Alt 05.05.18, 11:15
Standard So tickt die Börse: Handelsstreit USA-China dominiert Aktienmarktgeschehen
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Es ist viel passiert, aber wenig davon ist relevant.

In den vergangenen Tagen dominierten Unternehmenszahlen die Schlagzeilen, aber die Handelsaktivitäten dominierte das, was nicht veröffentlicht wurde: Eine sehnlichst erwartete Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Der Handelsstreit überschattet derzeit alles, belastet die Stimmung und dominiert die Reaktionen auf Quartalszahlen - bzw. dominiert sogar die Unternehmensprognosen.

So hat Caterpillar beispielsweise in der Analysten-Telco im Anschluss an die hervorragenden Quartalszahlen von einem Wendepunkt gesprochen: das Geschäft sei vorläufig am Zenit angelangt. Daraus folgt, dass es nicht mehr besser werden kann, also wird es schlechter.

Dieser Kommentar hat die gesamte Industriebranche belastet. Kein Wunder, die Auseinandersetzung um den Handelsstreit zieht sich nun schon einige Monate hin und in der Industrie sind erste Auswirkungen zu spüren: Es wird nicht mehr so freudig investiert, dadurch reduzieren sich die Wachstumsaussichten und das spiegelt sich dann in der Unternehmensprognose von Caterpillar wider. Die Ungewissheit belastet.

Derweil berichtete auch United Technologies herausragende Zahlen, IBM liefert eine Dividendenrendite von 4% ab und Goldman Sachs profitiert von der Marktvolatilität. Northrop Grumman hat seine Prognose angehoben, weil weltweit die Verteidigungsausgaben (Rüstungsausgaben) steigen. Der neue US-Außenminister Mike Pompeo fliegt als erste Amtshandlung nach Israel und Saudi Arabien, um neue Anschuldigungen an den Iran auszusprechen und den Partnern Unterstützung (sprich: Waffen) zuzusagen. Trotzdem sind all diese Aktien in den vergangenen Tagen tendenziell gefallen.

Es kommt mir vor, Anleger als auch Unternehmenslenker schauen auf die Verhandlungen zwischen den USA und China wie das Kaninchen auf die Schlange. Alle Aktien, die irgendwie mit China, mit Trump-Tweets oder mit Rohstoffen in Verbindung gebracht werden können, können nicht ansteigen.

Heute enden die zweitätigen Verhandlungen zwischen China und den USA und alles, was bislang bekannt wurde, ist, dass die USA von China verlangen, das 200 Mrd. USD / Jahr umfassende Handelsdefizit bis 2020 zu beseitigen sowie jegliche IT-Unterstützung seitens der chinesischen Regierung einzustellen. China habe diese Forderungen als "unfair" bezeichnet.

US-Finanzminister Steven Mnuchin und der Wirtschaftspolitische Sprecher Larry Kudlow werden vermutlich heute im Laufe des Tages noch eine offizielle Stellungnahme zu den Verhandlungen geben. Derweil freut sich US-Präsident Trump in einem Tweet auf ein "baldiges" Treffen mit seinem guten Freund Xi (Chinas Präsident). Ist das ein vorweggenommenes Verhandlungsergebnis oder nur Verhandlungstaktik?

Am Währungsmarkt ist man offensichtlich ein wenig optimistischer, denn die guten Unternehmenszahlen sprechen für die gute Konjunktur in den USA und das wiederum zieht Investitionen und Anlagegelder ausländischer Investoren an. der US-Dollar ist gefragt, der Wechselkurs ist gegenüber dem Euro in den vergangenen Tagen kräftig angestiegen (sprich: Der Euro ist gefallen).

Der schwache Euro wiederum, erstmals seit Jahresbeginn unter 1,20 USD/EUR, befeuert natürlich den Export in Deutschland und so kann der DAX - im Gegensatz zu seinen US-Pendants - weiter zulegen. Mit 12.800 Punkten wurde gestern die obere Begrenzung meiner derzeit bestehenden Handelsspanne erreicht, nun folgt eine Konsolidierung.

Sowohl EZB-Chef Mario Draghi als auch Fed-Chef Jay Powell ließen die Zinsschraube auf den jüngsten Sitzungen unangetastet. Beide sprachen über die Konjunkturentwicklung, die erste Kratzer zeige, und die Inflationsentwicklung, die noch nicht ganz so stark sei wie gewünscht. Vorerst wird also nichts getan.

Für mich überraschend war jedoch die Anhebung der Inflationserwartung für 2019 durch die EZB von 1,6% auf 1,7%. Auch das erwartete Wachstum wurde angehoben, von 1,9% auf 2,0%. Wenn die EZB ihre Prognosen kontinuierlich anheben muss, dann ist irgendwann das niedrige Zinsniveau fällig. Doch um die erste Zinserhöhung so weit wie möglich hinauszuschieben, hat man die Inflationserwartung und auch das Wachstum für die ferne Zukunft gleich wieder entsprechend gesenkt.

Die Aussetzung der Importzölle auf Stahl und Aluminium für Europa wurde durch Trump gerade um einen Monat bis Ende Mai verlängert. Ein bisschen führte auch diese Entscheidung wohl dazu, dass der DAX so viel besser lief als seine US-Pendants. Doch ich würde uns nicht in Sicherheit wiegen.

Denn Trump arbeitet ein Wahlversprechen nach dem anderen ab. Der Umstand, dass die Europäer vorerst vom Handelsstreit ausgenommen wurden, ist vielleicht nur Kapazitätsgründen zuzuschreiben: Trump kann sich nicht gleichzeitig mit allen Ländern der Welt anlegen. Als erstes waren die Chinesen dran, doch seine Kritik am hohen Exportüberschuss Deutschlands bleibt bestehen. Auch hat er seine Sticheleien gegenüber der NAFTA noch lange nicht eingestellt. Ich erwarte, dass die vorläufig ausgesetzten Zölle gegenüber Europa nach einer Einigung mit China aktiviert werden.

Kritikpunkte hat Trump genug, insbesondere gegenüber Deutschland hat er eine lange Liste von Kritikpunkten:

- Stahl- und Aluminiumzölle sind sicherlich nur der Auftakt, eigentlich schweben ihm Autozölle vor, die in Europa wesentlich höher sind als in den USA. Mag sein, dass deutsche Autobauer in den USA produzieren, insbesondere für BMW trifft das zu. Doch es wird auch viel in Mexiko produziert und das sieht Trump vor dem Hintergrund der in seinen Augen nachteiligen NAFTA-Regelungen ebenfalls kritisch.

- Über Nord Stream 2 beliefert Russland Deutschland mit billigem Gas, Trump möchte aber lieber sein US-Gas verkaufen. Immerhin hat er mit seiner Kritik an Nord Stream 2 Merkel bereits dazu gebracht, Sanktionen gegenüber Russland umzusetzen. Dennoch ist ihm Nord Stream 2 ein Dorn im Auge.

- Trump hat auch schon dafür gesorgt, dass der Verteidigungsetat in Deutschland aufgestockt wird. Das ist ihm natürlich noch immer nicht genug, er poltert auch an dieser Front. Ich kann das durchaus verstehen, denn viel zu lange hat Deutschland die Sicherheit unter dem US-Schutz genossen, ohne dafür zu bezahlen.

- Die Klimaziele von Paris, die Trump aufgekündigt hat, wird Deutschland vermutlich verfehlen. Auch an dieser Front wird Trump Merkel unter Druck setzen, etwas zu ändern.

So gesehen hat Deutschland in den anstehenden Verhandlungen keine besonders gute Karten. Genau wie China wird Deutschland dann als Trittbrettfahrer an den Pranger gestellt und zu Zugeständnissen gezwungen. Die DAX-Rallye sollten wir also genießen, solange es noch geht.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES 03.05.2018 Woche Δ Σ '18 Δ

Dow Jones 23.844 -1,9% -4,0%
DAX 12.690 0,7% -1,8%
Nikkei 22.473 0,0% -1,3%
Shanghai A 3.248 0,6% -6,2%
Euro/US-Dollar 1,20 -1,0% -0,1%
Euro/Yen 130,84 -1,1% -3,1%
10-Jahres-US-Anleihe 2,95% -0,01 0,53
Umlaufrendite Dt 0,38% -0,04 0,10
Feinunze Gold $1.313 -0,4% 0,7%
Fass Brent Öl $73,58 -0,1% 10,5%
Kupfer 6.784 -0,2% -5,2%
Baltic Dry Shipping 1.376 1,1% 0,7%
Bitcoin 9.638 3,2% -30,7%



Während der Dow Jones seit Montag vormittag also 1,9% abgab, legte der DAX um 0,7% zu. Als Grund dafür habe ich vor allem die Wechselkursentwicklung ausgemacht, der Euro hat gegenüber dem US-Dollar 1% verloren und notiert aktuell erstmals in diesem Jahr knapp unter 1,20 USD/EUR.

Wie von mir bereits mehrfach beschrieben ist die Spekulation auf unweigerlich steigende Zinsen in der Zukunft seit einigen Monaten so überlaufen, dass genau das Gegenteil passiert: Die US-Rendite der 10 Jahre laufenden Staatsanleihe ist wieder unter 3% zurückgefallen, die Umlaufrendite in Deutschland ist um 0,04%punkte auf inzwischen nur noch 0,38% gefallen. Steigende Zinsen kann ich bei den längeren Laufzeiten nicht sehen.

Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist angesprungen, doch in der Logistikbranche spricht man eher von fehlenden Transportkapazitäten (Schiffen) als von einer anziehenden Nachfrage. Sollte es wirklich sein, dass die Flut an Schiffen, die im Rahmen der Finanzkrise finanziert wurde, inzwischen abgebaut wurde? Dafür spricht auch ein Nebensatz im Quartalsergebnis der Deutschen Bank, die von einem überraschend guten Verlauf der Schiffsfinanzierungen sprach.

Und der Bitcoin scheint seine Korrekturphase beendet zu haben. Nach dem kurzzeitigen Abtauchen unter 7.000 USD hat er nun wieder Kurs auf 10.000 USD genommen. Damit sind wir noch weit entfernt von seinem Hoch Ende letzten Jahres bei 20.000 USD, aber immerhin ist der vermeintlich bevorstehende Exodus der Kryptowährung nochmal verschoben worden.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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