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Die Meldung, dass Donald Trump und seine Frau Melania positiv auf Corona getestet wurden, schickte die Aktienmärkte heute früh erst einmal in den Keller. Aktuell (9:30 Uhr) folgt jedoch bereits eine Erholung.
Ein positiver Test heißt noch nicht zwangsläufig, dass Trump infiziert ist. Und infiziert zu sein bedeutet nicht zwangsläufig, dass Trump auch Symptome zeigen wird. Doch er ist 74 Jahre alt und gehört somit zur Risikogruppe. Wir wünschen ihm, seiner Frau und der Mitarbeiterin, die das Virus eingeschleppt hat, alles Gute und einen möglichst milden Verlauf, sollte sich eine Infektion mit Grippesymptomen einstellen. Manchmal werden Geschichten geschrieben, die sich selbst ein Fantasy-Autor nicht hätte ausdenken können: Noch kurz zuvor machte sich Donald Trump über die Maske, mit der sich Joe Biden stets zeigt, lustig: Biden habe die größte Maske, die er je gesehen habe, polterte Trump. Biden fragte, warum Trump so häufig in der Öffentlichkeit keine Maske trage. Trump antwortete, er trage sie immer dann, wenn er es für notwendig erachte. Nun ist offensichtlich, dass das eigenverantwortliche Handeln Trumps nicht ausgereicht hat, um ihn und seine Frau ausreichend zu schützen, behaupten jetzt die Trump-Gegner. Lediglich die Mitarbeiterin, die ihn infiziert hat, hätte eine Maske tragen müssen, erwidern die Befürworter, denn die Maske schützt nicht vor Ansteckung, sondern vermindert lediglich den Virus-Ausstoß in die Luft durch Infizierte. Das erste von drei TV-Duellen der beiden Präsidentschaftskandidaten verlief chaotischer als jedes bisherige Präsidentschaftsduell. Je nachdem, welche Zeitung Sie aufschlagen, wird der eine oder der andere als Sieger der ersten Runde gekürt. Ich habe einen anderen Sieger ausgemacht: Die Börse. Wir befinden uns jetzt in der heißen Wahlkampfphase und eigentlich sollten die Kontrahenten mit Konzepten für die Zukunft versuchen, Wählerstimmen zu gewinnen. In dem TV-Duell konnte ich jedoch keinerlei Konzepte erkennen, es wurde lediglich versucht, den jeweils anderen als lächerlich, dumm oder hinterhältig darzustellen. Ich hatte beispielsweise fest damit gerechnet, dass sich die beiden überbieten würden, wenn es um das Thema ausufernde Gesundheitskosten geht: Die Pharma-Industrie könnte an die Kandare genommen werden, die Krankenkassen, die Ärzte und Krankenhäuser, ... aber nichts dergleichen wurde ausgerufen. Biden warf Trump vor, Obamacare entgegen seinem Wahlversprechen nicht rückgängig gemacht zu haben. Trump erwiderte, er habe den wesentlichen Kernaspekt von Obamacare zurückgedreht. Während viele Marktbeobachter also befürchtet hatten, Trump könne an diesem Punkt nochmals ausholen und eine Fortsetzung seiner Aktivitäten gegen Obamacare betonen, hat er an dieser Stelle einfach nur Vollzug vermeldet. Aktien der Gesundheitsbranche sind am Tag nach dem TV-Duell kräftig angesprungen. Die Linie der Demokraten ist seit vielen Jahren, dass die Banken an vielen Problemen der Gesellschaft schuld seien. Immer schärfere Regulierungen und immer mehr politische Einflussnahme haben die Banken unter Obama verkraften müssen. Immer neue Skandale (häufig mit der Deutschen Bank als Schlüsselfigur) fördern Rufe nach noch mehr Einflussnahme der Politik im Bankensektor. Ein gefundenes Fressen für Biden, denn Trump darf sich im derzeitigen Meinungsgefüge möglichst nicht auf die Seite der Banken schlagen. Doch die Banken wurden gar nicht angesprochen, Biden ließ dieses Thema aus. Auch die Bankaktien sind nach dem TV-Duell angesprungen. Ganz nebenbei ließ Trump noch fallen, das man in den USA nur noch Wochen entfernt sei von einer erfolgreichen Behandlungsmethode für Covid_19. Kein Wunder, dass also nach dem TV-Duell sämtliche konjunktursensitiven Aktien ansprangen. Boris Johnson hat nach seiner Corona-Infektion die Maßnahmen im UK drastisch hochgefahren. Wir dürfen gespannt sein, wie Donald Trump aus seiner Corona-Erfahrung heraus kommt. Wird auch er die Maßnahmen verschärfen? Oder wird er zumindest das Tempo für die Lockerungen der Maßnahmen verlangsamen und somit die Erholung der US-Wirtschaft bremsen? Oder aber bleibt er sich treu und hält an seinem vergleichsweise lockeren Umgang mit Corona fest? Um ehrlich zu sein, es würde mich nicht wundern, wenn Trump im Anschluss behauptet, er habe das alles nun selber durchgemacht und sei in seiner Überzeugung, dass es sich nur um eine schwere Grippe handele, bestärkt. Daher könne er die Lockerungen beschleunigen... Vielleicht passiert aber auch das Folgende: Die Maskenverweigerer in den USA sind nun ihres Anführers beraubt und lenken ein, tragen Masken und führen somit zu einem schnelleren Rückgang des Infektionsgeschehens als in den vergangenen Monaten, so dass eine schnellere Öffnung möglich wird. Trump oder Biden? Wollen Sie von mir hören, wen ich lieber hätte? Wollen Sie von mir hören, wem ich die besseren Karten gebe? Es fällt mir schwer, mich da zu positionieren, da es eine Ja/Nein-Entscheidung ist. "Weiß nicht" ist keine Meinung. Sie wissen, dass ich Trump wesentlich differenzierter sehe, als er in den deutschen Massenmedien dargestellt wird. Ich habe auch viel an ihm zu kritisieren. Der Blick auf die Alternative, Biden, macht es nicht leicht, sich zu entscheiden. Und wenn's um die Chancen geht: Aus meiner Zeit in den USA weiß ich, dass die Amerikaner ihre politische Verantwortung völlig anders interpretieren als wir Deutschen. In den USA wird einmal alle vier Jahre gewählt, und dann lässt man den gewählten Amtsinhaber möglichst in Ruhe. Mir kam das dort wie Desinteresse vor, doch am Ende der Wahlperiode schauen sich die Amerikaner an, was erreicht wurde, und was nicht. Und dann entscheiden sie neu. Wenn die Amerikaner heute noch immer so sind, wie ich sie vor 20 Jahren erlebt habe, dann wird sie das Medienfeuerwerk um Fake News etc. relativ kalt gelassen haben. Gemessen an seinen Versprechungen hat Trump durchaus einiges umsetzen können. Waren das gute oder schlechte Dinge? Nun, in den USA darf jeder Fehler machen (anders als bei uns). Fehler kann man korrigieren. Und nichts hassen die Amerikaner mehr als jemanden, der sich nicht durchsetzen kann. Ich gebe Trump also durchaus bessere Chancen, als dies die aktuellen Umfragen widerspiegeln. Doch auch Biden kommt langsam in die Gänge. Er ist nicht das Schreckgespenst aller konservativen Amerikaner, wie es Bernie Sanders war. Joe Biden ist ein konservativer Demokrat, vor dessen Wahlsieg zumindest an der Wallstreet nur wenige Angst hätten. Sprich: An der Wallstreet ist die Wahl schon gelaufen. Ob Trump oder Biden, Hauptsache nicht Elizabeth Warren oder Bernie Sanders. MICROSOFT VS. AUTOINDUSTRIE Im Jahr 2010 hat Microsoftgründer Bill Gates einmal den folgenden Satz gesagt (meine Übersetzung): Wenn General Motors (GM) mit der technologischen Entwicklung Schritt gehalten hätte, wie es die Computerindustrie tat, würden wir heute alle in 25$-Autos fahren, die 1.000 Meilen (1.609 km) weit mit einer Gallone (3,785 Liter) Sprit fahren würden. --> Kurzer Faktencheck: Der Mac Pro mit Vollausstattung kostet aktuell 65.000 Euro, da hat sich die Computerindustrie wohl eher an der Autoindustrie orientiert als umgekehrt. Und die Reichweite einer Gallone im 5-Literauto beträgt umgerechnet rund 75 km, da sind wir weit entfernt von den 1.609 km, die Bill Gates erwähnte. Oder umgekehrt betrachtet: Jedes Smartphone muss spätestens nach zwei Tagen neu aufgeladen werden, jede Smartwatch täglich. Auch hier eifert die Computerindustrie der Autoindustrie nach, nicht umgekehrt. Durch die Medien geisterte damals eine vermeintliche Antwort von GM, ich konnte aber keine offizielle Quelle finden. Die Antwort ist jedoch zu gut, um Sie Ihnen vorzuenthalten. Ich möchte auch zu der vermeintlichen Antwort gleich einen Faktencheck machen: Wenn GM eine Technologie wie Microsoft entwickelt hätte, würden wir alle in Autos mit den folgenden Merkmalen fahren: 1. Ihr Auto würde völlig grundlos täglich zweimal einfrieren oder ausgehen. Fahrer würden das akzeptieren, das Auto einfach an den Fahrbahnrand rollen, alle Fenster schließen, das Auto neu starten, die Fenster wieder öffnen und weiterfahren. --> Hier hat sich Microsoft gebessert :-). Um ehrlich zu sein, bei meinem Vorgänger-Touran zeigte das Autoradio regelmäßig Probleme mit der Lautstärke. Ich fuhr dann rechts ran, schaltete den Wagen ab, stieg aus und ging einmal um das Fahrzeug herum, um es dann wieder zu starten. Meistens (nicht immer) funktionierte der Lautstärkeregler dann wieder. Ohne Aussteigen? Keine Chance. 2. Jedes Mal, wenn die Fahrbahnmarkierungen und Schilder verändert werden, müssen Kunden neue Autos kaufen. --> Ich fürchte, wir werden diese Situation bald haben, wenn autonomes Fahren vorgeschrieben wird. 3. Sie könnten nur alleine im Auto sitzen, es sei denn, sie hätten ein Auto mit dem Zusatzdienst "mehrpersonenfähig" gekauft - Sie müssten dann jedoch jeden Zusatzsitz extra bezahlen. --> Naja, die dritte Sitzreihe in unserem neuen Touran mit Sitznummer sechs und sieben hat extra gekostet :-(. 4. MacIntosh baut ein Auto, das durch die Sonne angetrieben wird, 100% zuverlässig, fünfmal schneller und nur halb so schwer zu fahren ist. Das Auto würde jedoch nur auf 5% der Straßen fahren können. --> Nun, nicht Apple Macintosh, sondern Tesla hat ein solches Auto gebaut: Batterieaufladung durch Solarenergie, kaum Wartungsteile, daher geringe Wartungskosten und große Zuverlässigkeit, Beschleunigungsweltmeister und einfacher zu fahren, da keine unterschiedlichen Gänge mehr benötigt werden. Mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur sind schon bald sicherlich mehr als 5% der weltweiten Straßen befahrbar. 5. Die Öl-Kontrollleuchte, Tankanzeige, Wassertemperatur, Kontrolllämpchen für kaputte Lichter bis hin zu Motorwarnungen würden sämtlich durch eine Meldung "Das Auto ist defekt" ersetzt. --> Naja, die folgende Meldung wird seit einigen Wochen stets zwei Minuten nach dem Start in meinem neuen Touran angezeigt: „Fehler: Keine Daten verfügbar. Bitte legen Sie eine Quelle mit Daten zur Software-Aktualisierung ein oder prüfen Sie die Quelle.” Weder die Infotainement-Hotline von VW, noch die VW-Vertragswerkstatt kennt diese Fehlermeldung. Update laut Bedienungshandbuch funktioniert nicht. Hinweis meiner Vertragswerkstatt: „Diese Meldung dürfen Sie als Kunde eigentlich niemals sehen”. Die vorgeschlagene Lösung: Neues Infotainment-Steuersystem für 3.500€. Ich bin gespannt, wie diese Geschichte ausgeht - werde Sie auf dem Laufenden halten. 6. Das Airbag-System würde fragen "Sind Sie sicher?", bevor es auslöst. --> Na, zumindest in Sachen Sicherheit lässt sich die Autoindustrie nicht reinreden :-). 7. Gelegentlich würde das Auto Sie ohne erkennbaren Grund aussperren. Sie müssten dann gleichzeitig mit der linken Hand den Türgriff ziehen, mit der rechten Hand die Dachantenne berühren und den linken Fuß auf die Motorhaube legen, um das Auto wieder zu öffnen. --> Auch davon sind wir nicht mehr weit entfernt: Das gute alte Schlüsselloch ist bei meinem neuen Touran schon mal nicht mehr vorhanden. 8. Bei jedem neuen Fahrzeug müsste der Fahrer die Handhabung neu erlernen, weil Gaspedal, Schalthebel, Blinker, Lenkrad, etc. mit neuen Funktionen hinterlegt wurden. --> Ja, haben wir. Ohne Betriebsanleitung ist ein Auto heute nicht mehr beherrschbar. 9. Sie müssten auf "Start" drücken, um das Auto auszuschalten. --> Schauen Sie sich mal den Knopf in meinem neuen Touran an: Immerhin hat VW hier unter "Start Engine" auch noch "Stop" vermerkt. Sie sehen: Auto- und Computerindustrie bewegen sich aufeinander zu. Ich habe den Eindruck, dass die Computerindustrie besser positioniert ist als die Autoindustrie. Wir befinden uns im DAX mitten in einer Konsolidierungsphase. Die Kursgewinne in den vier Monaten nach dem Corona-Crash wurden in den vergangenen drei Monaten konsolidiert (verarbeitet). Nun streiten sich die Gelehrten, ob diese Konsolidierungsphase als "Topbildung" vor dem nächsten Crash zu werten ist, oder aber als "Boden" für den nächsten Sprung auf neue Allzeithochs. Die zweite Coronawelle ist eingetroffen und zeigt sich wesentlich weniger letal als von vielen befürchtet. Kleinteilige Maßnahmen sind inzwischen eingespielt, Behandlungsmethoden sind besser geworden, ein Impfstoff ist in der Entwicklung und die Wirtschaft befindet sich in einer Aufholjagd. "Die Wirtschaft" meint hier im Heibel-Ticker leider nur die großen, börsennotierten Unternehmen. Dank Coronahilfen und Staatsunterstützung konnten die schlimmsten Auswirkungen aufgefangen werden. Unter dem Vorwand der Corona-Probleme werden nun Tausende von Arbeitsplätzen gestrichen, was die großen Unternehmen noch effizienter machen wird. Die kleinen Unternehmen, Einzelunternehmer, Künstler und die Gastronomie wurden leider vergessen. Ich kann mich hier im Heibel-Ticker gerne darüber aufregen, doch das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Großindustrie effizienter aus der Krise hervorgehen wird, als sie hinein schlitterte. In meinen Augen ist daher die nächste Richtung am Aktienmarkt klar definiert. Es ist nun lediglich die Frage, wann man weiter zukaufen sollte, und was. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (01.10.2020) Woche Δ Σ '20 Δ Dow Jones 27.585 2,7% -3,7% DAX 12.637 1,5% -4,6% Nikkei 23.030 -0,8% -2,6% Shanghai A 3.373 0,0% 5,9% Euro/US-Dollar 1,17 0,8% 4,6% Euro/Yen 123,41 0,5% 1,0% 10-Jahres-US-Anleihe 0,69% 0,04 -1,24 Umlaufrendite Dt -0,52% 0,00 -0,29 Feinunze Gold $1.907 2,3% 26,1% Fass Brent Öl $39,38 -5,7% -42,8% Kupfer 6.546 -2,7% 5,4% Baltic Dry Shipping 1.869 16,4% 71,5% Bitcoin 10.593 -0,8% 45,3% | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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