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Erstmals in den zehn Jahren, die ich ein Portfolio beispielhaft im Heibel-Ticker führe, haben wir mit einem Minus abgeschlossen: -14,3% sind zwar besser als die -18,3% des DAX, aber mein Anspruch war es stets, auch in schlechten Jahren zumindest mit einer schwarzen Null aus dem Rennen zu gehen. Das ist dieses Mal gründlich misslungen. Um so wichtiger ist eine ordentliche Fehleranalyse, um dieses Malheur für die Zukunft möglichst zu vermeiden.
Bis Ende November lagen wir mit -5% noch verhältnismäßig gut, während gleichzeitig der DAX bereits -13% zum Jahresbeginn verloren hatte. Doch dann wurden die beiden von mir als die wichtigsten Bärentreiber definierten Gründe ausgeräumt und wir stiegen ein, während die Aktienmärkte dann ihren Sturzflug nochmals beschleunigten. Wie konnte es zu dieser Fehleinschätzung kommen? Ich hatte zwei Bösewichte ausgemacht: US-Notenbankchef Jay Powell und US-Präsident Donald Trump. Powell hatte Anfang Oktober angekündigt, im Dezember den US-Leitzins um ein Viertel Prozent zu erhöhen und im Jahr 2019 drei weitere Zinserhöhungen folgen zu lassen. Er ignorierte mit dieser Aussage die sich zu diesem Zeitpunkt bereits schnell verschlechternden Konjunkturdaten. Und steigende Zinsen bei nachlassender Konjunkturdynamik haben in der Vergangenheit stets zu einer Rezession geführt, die natürlich bereits im Vorfeld von einem Aktienmarktcrash angekündigt wurde. Ich forderte also von Powell, seine Aussage der drei Zinserhöhungen für das Jahr 2019 zurückzunehmen. Er tat das auch Mitte November im Rahmen eines Interviews bei Rob Kaplan, Fed-Präsident von Dallas, indem er betonte, dass er natürlich zu jeder Notenbanksitzung die konjunkturelle Lage beurteilen werde und entsprechend der sich dann ergebenden Situation über weitere Zinsschritte entscheiden werde. Für mich war das ausreichend, doch für andere Marktteilnehmer nicht. Der Aktienmarkt setzte seinen Abwärtstrend fort. Kurz vor Weihnachten erhöhte Powell dann, wie angekündigt, den Leitzins um ein Viertel Prozent und stellte für das Jahr 2019 weitere zwei (nicht mehr drei) Zinsschritte in Aussicht. Hoppla, da waren wir wieder bei den kategorischen Zinsschritten, die unabhängig von der jeweiligen konjunkturellen Situation vorgenommen werden müssen, wenn sich Powell nicht Lügner schimpfen lassen will. Katastrophal. Ich frage mich, warum die anderen Marktteilnehmer sein Interview Mitte November nicht ernst genommen haben. Warum wurden die Aktienmärkte trotz seiner relativierenden Aussage ausverkauft? Ist es vielleicht gar nicht die Zinspolitik, die den Bärenmarkt verursacht? War der Bärenmarkt vielleicht überfällig und Powell kann tun und lassen, was er will? Ich werde in meinem Ausblick näher auf diese Frage eingehen. Donald Trump setzt China unter Druck und erhöht den Druck kontinuierlich. Es hat den Anschein, dass China es ihm gar nicht recht machen kann, denn immer wieder kommt er mit neuen Vorwürfen: Von Zöllen ging es zu Handelsbeschränkungen wie der Vorgabe, bei jedem Joint Venture mindestens 51% in chinesischer Hand zu belassen. Dann kamen die Vorwürfe der Wirtschaftsspionage. Der Höhepunkt der Vorwürfe war wohl die Rede von Vizepräsident Mike Pence von Anfang Oktober, in der er China vorwarf, in das Verhalten von Chinesen im Ausland einzugreifen. Es folgte noch der Vorwurf des staatlich gesteuerten Cyberangriffs auf Marriott sowie die Verhaftung der CFO von Huawei, weil ihre Firma das Handelsembargo mit dem Irak gebrochen habe. Ende November sprachen Chinas Präsident Xi und Trump miteinander und verkündeten im Anschluss den Durchbruch der Verhandlungen. Seither setzt China einige Forderungen um: Reis aus den USA wird gekauft, die 51%-Regel wird überarbeitet, Fusionen und Übernahmen, die zuvor blockiert wurden, werden genehmigt. In meinen Augen ist Land in Sicht. Doch an den Aktienmärkten glaubt man das nicht, der Ausverkauf beschleunigte sich im Anschluss an diese positiven Signale. Ich habe mir nun bereits einige Jahresausblicke für 2019 durchgelesen und in den USA spricht man derzeit von der Gefahr eines dauerhaften Kalten Krieges zwischen den USA und China. Vergleiche zur Sowjetunion werden gezogen. Ich halte das für übertrieben, aber Schwarzmaler nehmen diese Szenarien derzeit dankbar auf, weil der Aktienmarkteinbruch anders kaum noch zu erklären ist. Aber vielleicht habe ich mich auf die falschen Themen konzentriert: in den USA als auch bei uns in Deutschland herrscht Vollbeschäftigung. Gleichzeitig entziehen sämtliche Notenbanken aller Industrienationen den Märkten Liquidität. Da war eine Zäsur am Aktienmarkt unvermeidlich, behaupten nun einige Marktbeobachter. Nun, was letztlich derzeit die Märkte treibt, werde ich in meinem Jahresausblick nächste Woche ausarbeiten. In einem chaotischen Jahr haben sich die Schnellboote als den Tankern überlegen herausgestellt. Trotz des heftigen Ausverkaufs an den Märkten haben wir mit unseren Spekulationen immer wieder Sondersituationen gefunden, wo wir an kurzfristig steigenden Kursen partizipieren konnten. Für das Jahr 2019 werde ich mich, wie oben bereits angekündigt, auch mit Short-Empfehlungen und Puts beschäftigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser chaotische Markt noch ein paar Monate bestehen bleibt. Gleichzeitig gibt es aber schon eine ganze Reihe von Aktien, die so günstig sind, dass wir sie mit längerfristigem Horizont ins Portfolio holen bzw. behalten. Noch ein wenig Statistik: Im Jahr 2018 haben wir mit dem Heibel-Ticker Portfolio 51 Käufe und 51 Verkäufe getätigt. Derzeit sitzen wir auf 26,1% Cash und 24,5% Anleihen und Gold. Wir haben also weniger als 50% in Aktien investiert. Damit fühle ich mich vorerst gut positioniert für den Start ins Jahr 2019. Schauen wir zum Abschluss noch, wie sich die wichtigsten Indizes in den chaotischen Tagen zwischen den Feiertagen entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (29.12.2018 Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 23.062 0,3% -7,1% DAX 10.559 -0,5% -18,3% Nikkei 20.015 -1,9% -12,1% Shanghai A 2.611 -1,7% -24,6% Euro/US-Dollar 1,14 0,1% -4,6% Euro/Yen 126,19 -0,9% -6,5% 10-Jahres-US-Anleihe 2,74% -0,03 0,31 Umlaufrendite Dt 0,10% 0,00 -0,18 Feinunze Gold $1.281 1,7% -1,7% Fass Brent Öl $52,21 -5,1% -21,6% Kupfer 6.016 0,0% -15,9% Baltic Dry Shipping 1.271 -3,6% -7,0% Bitcoin 3.922 -3,4% -71,8% Unter heftigen Tagesschwankungen legte der Dow Jones unterm Strich nur 0,3% zu, der DAX verlor nur 0,5%. Damit beläuft sich das Jahresminus beim Dow Jones auf -7,1%, beim DAX auf -18,3%. Auch der japanische Nikkei gab 2018 deutlich ab, das Minus beträgt 12,1%. In China, wo sich das Wachstum in Folge des Handelsstreits verlangsamt, beträgt das Minus sogar 24,6%. Besonders deutlich werden die eingetrübten Konjunkturaussichten beim Öl, das diese Woche nochmals 5,1% abgab und somit das Jahresminus auf 21,6% hievte. Auch Dr. Copper, das Kupfer, zeigt mit -15,9% die Angst vor einer sich eintrübenden globalen Konjunktur. Der Bitcoin-Hype des Jahres 2017 endete, mit -71,8% ist der Bitcoin inzwischen bei vielen in Vergessenheit geraten. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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