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Neues zum Handelskonflikt.
In dieser Woche hat die US-Regierung verkündet, effektiv zum 24. September 2018 Strafzölle in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Güter mit einem Warenwert von 200 Milliarden US-Dollar zu verhängen. Im Jahr 2019 sollen diese Zölle auf 25 Prozent angehoben werden. Kombiniert mit den bereits existierenden Strafzöllen auf Importe in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar sind somit ab nächster Woche 250 Milliarden US-Dollar chinesischer Importware von Strafzöllen betroffen. Auf die zu erwartenden Gegenmaßnahmen Chinas hat US-Präsident Donald Trump bereits die nächsten Schritte in Aussicht gestellt: Man würde auch nicht zögern, die gesamte Palette chinesischer Importe mit Strafzöllen zu belegen - der verbleibende Warenwert beläuft sich aktuell auf 267 Milliarden US-Dollar. China hält mit Die Reaktion der chinesischen Regierung lässt dann auch nicht lange auf sich warten. Ebenfalls zum 24. September, wurde verkündet, werde man Strafzölle in Höhe von fünf bis zehn Prozent auf US-Importe in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar verhängen. Diese Ankündigung stellt eher eine positive Überraschung dar, da Strafzölle von 10 bis 25 Prozent im Vorfeld erwartet wurden. In Summe sind ab nächster Woche also US-Importe in Höhe von 110 Milliarden US-Dollar von chinesischen Strafzöllen betroffen. Erwartungshaltung vs. Realität Die kurzfristige Reaktion der Aktienmärkte auf diese Maßnahmen fällt relativ gelassen aus. Das erscheint logisch, denn die Sanktionen beider Seiten wurden schon vor Monaten angekündigt und hielten somit kein negatives Überraschungspotential für die Marktteilnehmer bereit. Der „Handelskrieg“ ist also ein schönes Beispiel dafür, dass Märkte in die Zukunft blicken, alle bekannten Informationen unmittelbar einpreisen und die Wahrscheinlichkeiten für verschiedene Szenarien durchspielen. Millionen von Marktteilnehmern bringen ihre eigene Erwartung durch Kauf- und Verkaufsaufträge ein und der Markt spiegelt eine transparente Bewertung wider, die stark von der Erwartungshaltung an die unmittelbare Zukunft abhängt. Man stelle sich vor, diese Sanktionen wären plötzlich und unverhofft an die Oberfläche gelangt. Die Erwartungshaltung der Anleger hätte sich schlagartig verändert und der Markt hätte diesen negativen Einfluss schnell - womöglich im Rahmen einer kurzen, heftigen Korrektur - eingepreist. Für Anleger ist somit entscheidend, wie negative Nachrichten in der aktuellen Marktphase zu lesen sind. Ja, Strafzölle sind negativ - sie hemmen den freien Handel und dämpfen die Marktstimmung. Viel wichtiger ist aber die Frage: Welches negative Überraschungspotential steckt in dieser Situation? Gehen viele Marktteilnehmer vom Worst Case aus, wird jede Kompromisslösung zum positiven Faktor. Das Schreckgespenst geht immer noch um, dass der Handelskonflikt die globale Wirtschaft lähmen wird - dem wird nicht so sein, selbst wenn China und die USA ihre gegenseitigen Importe solange mit Strafzöllen belegen, bis ihnen die frei gehandelten Waren ausgehen. Fazit Nicht nur zahlreiche Anleger agieren zögerlich, auch zahlreiche Unternehmen halten sich bedeckt. Banken sind besser kapitalisiert, als es die aktuelle Diskussion (Lehman 2.0) vermuten lässt. Die Vorsichtsmaßnahmen für den möglichen Brexit laufen auf Hochtouren: Beispielsweise wird BMW sein Werk im britischen Oxford direkt nach dem Brexit-Termin für einen Monat schließen, um Engpässe bei Zulieferern zu vermeiden. Der Umgang mit negativen Einflussfaktoren zeigt: Wir befinden uns in einer vorsichtigen Phase. Für Anleger schafft diese Tatsache positive Rahmenbedingungen - das negative Überraschungspotential bleibt begrenzt. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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