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Die Zinsentscheidung der US-Notenbank vom Mittwoch dieser Woche hat alles geändert. Dabei war es keine Überraschung, Notenbankchef Jay Powell hat das wahr gemacht, was er vor wenigen Wochen im Rahmen seiner Jackson Hole Rede angekündigt hat: Die Bekämpfung der Inflation ist das oberste Ziel. Dazu muss auch der Arbeitsmarkt ins Gleichgewicht gebracht werden. Aber auch die aufgeblasenen Vermögenswerte des Aktienmarktes, am Immobilienmarkt und in den Kryptowährungen sind Quellen eines Reichtums, der den Inflationsdruck hoch hält. Powell wird keine Rücksicht auf diese Märkte nehmen, wenn er die Inflation bekämpft.
Ich habe in meinem monatlichen Videocall für unsere Abonnenten gestern ausführlich Stellung dazu bezogen. Zu viele Dinge passieren: Chinas Lockdowns, Russlands Krieg gegen die Ukraine, Energiekrise und Inflation. Jedes Ereignis separiert kann gemanagt werden, doch diese vier bedingen sich und machen Prognosen sehr schwer. Fundamental gute Aktien und/oder gesundes Wachstum geben Sicherheit, die Verlusttage durchzustehen. Aber machen Sie sich bitte bewusst: Die Komplexität der genannten Ursachen für die aktuellen Verwerfungen ist ungleich höher als beim Coronacrash, beim Euro-Schuldencrash, etc. In meinen Augen haben wir eine neue, andere Zeit an den Finanzmärkten eingeläutet. Immer wieder fällt mir der Vergleich zu 1980 ein, als die damalige Inflation ebenfalls mit heftigen Zinsanhebungen in den Griff bekommen wurde. Vor einer Woche habe ich Ihnen meine Systematik vorgestellt, mit der ich Wachstumsaktien suche. Heute möchte ich Ihnen die qualifizierten Kandidaten aus Deutschland vorstellen. Für das Heibel-Ticker Portfolio kommen möglichst nur Aktien in Frage, die sich im DAX, MDAX oder SDAX befinden. Zum einen ist die Informationslage bei diesen Unternehmen meist besser, zum anderen sind diese Aktien liquide genug, um uns einen Ein- und Ausstieg zu ermöglichen, ohne den Kurs zu bewegen. Doch es gibt eine Reihe von Unternehmen, die an der Schwelle zum SDAX stehen und derzeit überaus attraktiv sind. Diese stelle ich Ihnen heute ebenfalls vor. Zu den insgesamt neun Aktien gebe ich dann meine Meinung ab. Diejenigen, die nicht für unser Heibel-Ticker Portfolio in Frage kommen, weil sie zu klein sind, oder aber mir nicht gefallen, stelle ich hier im kostenfreien Teil des Heibel-Tickers vor. Die Kandidaten, die ich in den kommenden Wochen und Monaten im Auge behalten werde und bei Gelegenheit vielleicht in unser Portfolio hole, stelle ich Ihnen im Kapitel 04 vor. Doch die meisten qualifizierten Kandidaten sind auch nach dem heftigen Ausverkauf der vergangenen Monaten noch immer zu teuer. 2G Energy Das Unternehmen habe ich Ihnen erst kürzlich ausführlich vorgestellt (siehe Ausgabe 34 vom 26.8.), da ich CFO Friedrich Pehle auf dem Hamburger Investorentag sprach. 2G Energy ist ein Hersteller von Anlagen zur dezentralen Energieversorgung (Blockheizkraftwerke), die mit Pellets, aber auch Wasserstoff, Biogas, Erdgas und anderen Energieträgern betrieben werden können. Das Unternehmen profitiert von den Problemen in unserer konventionellen Energieversorgung, die Aktie ist jedoch bereits ordentlich angesprungen. Das KGV 2022e steht bei 20, der Gewinn wächst aktuell um 15% p.a. Das sieht zwar nach meinen bisherigen Standards schon günstig aus, vor dem Hintergrund der hohen Inflation bin ich aber ein wenig strenger. Außerdem notiert 2G Energy nicht in der DAX-Familie. Sollte die Aktie deutlich zurück kommen, werde ich sie mir nochmals näher anschauen. Basler AG Der Hersteller von Kameralösungen für die Fabrikautomation, für die Mikroskopie, die Lagerhallenautomation, Verkehr etc. zeichnet sich durch eine hohe Verlässlichkeit aus. Seit 20 Jahren wachsen die Hamburger (Ahrensburg) zweistellig, ohne dabei an Profitabilität einzubüßen. Qualität hat ihren Preis, 260 Mio. Euro Jahresumsatz werden mit einem Enterprise Value (EV) von 800 Mio. Euro bewertet. Der Gewinn (EBIT) wird im laufenden Jahr von Analysten auf 28 Mio. Euro geschätzt, was zu einem EV/EBIT von 28 führt. Zu teuer für die aktuelle Marktphase. PNE Wind Entwickler von Windenergie, der seit kurzem auch im Bereich der Photovoltaik Anlagen baut. Das Unternehmen betreibt ein eigenes Portfolio von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen, mit denen gut kalkulierbare Einnahmen generiert werden. Zunehmend werden auch Projekte im Ausland getätigt, schon heute sind die meisten Anlagen von PNE im Ausland. Allerdings ist das Geschäft sehr kapitalintensiv: Der Anlagenbau wird zu einem großen Teil (ca. 70%) finanziert und die Zinslast schmälert den Ertrag. Das hat im Niedrigzinsumfeld gut funktioniert, doch bei steigenden Zinsen werden neue Projekte schwerer umsetzbar. Und wenn Wachstum ausbleibt, dann ist das aktuelle Bewertungsniveau mit einem EV/EBIT für 2023e von 36 zu hoch für meinen Geschmack. SFC Energy Die Münchener sind in einem sehr spannenden Markt unterwegs: Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff, oder aber Methanol betrieben werden können und als mobile, dezentrale Energielösung genutzt werden. SFC Energy produziert in den Niederlanden, in Rumänien und Kanada und vertreibt die Produkte weltweit. Das Wachstum der vergangenen Jahre ist beachtlich, allerdings kommt es in einzelnen Jahren zu starken Schwankungen, was das Geschäft schwer kalkulierbar macht. In der Vergangenheit wurden Verluste geschrieben, daher starten die hohen Wachstumsraten im Gewinn von einer sehr niedrigen Basis. 83 Mio. Euro erwarteter Jahresumsatz im laufenden Jahr werden mit 360 Mio. Euro EV bewertet, ziemlich hoch. Selbst für 2024 bleibt das EV/EBIT bei 24, was für meinen Geschmack noch zu hoch ist. SMA Solar Der Anbieter von Wechselrichtern und passenden Batterielösungen und Ladestationen stammt noch aus der Zeit des Solarbooms. Die Produkte sind nicht so komplex, daher gibt es einen harten Wettbewerb, der größere Gewinnmargen nicht zulässt. SMA Solar war ohne die Solarförderung nicht wirklich nachhaltig profitabel. Entsprechend ist auch die Visibilität für die Zukunft nicht so groß, mir ist beispielsweise unklar, wie das Management die Profitabilität nachhaltig sichern möchte. Das hohe Wachstum wird durch den Ausbau des Produktionsstandorts in Kassel/Niestet erzielt. Die Kapazität soll bis 2024 verdoppelt werden, die Mitarbeiterzahl werde dadurch von 3.500 um 200 steigen. Die Profitabilität werde durch steigende Skaleneffekte erreicht, gibt das Unternehmen aus. Doch die hohen Wachstumsraten gab es schon in der Vergangenheit, ohne dass sich das in steigende Skalenerträge umgewandelt hätte. Das Unternehmen wird mit 1,8 Mrd. Euro bewertet, bei einem Jahresumsatz von 1 Mrd. Euro wird ein Verlust von 23 Mio. Euro erzielt. Bis 2025 soll bei 1,7 Mrd. Euro Umsatz ein Gewinn von 90 Mio. Euro erzielt werden, das KGV stünde dann bei 20. In meinen Augen ist das nicht besonders attraktiv. Varta Die Batterien von Varta finden Sie in jedem Haushalt. Neben den Haushaltsbatterien und Batterien für Werkzeuge wächst das Unternehmen stark mit Mikrobatterien für Kopfhörer und Hörgeräten. Das Wachstum wurde mit hohen Investitionen in den Ausbau der Produktionskapazitäten erkauft. Entsprechend steigt die Verschuldung von Varta kontinuierlich an. Die Absatzprognose wird im laufenden Jahr jedoch nicht erreicht, Umsatz- und Gewinnprognose wurden bereits gesenkt. Heute Mittag wurde schließlich die Jahresprognose gestrichen, der Preisanstieg bei Rohstoffen und insbesondere bei Energie zwinge das Unternehmen dazu, heißt es. Die gestiegenen Kosten können größtenteils nicht an die Kunden weitergegeben werden. Aktuell wird Varta mit 1,6 Mrd. Euro bewertet, der Jahresumsatz läuft in Richtung 900 Mio. Euro. In den vergangenen Jahren sprang der Umsatz um 50% p.a. an, für die Zukunft gehen Analysten von 15% p.a. aus. Bis 2025 soll sich der Gewinn auf 117 Mio. Euro verdoppeln, das würde zu einem KGV von 23 führen. Der Wettbewerb ist hart, die asiatische Konkurrenz hält sich nicht an Patente und bietet billige Produkte unter Patentverletzung an. Es laufen eine Vielzahl von Prozessen, bislang konnte Varta meist gewinnen, doch das kostet Geld und insbesondere Zeit, in der man den Wettbewerbsvorsprung nicht wirklich monetisieren kann. Wochenperformance der wichtigsten Indizes INDIZES (22.09.2022) Woche Δ Σ '22 Δ Dow Jones 29.399 -4,6% -19,1% DAX 12.284 -3,6% -22,7% Nikkei 27.154 -1,5% -5,7% Shanghai A 3.237 -1,2% -15,1% Euro/US-Dollar 0,97 -3,0% -14,3% Euro/Yen 139,03 -2,8% 6,3% 10-Jahres-US-Anleihe 3,67% 0,22 2,16 Umlaufrendite Dt 1,91% 0,23 2,19 Feinunze Gold $1.647 -1,7% -9,7% Fass Brent Öl $86,33 -5,6% 9,6% Kupfer $7.682 0,0% -20,7% Baltic Dry Shipping $1.720 6,7% -22,4% Bitcoin $18.835 -3,8% -59,9% | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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