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Am vergangenen Wochenende wurden durch einen Drohnenangriff 5,7 Mio. Fässer Öl an täglicher Fördermenge vom Netz genommen. Es handelt sich um den größten Förderausfall der Geschichte, die Medien waren voll von Geschichten über den Ölpreisschock, der uns nun bevor stehe.
Am Montag war der Ölpreis vorbörslich um 15% angesprungen, inzwischen ist das Plus deutlich kleiner geworden (nur noch +7%). Der Grund: Bis Ende des Monats seien die Schäden repariert, hören wir aus Saudi Arabien. Doch der Ölpreis war schon deutlich rückläufig, bevor diese Meldung veröffentlicht wurde. Ich hatte den Eindruck, dass Montag früh Panik im Markt herrschte, die binnen weniger Minuten bereits verflogen war. Das hat meiner Ansicht nach zwei Ursachen: 1. Die USA fördern inzwischen genug Öl für den Eigenbedarf. Vor 10 Jahren waren es noch 5 Mio. Fässer Öl am Tag, dank Fracking werden heute 11 Mio. Fässer am Tag gefördert. Der Engpass ist nicht mehr das Öl, sondern der Transport des Öls. In den kommenden 10 Jahren werde die tägliche Fördermenge auf 17 Mio., Fässer am Tag gesteigert, lauten die offiziellen Prognosen. Es gibt also genug Öl, um einen Förderausfall irgendwo in der Welt umgehend zu kompensieren. 2. Mein Sohn (10 Jahre) war heute nicht zu halten, er wollte mitmachen bei der weltweiten Demo Fridays for Future. Öl ist sowas von "out"! Öl ist die Kohle der jungen Generation: Schmutzig! Das will keiner mehr. Investitionen in den Ausbau der Öl-Infrastruktur sind kaum mehr möglich. Plastiktüten (Hauptbestandteil = Öl) wird in immer mehr Ländern verboten. Hat jemand von Ihnen noch eine Ölheizung im Keller? Lassen Sie das nicht Ihren Nachbarn wissen! Für das Ende der Öl-Wirtschaft sorgt nicht "Peak Oil", der Verbrauch der endlichen Ressource Öl, wie in den 90ern fälschlicherweise behauptet, sondern die Klima-Bewegung. Alternativen liegen auf der Hand und werden ausgebaut. Investitionen finden bei erneuerbaren Energien statt, nicht mehr im Ölmarkt. Warum sollte also ein Ölpreisschock die Weltwirtschaft in diesem Umbruch belasten? Es würde doch vielmehr lediglich eine Beschleunigung der Investitionen in die Alternativen befördern, nicht jedoch in die Öl-Förderung. Und Investitionen in die Alternativen kurbeln die Wirtschaft an. So hat sich der Drohnenanschlag in Saudi Arabien binnen kürzester Zeit als non-event entpuppt. Zu Fridays for Future: Es ist gut, dass auf die Problematik aufmerksam gemacht wird und das Beste daran ist, dass eben nur auf die Problematik aufmerksam gemacht wird, ohne eigene Lösungsvorschläge zu präsentieren. Die Lösung muss aus unserer Gesellschaft kommen, nicht aus der Demo. Jede Bewegung wird, wenn sie groß genug ist, unterlaufen: Zum einen von Akteuren, die das Thema plötzlich für so wichtig halten, dass sie den Rechtsstaat hinten anstellen, zum anderen von Aktivisten, die der Bewegung plötzlich konkrete Ziele geben möchten und Maßnahmen vorschlagen. Ich bin gespannt, wie sich diese Bewegung von solchen Gefahren fern hält. Maßnahmen werden beispielsweise heute schon von der Regierungskoalition vorgestellt: Die Bahn wird günstiger, das Fliegen teurer. Die CO2-Steuer für Autos kommt und einiges mehr. Sicherlich gute Ansätze, für deren Umsetzung ein gesellschaftlicher Konsens durch Demos wie heute geschaffen werden kann. Meine Meinung: Für günstigeres Bahnfahren muss die Bahn kräftig investieren, denn heute schon platzen die Züge häufig aus allen Nähten und die Taktung lässt sich nicht mehr weiter verdichten. Ein gesetzlich vorgeschriebenes Klimabewusstsein benötigt marktwirtschaftliche Instrumente, um umgesetzt zu werden. Ich bin gespannt, ob das ermöglicht wird, denn derzeit läuft die Stimmung eher in Richtung "Verbote" und nicht "Investition". ZINSPOLITIK STÜTZT AKTIENMARKT Vor 10 Tagen hat EZB-Chef Mario Draghi den Strafzins, den Banken auf ihre Mindestreserve zahlen müssen, von -0,4% auf -0,5% erhöht. Die Kritik, die umgehend geäußert wurde, war, dass Banken ohnehin schon zu stark belastet seien und daher das Risiko der Ausgabe weiterer Kredite nicht eingingen, egal wie hoch der Strafzins sei. Man sprach von der Wirkungslosigkeit der Geldpolitik, Liquiditätsfalle. Doch Draghi ist ein teuflischer Magier: Er hat den Banken diesen Strafzins für bei der EZB hinterlegte Gelder im Volumen vom bis zum sechsfachen der Mindestreserve erlassen. Für die Commerzbank ergeben sich jährliche Zinseinsparungen in Höhe von geschätzten 100 Mio. Euro, für die Deutsche Bank sogar 200 Mio. Euro. Die Banken wurden also entlastet, endlich mal. Doch wenn Sie diesen Schritt weiter durchdenken, kommt es noch besser: Die Höhe der Mindestreserve berechnet sich in Abhängigkeit der ausgeliehenen Kredite. Wenn eine Bank nun also neue Kredite ausgibt, dann profitiert sie gleich doppelt: Den Betrag, den sie als Kredit ausgeliehen hat, braucht Sie nicht irgendwo zwischenzulagern, im Zweifel ist das die EZB, die dafür eben den nunmehr erhöhten Strafzins von -0,5% berechnet. Zum anderen erhöht sich dadurch die Mindestreservepflicht und dadurch auch gleichzeitig der Betrag, der zinsfrei bei der EZB gelagert werden kann, um das Sechsfache. Liquiditätsfalle ade, würde ich sagen. Hier wird ein neues Konjunkturprogramm aufgelegt, das durch zuvor gebunkerte Beträge genährt wird. Chapeau, Herr Draghi. Ist es erforderlich, dass die EZB nun auch Konjunkturprogramme befördert? Nun, dazu kennen Sie meine Meinung. Den Hut ziehe ist nur als Ausdruck der Bewunderung über seinen Erfindungsreichtum, nicht weil ich die Maßnahme an sich gut finde. US-Notenbankchef Jay Powell hat dann diese Woche den US-Leitzins um 0,25% auf 1,75-2,00% gesenkt. Dieser Schritt war erwartet worden, einige Volkswirte hatten sogar mehr erwartet. Kaum war die Entscheidung öffentlich, twitterte auch schon Donald Trump, Powell habe keinen Mut, keinen Verstand und kein Ziel. Dabei hat Powell den Spagat geschafft, seine Autorität zu wahren, ohne direkt auf Trumps fortwährenden Anschuldigungen einzugehen. Powell hat die Zinssenkung als vorbeugend bezeichnet, da er die sich global abschwächende Konjunkturentwicklung registriert habe. Doch danach sprach er gefühlt Stunden über die gesunde Konjunktur der USA, die derzeit keine weiteren Zinsschritte benötige. Alles bestens, niedrige Arbeitslosigkeit, ordentliches Wachstum, gute Lohnsteigerungen, etc. Er bleibe aber wachsam hinsichtlich der globalen Entwicklungen, die natürlich eine negative Auswirkung auf die US-Konjunktur haben können. Eleganter kann man es nicht formulieren, dass Donald Trump mit seinem Handelskrieg mittelbar auch die US-Konjunktur gefährdet, ohne das Kind beim Namen zu nennen. Damit hält er sich sogar die Option offen, tatsächlich den Zins weiter zu senken. Die Hälfte der US-Amerikaner wird dann die Schuld in Donald Trump dafür sehen, die andere Hälfte wird diesen Preis gerne bezahlen, um die Chinesen endlich auf westliche Umgangsstandards zu zwingen. Aprospos Handelsstreit: Ich habe ein bemerkenswertes Interview mit der demokratischen Sprecherin des US-Kongress gesehen, in dem sie ausführlich darauf eingeht, wie wichtig es sei, jetzt China zu zwingen, internationale Handelsgepflogenheiten zu akzeptieren. Ihr Ansatz wäre jedoch weniger ein Alleingang, wie Trump ihn geht, sondern vielmehr eine konzertierte Aktion gegen China, gemeinsam mit US-Freunden wie Europa. Ja, das wäre auch mein Wunsch. Doch wenn ich mir den jüngsten Besuch von Angela Merkel in China anschaue, habe ich meine Zweifel, ob eine solche konzertierte Aktion möglich ist. So, wir haben also eine lockere Geldpolitik in Europa, in den USA, in Japan und in China (überall wurde kürzlich der Zins gesenkt). Gleichzeitig mehren sich die Analysen, dass wir zwar eine Abschwächung in der Wirtschaft sehen könnten, aber vermutlich nicht so schlimm, wie vor wenigen Wochen noch befürchtet. Ich denke, das sind gute Vorzeichen für die Aktienmärkte. Doch nicht alle Aktien werden profitieren, in Kapitel 04 gehe ich näher darauf ein, wie ich mich derzeit verhalten würde. Schauen wir nun einmal auf die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (19.09.2019) Woche Δ Σ '19 Δ Dow Jones 27.128 -0,4% 17,6% DAX 12.468 0,0% 18,1% Nikkei 22.079 0,4% 10,3% Shanghai A 3.150 -0,8% 20,6% Euro/US-Dollar 1,10 -0,6% -3,8% Euro/Yen 118,78 -0,8% -5,9% 10-Jahres-US-Anleihe 1,77% -0,09 -0,96 Umlaufrendite Dt -0,51% -0,02 -0,61 Feinunze Gold $1.503 0,7% 17,3% Fass Brent Öl $65,07 7,9% 24,6% Kupfer 5.744 -0,3% -4,5% Baltic Dry Shipping 2.192 -6,0% 72,5% Bitcoin 10.214 -1,6% 160,4% Der Ölpreis ist in Folge des Drohnananschlags unterm' Strich noch um 8% angesprungen. Der Euro ist gegenüber dem Us-Dollar nach der Zinssenkung durch die Fed um 0,6%punkte gefallen, der US-Dollar bleibt aufgrund der verbal straffen Geldpolitik Powell stark. Der Baltic Dry Verschiffungsindex zeigt eine rückläufige Exporttätigkeit Chinas an. Erste Folgen des Handelsstreits? | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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