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Die Unsicherheit regiert.
Sobald der US-Wahlkampf in seine heiße Phase eintritt, sorgt immer eine polarisierende Rhetorik für zusätzliche Verunsicherung bei den Marktteilnehmern. Rund sieben Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl ist diese heiße Phase wieder einmal erreicht. Ein guter Zeitpunkt, um sich als Anleger vor Augen zu führen, dass die aktuelle Stimmungslage ein normaler Bestandteil des US-Wahlzyklus ist und keine hektischen Portfolioveränderungen hervorrufen sollte. Aktienmärkte sind sehr gut darin, Möglichkeiten zu überblicken und sie auf wahrscheinliche Ergebnisse zu reduzieren, während der November näher rückt. Daraus resultiert eine sinkende politische Unsicherheit, die normalerweise Rückenwind für Aktien bedeutet – das Börsenjahr 2020 sollte hier keine Ausnahme darstellen. Aggressive Rhetorik ist Standard Im Rahmen ihrer Wahlkampagne scheuen sich die Kandidaten nicht, extreme Szenarien und mögliche Handlungen aufzuzeigen, um die Aufmerksamkeit der potenziellen Wähler zu wecken. Marktbeobachter, die alles für bare Münze nehmen, warnen somit vor beiden Seiten. So wird dem Demokraten Joe Biden eine extrem linksgerichtete, „marktschädliche“ Agenda zugeschrieben, auf der anderen Seite fürchtet man sich vor Donald Trumps unkalkulierbaren Eskapaden. Er könnte beispielsweise seine ablehnende Haltung gegenüber China verschärfen und somit diverse Lieferketten und den globalen Handel auf den Kopf stellen. Das Gute daran ist, dass US-Präsidenten nicht wirklich alles umsetzen können oder wollen, was sie im aggressiven Wahlkampf von sich geben. Sie wechseln als Amtsinhaber eher in die Rolle eines Moderators, da radikale Vorhaben in der Regel „systemseitig“ durch das Prinzip der „Checks und Balances“ ausgebremst werden. Zudem hat die Wiederwahl oberste Priorität – es gilt also, unabhängige Wähler nicht mit radikalen neuen Gesetzen vor den Kopf zu stoßen. Was für Aktien wirklich zählt Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer umfassenden Gesetzgebung, die Gewinner und Verlierer schafft, Eigentumsrechte verändert oder den täglichen Handel erschwert? Aktienmärkte wägen die Wahrscheinlichkeit für diese grundlegende Frage ab und haben dabei keine wirkliche Präferenz für eine Partei oder einen Politiker. Dennoch sind durchaus einige starke Trends zu beobachten, die auch im US-Wahljahr 2020 zu beachten sind. Tendenziell sind Wahljahre gute Börsenjahre, wobei sich die positive Dynamik oft erst gegen Jahresende entfalten kann, sobald die im Wahlkampf aufgebaute Unsicherheit wieder schwindet. In erster Instanz sind die Renditen am Markt besser, wenn der republikanische Kandidat gewinnt - ein neu eingesetzter Demokrat schürt tendenziell die Sorge der Marktteilnehmer vor Umverteilungen. Im ersten Amtsjahr gleicht sich dieser Effekt allerdings wieder aus. Der Republikaner kann die hohe Erwartungshaltung nicht erfüllen, der Demokrat bewegt sich ebenso in die politische Mitte und überrascht somit positiv. In der Summe sind die Ergebnisse am Markt sehr ähnlich - ein Beleg dafür, dass Aktienmärkte keine wirklichen Präferenzen für eine politische Partei zeigen. Fazit Die US-Wahl rückt näher, und insbesondere im Börsenjahr 2020 sollte eine aggressive Rhetorik in der heißen Wahlkampfphase nicht überraschen. Donald Trump und Joe Biden werden eine öffentliche Fehde austragen, als Anleger sollte man sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen. Aktienmärkte bewerten diese Vorgänge mit hohem Pragmatismus – langfristig orientierte Anleger sollten sich diesem Prinzip anschließen. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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