Arabien zupass, denn dort plant man den weltweit größten Börsengang mit dem staatlichen Ölkonzern Saudi Aramco. Und der Bitcoin lebt doch noch: Nach der Korrektur von zwei Dritteln seiner in den vergangenen zwei Jahren erzielten Kursgewinne konnte der Bitcoin diese Woche wieder deutlich anspringen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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