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Vor vier Jahren habe ich gesagt, dass ich Donald Trump, wenn er an meiner Tür klingeln würde, die Tür vor der Nase zuknallen würde. Gleichzeitig hatte ich mich jedoch auch gefreut, dass die Weltpolitik einen Rüpel bekommt, der die verkrusteten Strukturen aufbricht. Tatsächlich hat Trump viele Themen angegangen, die in einer Sackgasse steckten. Die Welt von heute ist in Bewegung. Die von ihm eingeschlagenen Lösungswege sind teilweise fragwürdig, die verwendeten Methoden waren indiskutabel.
Trump beendete seine Amtszeit stilgetreu: Er blieb der Inauguration seines Nachfolgers fern, wie ein trotziges Kind. Joe Biden hat nun alle Trümpfe in der Hand. Wenn die Medien schreiben, er muss nun viel zerbrochenes Porzellan kitten, dann wird verschwiegen, dass er auf dem Trümmerfeld der Diplomatie, das ihm hinterlassen wurde, mehr Gestaltungsmöglichkeiten hat, als die US-Präsidenten der vergangenen Jahrzehnte. Auch innenpolitisch hat er die Möglichkeit, Elemente von Obamacare unter der Flagge der Corona-Pandemie einzuführen. Die Euphorie, die wir an den Finanzmärkten in den vergangenen Wochen immer wieder gesehen haben, ist durchaus begründet. Doch wie so häufig heißt es an den Finanzmärkten "sell the news": die Amtsübernahme durch Joe Biden verlief ohne weitere Zwischenfälle, schon wenige Stunden später stoppte er eine Reihe von Trump-Initiativen und setzte erste Impulse. Die Aktienmärkte waren im Vorfeld dieses Tages zu neuen Rekorden aufgebrochen. Nun, da dieses Ereignis in der Vergangenheit liegt, werden Gewinne mitgenommen, neue Anlageideen werden gesucht. Zunächst einmal verschnauft nun der Aktienmarkt, heute gab der DAX zwischenzeitlich 1% ab. Zur Stunde gehören Technologieaktien (+5,1%), Aktien der Gesundheitsbranche (+5,1%) und Industrieaktien (+4,7%) zu den Wochengewinnern. ÜBERNAHMEPHANTASIE TREIBT LPKF LASER AN LPKF Laser ist diese Woche um 10% angesprungen. Der US-Laserhersteller Lumentum hat ein Übernahmeangebot für den benachbarten Laserpropdutenten Coherent gemacht, Coherent wurde dadurch mit einem EBITDA-Multipel von 19 bewertet. Das EBITDA ist der Unternehmensgewinn. Es wurde das Corona-Jahr 2020 außer acht gelassen, stattdessen wurden um Sondereffekte bereinigte Zahlen verwendet. Wenn wir eine ähnliche Bewertung auf LPKF übertragen, dann notierten die Hannoveraner vor dem Kurssprung dieser Woche auf einem EBITDA-Multipel von 19, heute sind wir bei 21. Ich habe dabei die für 2021 erwarteten Zahlen zugrunde gelegt. Das EBITDA-Multipel ist so etwas wie das KGV, wobei wir für das KGV den Gewinn nach Steuern verwenden, das EBITDA-Multipel hingegen verwendet den vor Steuern errechneten Gewinn. Das autonome Fahren wird derzeit auf Basis zwei konkurrierender Systeme erforscht: Insbesondere Tesla verlässt sich auf die Auswertung von Videobildern. In Deutschland gilt die Laservermessung (Lidar) als präziser und technologisch überlegen, es ist allerdings teurer. LPKF Laser ist vor Corona mit 20% p.a. gewachsen, die Pandemie hat diese Entwicklung jedoch um zwei Jahre zurückgeworfen. Nach Corona wird jedoch eine Aufholjagd erwartet, die Wachstumsrate springt auf 40% p.a. an. Vor dem Hintergrund des erwarteten beschleunigten Wachstums ist das KGV auf Basis der für 2022 erwarteten Zahlen von 27 sehr niedrig. Wenn dieses beschleunigte Wachstum über das Jahr 2022 hinaus anhält, dann ist LPKF weiterhin günstig bewertet. Es gibt durchaus gute Gründe, an ein nachhaltig beschleunigtes Wachstum zu glauben. Das autonome Fahren kommt und wird einen großen Nachfrageschub für die Laserbranche mit sich ziehen. Unsere Autoindustrie kommt derzeit gestärkt aus der Krise und investiert nun kräftig. Auch wenn die Aktie sich in den vergangenen zwei Jahren versechsfacht hat, ist hier in meinen Augen noch keine Blase zu sehen. Übrigens ist auch Jenoptik diese Woche um 8% angesprungen. Auch dort gibt es Laser im Portfolio. GUTES GESCHÄFT DANK PANDEMIE BEI S & T Der IT-Dienstleister mit regionalem Schwerpunkt in Zentral- und Osteuropa profitiert vom Homeoffice und von den Anpassungen, die Unternehmen bei ihrer IT vornehmen. Das hohe Wachstum von 2020 werde auch 2021 fortgesetzt, gab sich das Unternehmen optimistisch. Die Aktie sprang diese Woche um 12% an. 11% Umsatzwachstum bei überproportionalem Gewinnwachstum werden mit einem KGV 2022e von nur 14 bewertet. Auch hier kann ich keine Blase erkennen. CANCOM PROFITIERT VON POSITIVEM ANALYSTENKOMMENTAR Die Deutsche Bank hat die Aktien von Cancom mit einem Kursziel von 54 Euro zum Kauf empfohlen (aktuell 47 EUR). Wettbewerber Bechtle erfreue sich starker Nachfrage, da 39% der Kunden Behörden seien. Bei Cancom gebe es vermutlich nur halb so viele Behörden im Kundenkreis, jedoch seien in der Cancom-Aktie bislang nur die negativen Effekte berücksichtigt, nicht jedoch die positiven Entwicklungen. Die Aktie von Cancom ist die Woche um 9% angesprungen und notiert nun auf einem KGV 2022e von 22. Bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 29% ist das ziemlich günstig, auch hier ist keine Blase in Sicht. ÜBERRASCHEND GUTE Q-ZAHLEN VON CARL ZEISS MEDITEC Die Pandemie hatte bei Carl Zeiss Meditec zu Umsatzausfällen geführt: Augenoperationen, die mit den Instrumenten des Unternehmens durchgeführt werden, wurden verschoben. Investitionen wurden in andere Bereiche gelenkt. Das Unternehmen reagierte mit einem straffen Kostenprogramm und veröffentlichte diese Woche Quartalszahlen, die positiv überraschten: Der Umsatz konnte auf hohem Niveau gehalten werden, die Kosten hingegen waren deutlich geringer. Damit ergab sich ein Gewinnsprung von 30%, der von Analysten so nicht erwartet wurde. Die Aktie sprang um 12% nach oben. Auch für die kommenden Jahre soll das überproportionale Gewinnwachstum bestehen bleiben. Im Jahr 2022 wird ein weiterer Gewinnsprung von 25% erwartet, das KGV 22e steht bei 50. Damit ist Carl Zeiss Meditec ein absolutes Wachstumsunternehmen, das zwar bereits hoch bewertet ist, aber noch keine Blasenbildung zeigt. ECKART & ZIEGLER PUNKTET MIT NEUER KREBSTECHNOLOGIE Einen Tumor mit radioaktiven Strahlen beschießen, ist eine Krebsbehandlungsmethode, die seit vielen Jahren bereits erforscht wird. Nun könne diese Technologie vor dem Durchbruch stehen, sagen die Analysten von Hauck & Aufhäuser, und hoben das Kursziel auf 70 EUR an (aktuell 53 EUR). Die Aktie der Berliner sprang diese Woche um 10% an. Damit notiert Eckart & Ziegler auf einem KGV 2022e von 33. Für das Jahr 2022 wird ein Gewinnzuwachs von 16% erwartet. Auch Eckart & Ziegler hat somit ein KGV, das doppelt so hoch ist wie die Wachstumsgeschwindigkeit (PEG-Ratio = 2) und ist damit hoch, aber nicht zu hoch bewertet. EXPLOSIVES WACHSTUM BEI DER SHOP APOTHEKE UND IHREN WETTBEWERBERN Die Shop Apotheke veröffentlichte schon in der Vorwoche ihre Q-Zahlen, die Aktie sprang bereits an. Diese Woche veröffentlichte der Wettbewerber Zur Rose ebenfalls herausragende Q-Zahlen und zog die Shop Apotheke erneut mit nach oben. Hier wird ein Trend gespielt, der durch Corona beschleunigt wurde: Immer mehr Leistungen der Apotheke vor Ort können durch Versandapotheken übernommen werden. Im Bereich der Online Apotheken gibt es keinen Wettbewerb um die zu verteilenden Kuchenstücke, sondern wir befinden uns noch in einer frühen Eroberungsphase. Schnelligkeit ist gefragt, Marktanteile werden gesichert. Entsprechend hoch ist das Umsatzwachstum, das für die kommenden Jahre deutlich über 30% liegen soll. Doch das Wachstum ist teuer, verfügbare Mittel werden investiert und so bleibt kaum Gewinn unterm Strich übrig: Das KGV 2022e steht bei über 100. Ist das eine Blase? Nun, es gibt hier zumindest erste Anzeichen, denn mit herkömmlichen Bewertungsmethoden lässt sich das aktuelle Kursniveau nicht mehr rechtfertigen. Kritiker stellen in Frage, dass sich mit dem Geschäftsmodell überhaupt mal ordentliche Gewinnmargen realisieren lassen. Das Kurs/Umsatz-Verhältnis von 3 sei viel zu hoch. Aber wir haben ja noch eine letzte alternative Bewertungsmethode zur Verfügung die Rule 40. Wenn Umsatzwachstum + Gewinnmarge über 40 liegen, dann sind spekulative Investoren bereit, in dieses Zukunftsmodell zu investieren. Im Jahr 2020 lag das Umsatzwachstum bei 37%. Die Gewinnmarge liegt bei ... oh je, ist negativ. Im laufenden Jahr wurden Miese gemacht. Damit wird die 40er-Hürde nicht übersprungen. Für die Shop Apotheke können wir also den Begriff Hype verwenden, eine Blasenbildung beginnt. INSGESAMT 21 AKTIEN MIT WOCHENPLUS ÜBER 8% Siemens sprang nach guten Q-Zahlen um 10% an: Das Gewinnwachstum der kommenden zwei Jahre wird bei jeweils rund 20% liegen, das KGV 2022e von 16 ist vor diesem Hintergrund günstig. Rational (+11%) liefert Profiküchen für die Gastronomie und Hotels. Die Aktie ist zu Beginn der Pandemie eingebrochen, doch bereits im Oktober wurde das Allzeithoch vom Jahresbeginn 2020 übersprungen: Kosteneinsparungen sorgten für eine stabile Gewinnentwicklung, während der Absatz teilweise durch diejenigen Gastronomen ausgeglichen wurde, die Lieferdienste anboten. Viele Menschen bestellen sich ihr Essen in der Coronazeit. 35% erwartetes Gewinnwachstum im Jahr 2022 werden mit einem KGVe von 56 bewertet: Die PEG-Ratio ist bei 1,6 und somit unter 2, also noch nicht zu hoch. Was mich allerdings nachdenklich stimmt, ist das Kurs/Umsatz-Verhältnis von 12. Ein guter Teil des Gewinnwachstums kam durch die Kosteneinsparungen, doch langfristig ist dieses Tempo nicht zu halten. Rational ist sie also auch noch nicht in einer Blase, doch die Bewertung ist schon ziemlich hoch. Maschinenbauer Aixtron (+11%) profitierte von Kommentaren aus der Chipbranche: Es gibt nicht ausreichend Produktionskapazitäten für die Chipnachfrage. Vor diesem Hintergrund sind die Q-Zahlen von Intel von gestern Abend interessant. Intel hat praktisch zugeben, diese Generation der Chips verschlafen zu haben. Da gibt es auch keine Möglichkeit mehr, in absehbarer Zeit zu AMD aufzuholen. Die Aufholjagd wird technologisch erfolgen, nicht Produktionstechnisch. Das heißt, Intel, das bislang einzige Gegengewicht zu Taiwan Semi, die für die ganze Welt Chips produzieren (Produktionsanteil über 50%), wird ebenfalls künftige Chips von Taiwan Semi produzieren lassen. Zurück zu Aixtron: Die Maschinen werden sowohl von der Chip-Industrie als auch von der LED-Industrie eingesetzt. Das KUV steht bei abenteuerlichen 5, das KGV 2022e jedoch ist mit 29 dem erwarteten Gewinnsprung von 37% angemessen. Da ist noch Luft nach oben, wenn dieser Trend anhält. Verbio (+22%) profitiert von dem neuen US-Präsident Joe Biden, der dem Pariser Klimaabkommen wieder beigetreten ist und der die CO2-Vermeidung zu einem zentralen Ziel seiner Politik macht. Verbio kann eine Menge CO2-Zertifikate verkaufen, da das Unternehmen CO2-neutral Energie generiert. Dieses Geschäftsmodell hat seit Jahren auf diesen Rückenwind gewartet, nun geht die Aktie durch die Decke. 18% Gewinnwachstum im Jahr 2022 werden mit einem KGVe von 25 bewertet, viel zu günstig, wenn die Klimaschutzbewegung wieder Fahrt aufnimmt. In der Automobilindustrie kommt Hoffnung auf, Volkswagen ist um 10% angesprungen, die Jost Werke (LKW-Zulieferer, also Logistik) konnte 8% zulegen. Hypoport vermittelt günstige Immobilienkredite und erhält ebenfalls erneut Aufwind (+10%). Batteriehersteller Varta segelt auf der Welle der grünen Energie und legt diese Woche um 14% zu. KAUM VERLIERER: BVB BORUSSIA DORTMUND Einziger Verlierer dieser Woche mit einem Minus von größer als 8% ist der BVB. Zwei Spiele wurden in den Sand gesetzt. Es reift die Erkenntnis, dass die Probleme des Vereins tiefer liegen als nur im Trainer. Gepaart mit der Verlängerung des Lockdowns bzw. dem schleppenden Impfstart gibt es derzeit eigentlich nichts Positives, was zu dieser Aktie zu sagen ist. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich geschlagen haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (21.01.2021) Woche Δ Σ '21 Δ Dow Jones 31.082 0,7% 1,9% DAX 13.874 0,6% 1,1% Nikkei 28.631 0,4% 4,3% Shanghai A 3.781 1,1% 5,6% Euro/US-Dollar 1,22 0,7% -0,9% Euro/Yen 126,36 0,6% -0,3% 10-Jahres-US-Anleihe 1,09% -0,01 0,15 Umlaufrendite Dt -0,53% 0,03 0,03 Feinunze Gold $1.854 1,3% -1,6% Fass Brent Öl $55,57 0,8% 8,1% Kupfer 8.014 0,3% 2,2% Baltic Dry Shipping 1.837 2,5% 34,5% Bitcoin 32.490 -10,0% 15,4% Der Bitcoin hat diese Woche wieder Federn gelassen. Es hat den Anschein, dass auch beim Bitcoin weiterhin Gewinne mitgenommen werden. Das Sentiment des Bitcoins ist in den vergangenen Tagen von der seit Anfang Dezember bestehenden kontinuierlichen Überhitzung auf ein neutrales Niveau zurückgefallen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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