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Irrationale Märkte?
Seit Beginn der Krise rund um das Corona-Virus fällt es Anlegern tendenziell schwer, die fundamentale, globale Wirtschaftslage richtig zu bewerten. Die entstandene Unsicherheit zur weiteren Entwicklung und dauerhaft hohe Infektionszahlen in verschiedenen Regionen der Welt sorgen häufig für ein Gefühl der Abkopplung steigender Aktienmärkte von der Realität. Stimmt das? Märkte sind sehr vernünftig Märkte preisen die zukünftige Entwicklung der kommenden drei bis 30 Monate ein und vergleichen wahrscheinliche – nicht mögliche - Entwicklungen mit der aktuell bestehenden Erwartungshaltung. Sie laufen der Wirtschaft voran, was insbesondere in Zeiten einer auftretenden Rezession besonders deutlich wird. Schaut man über den kurzfristigen Tellerrand hinaus, so zeigt sich eine positivere Zukunft. Zahlensaison im Fokus Der Mensch sucht tendenziell immer nach Gefahren - Dingen, die negativ überraschen können. Diese Eigenschaft liegt tief verwurzelt im menschlichen Dasein und ist die Grundbasis für die Evolution. Selten begibt sich jemand auf die Suche nach positiven Überraschungen. Doch wenn eine Krise sich in der Panik am Aktienmarkt zeigt, wie im ersten Quartal 2020 geschehen, wird die Erwartungshaltung auf ein Worst-Case-Szenario gesenkt. Anleger verlassen den Markt – Risikoschutz zählt in diesen Zeiten tendenziell mehr als Renditejagd. So ist es kaum verwunderlich, dass die aktuellen Quartalszahlen gegenüber den extrem niedrigen Erwartungen positiv überraschen können. Im amerikanischen S&P 500 beispielsweise haben bis zum 07. August bereits 89 Prozent der Unternehmen ihre Bücher für das vergangene Quartal geöffnet. Hierbei konnten 83 Prozent die Gewinnerwartungen übertreffen – ein Rekordwert. Auch auf Umsatzseite entwickelten sich die Firmen besser als erwartet, wobei der Anteil der positiven Überraschungen mit 64 Prozent zwar etwas geringer ausfiel, aber dennoch für steigende Kurse sorgte. Erwartungshaltung und Realität Mit der aktuellen Zahlensaison bestätigt sich ein Trend, den die Börse bereits seit dem Tiefpunkt im März einpreist. Die wirtschaftliche Aktivität kehrt zurück, was zu Beginn der Erholungsbewegung lediglich über alternative Daten wie Bewegungsprofile der Menschen, Umweltverschmutzung durch eine wieder arbeitende Industrie oder die Kreditkartenumsätze messbar war. Nachdem nun durch traditionelle Daten wie die Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze oder Einkaufsmanagerindizes eine Bestätigung der fundamentalen Erholung sichtbar wurde, sind die positiven Meldungen der Unternehmen das letzte fehlende Puzzlestück für eine Art Beweisführung, dass die aktuelle Entwicklung an der Börse eine fundamentale Grundlage besitzt. Wer seit Beginn der Erholungsbewegung im Pessimismus des Unglaubens festsitzt, wird die dynamischen Kurssprünge nach oben jedoch verpasst haben. Fazit Aktienmärkte preisen die Zukunft ein. Selten wird das deutlicher als bei Wechseln des Zyklus zwischen Bullen- und Bärenmärkten. Und doch ist gerade in der Anfangsphase regelmäßig die schnellste Aufwärtsbewegung zu beobachten, dann, wenn noch viele Anleger zweifeln und im Pessimismus festsitzen. Die Daten werden nun mehr und mehr bestätigen, was die Märkte bereits sehen konnten: Eine positivere Zukunft und eine Wirtschaft, welche trotz Pandemien weiterwachsen kann. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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