Alt 07.06.20, 21:33
Standard So tickt die Börse: Von Bums und Bazooka und einem Eis für Kinder
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"Es besteht die Möglichkeit, dass ich Euch ein Eis kaufe", könnte ich zu meinen Kindern sagen, "aber nur, wenn ihr wirklich schlechte Laune habt." Was glauben Sie, wie sich die Laune meiner Kinder nach einem solchen Versprechen entwickeln würde?

Oder anders ausgedrückt: Was genau ist der Fehler an dieser Erziehungsmethode? Die Tatsache, dass ich irgendwann die schlechte Laune der Kinder nicht mehr aushalte und ein Eis kaufe? Oder vielleicht das Versprechen?

"Wir haben unbegrenzte Möglichkeiten, den Euro zu retten, wenn Euch (Regierungen) die Mittel ausgehen sollten, whatever it takes", sagte der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi im Sommer 2012. Gestern verkündete die nun amtierende EZB-Chefin Christine Lagarde, dass die Coronahilfen der EZB von 750 Mrd. Euro um 600 Mrd. Euro auf 1,35 Billionen Euro aufgestockt werden.

Was genau war der Fehler der EZB?



Hier ein passendes Bild zur Bilanzausweitung der EZB in der aktuellen Krise. Die EZB druckt Geld, was das Zeug hält.

Und dann kommt da noch das Konjunkturprogramm der Bundesregierung dazu, das diese Woche ausgehandelt wurde. Die Konjunktur brauche eine Starthilfe, sagen die Politiker einmütig. Ja, der Coronaschock ist ein externer Schock, betrachtet durch die Brille eines Volkswirtes, der von der Politik aufgefangen werden sollte. Und genau das versucht die Bundesregierung zu tun. Ich könnte nun an Details herummäkeln, doch grundsätzlich ist das die richtige Entscheidung.

Auch hier gilt: Was genau war der Fehler der Regierung?

Und welche Kinder können das Eis am schnellsten aufessen? Die dünnen Kinder, die nie zuvor ein Eis bekommen haben? Oder die dicken, verzogenen Gören, die sich ohnehin nur mit Süßigkeiten vollstopfen?

Aktien der Logistikbranche sind diese Woche um 18% angesprungen, die Autoindustrie um 12% und Finanztitel um 11%. Hingegen gaben Aktien der Gesundheitsbranche in dieser Woche 2% ab. Ein fremdes Kind hat ihnen das Eis aus der Hand gerissen. Technologieaktien legten um 2% zu.

Verlierer dieser Woche sind Sartorius (-9%) und DermaPharm (-8%), zwei Unternehmen der Gesundheitsbranche, gefolgt vom Corona-Gewinner Shop Apotheke (-7%).

Gewinner ist Airbus (+37%) vor Ceconomy (+35%) und der Commerzbank (+23%).

Anleger rotieren heraus aus den Corona-Gewinnern und rein in die Corona-Verlierer. Es hat den Anschein, Corona ist besiegt. Die Gefahr einer zweiten Infektionswelle im Herbst wurde inzwischen klein geredet, selbst von den führenden Virologen. Es fühlt sich an, als ob die ganze Coronageschichte nur eine Medienente war. Vergessen sind die Toten, die mit Militärfahrzeugen abtransportiert wurden: Nord-Italien, Madrid, New York, ...

So, wie ich zu Beginn der Krise daran erinnert habe, dass die Menschheit kreative Lösungen finden könnte, so muss ich nun davor warnen, dass diese kreativen Lösungen beinhalten. Wir sollten weiterhin Massenveranstaltungen meiden und gefährdete Menschen schützen. Die Finanzmärkte kennen jedoch offensichtlich nur schwarz oder weiß.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:


WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (04.06.2020) Woche Δ Σ '20 Δ

Dow Jones 27.238 8,1% -4,9%
DAX 12.848 10,9% -3,0%
Nikkei 22.864 4,5% -3,4%
Shanghai A 3.072 2,7% -3,6%
Euro/US-Dollar 1,13 1,9% 0,9%
Euro/Yen 123,92 3,6% 1,4%
10-Jahres-US-Anleihe 0,93% 0,27 -1,01
Umlaufrendite Dt -0,30% 0,16 -0,07
Feinunze Gold $1.678 -3,3% 10,9%
Fass Brent Öl $41,92 20,0% -39,1%
Kupfer 5.499 4,2% -11,4%
Baltic Dry Shipping 592 21,1% -45,7%
Bitcoin 9.630 1,4% 32,1%




Aktuell notiert der DAX mit 10% im Plus im Wochenvergleich, sowohl Dow Jones, Nikkei als auch der Shanghai A-Aktienindex hinken hinterher. Die letzte Industrienation, deren Finanzen noch halbwegs vernünftig aussehen (Schuldenquote um 60% des BIP), öffnet nun endlich ihre Goldschatulle und streut Geld über die Bevölkerung. Die ganze Welt jubelt, schrieb ich in einem Update zur Mitte der Woche.

Der Ölpreis ist diese Woche um 20% angesprungen, die Verschiffungskosten (Baltic Dry) um 30%. Das sind deutliche Zeichen dafür, dass die ganze Welt nun an eine Auferstehung wie Phönix aus der Asche glaubt.

Auf eine kleine Besonderheit möchte ich hinweisen: Der Goldpreis, gemessen in US-Dollar, ist diese Woche leicht um -3% zurückgegangen. Das passiert übrigens erst heute, bis gestern war die Änderung auf Wochensicht kaum erkennbar.

Gleichzeitig ist der Euro gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen Wochen kräftig angestiegen. In den vergangenen zwei Wochen ist der Wechselkurs von 1,08 auf 1,13 USD/EUR angesprungen, das sind Welten an den Devisenmärkten.

Das führt dazu, dass Sie Goldbarren und Goldmünzen nun zu einem günstigen Preis erhalten. Notenbanken und Regierungen retten unsere Wirtschaft und damit auch unser System und Geldsystem, da wird das Gold erstmal nicht benötigt. Und Inflation ist nicht in Sicht, die EZB hat sich verpflichtet, den Zins auf absehbare Zeit niedrig zu halten.

Einmal mehr betrachte ich Gold in dieser Situation als Versicherung: Wer diese Vorgänge nicht versteht - und ich gehöre dazu -, der legt sich am besten einen Goldbarren unters Kopfkissen: Für alle Fälle.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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