Alt 05.05.22, 23:19
Standard Wall Street stürzt mit Konjunktursorgen ab
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street ist am Donnerstag auf Talfahrt gegangen. Die Erleichterungsrally des Vortages wurde komplett abverkauft, die Verluste überstiegen sogar die Vortagesgewinne deutlich. Der Dow-Jones-Index stürzte um 3,1 Prozent auf 32.998 Punkte ab, S&P-500 und Nasdaq-Composite rauschten um 3,6 bzw. 5,0 Prozent gen Süden. Die Nasdaq erlebte den höchsten Tagesabsturz seit rund Jahren. Es wurden an der Nyse insgesamt 381 (Mittwoch: 2.691) Kursgewinner und 2.942 (624) -verlierer gezählt, unverändert schlossen 93 (123) Titel.

Zur Wochenmitte hatte die US-Notenbank die Zinsen wie erwartet um 50 Basispunkte erhöht. Für Erleichterung hatte aber vor allem die Absage von US-Notenbankpräsident Jerome Powell an "große" Zinsschritte von 75 Basispunkten gesorgt. Doch nun mehrten sich auch bei Beibehaltung des bisherigen Zinserhöhungstempos die Konjunktursorgen. Selbst wenn eine deutliche Zinserhöhung von 75 Basispunkten in den kommenden Monaten vom Tisch sei, laufe noch immer die aggressivste Straffung der US-Geldpolitik seit dem Jahr 2000, hieß es im Handel. Bereits am Vortag hatten Volkswirte vor dem Abgleiten der USA in die Rezession gewarnt.

Dazu passten die schwachen Konjunkturdaten des Tages. So waren die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe stärker als erwartet gestiegen und die Produktivität ex Agrar ging im ersten Quartal deutlicher zurück als prognostiziert. "Da die US-Notenbank nun nicht nur falkenhaft redet, sondern auch handelt, steuern die USA auf einen Abschwung zu, wobei zinsempfindliche Sektoren wie der Wohnungsbau und die Automobilindustrie bereits Schwäche zeigen", warnten die Jefferies-Analysten. Der Automobilsektor stellte mit einem Abschlag von 7,5 Prozent das Schlusslicht.

Dollar bärenstark

Der Dollar machte seine Vortagesverluste mehr als wett, der Dollar-Index schoss um 0,9 Prozent in die Höhe. Den Greenback stützten nicht nur die Aussichten auf weiter steigende Zinsen, sondern auch bereits sein Ruf als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Denn die Konjunktur trübt sich von China über Europa bis in die USA ein. Wie unsicher die Zeiten aktuell sind, zeigte das Anspringen des Volatilitätsindex VIX um 23 Prozent nach einem Rückgang um 13 Prozent auf Vortag. Der Index gilt als "Angstbarometer".

Die von Powell am Vortag ausgelöste Rally am Rentenmarkt war wie bei Aktien schon wieder Makulatur, die Renditen zogen mit der Aussicht auf steigende Leitzinsen deutlich an. Die Zehnjahresrendite sprang wieder über die Marke von 3 Prozent und erklomm das höchste Niveau seit November 2018. Dollarstärke und gestiegene Marktzinsen belasteten derweil den Goldpreis leicht.

Die Konjunktursorgen erfassten auch den Erdölmarkt, wo die Preise mehrfach die Vorzeichen wechselten. Letztlich kletterten die Preise, der für Brent auf den höchsten Stand seit fast drei Wochen. Gestützt wurden die Preise von Berichten, wonach die USA ihre strategischen Ölreserven wieder auffrischen wollten, nachdem die US-Regierung diese zuvor zur Senkung der Preise in Teilen auf den Markt geworfen hatte. Zudem hatte die Lobbygruppe Opec+ nur eine sehr bescheidene Anhebung der täglichen Produktionsmenge ab Juni angekündigt. Die Konjunktursorgen verhinderten einen schärferen Preisanstieg.

Ebay enttäuscht mit Zahlen und Ausblick

Daneben bestimmte die Berichtssaison das Geschehen. Ebay sorgte für eine Enttäuschung. Das Unternehmen hatte im ersten Quartal wegen Verlusten bei einigen seiner Beteiligungsunternehmen rote Zahlen geschrieben. Zudem sank sowohl der Wert der verkauften Waren als auch die Zahl der aktiven Käufer. Der Ausblick für das laufende Jahr wurde gesenkt. Die Erwartungen für das zweite Quartal verfehlten die Markterwartungen. Die Aktie brach um 11,6 Prozent ein.

Der Ölkonzern Conocophillips (-0,7%) hatte im ersten Quartal von den anziehenden Ölpreisen profitiert. Das Unternehmen steigerte Gewinn stärker als von Analysten erwartet. Die Produktionskennziffern verfehlten jedoch die Markterwartungen.

Die Aktien von Booking legten um 3,3 Prozent zu. Das Online-Reisebüro hatte im ersten Quartal die Erwartungen der Wall Street übertroffen und setzt auf eine gute Sommer-Reisesaison. Der Zerealienhersteller Kellogg (+3,5%) überzeugte dagegen und erfreute mit einem verbesserten Ausblick. Shopify stürzten um 15 Prozent ab, schwache Geschäftszahlen und der größte Zukauf seit Bestehen des Unternehmens belasteten. Wayfair brachen um 25,7 Prozent ein, der Haushaltswareneinzelhändler verschreckte mit einem höher als ohnehin befürchtet ausgefallenen Verlust.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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May 05, 2022 16:09 ET (20:09 GMT)

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