Alt 30.12.22, 18:39
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX beendet extrem schlechtes Aktienjahr 2022 im Minus
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FRANKFURT (Dow Jones)--Exemplarisch für das gesamte Börsenjahr ist es auch am letzten Handelstag 2022 am deutschen Aktienmarkt nach unten. Das Geschäft verlief am Ende eines turbulenten Jahres bei verkürztem Handel in extrem ruhigen Bahnen. Der DAX verlor 1,1 Prozent auf 13.924 Punkte. Auf Jahressicht schloss der deutsche Leitindex mit einem Minus von 12,4 Prozent, nachdem er 2021 noch 15,8 Prozent zugelegt hatte. Noch deutlich größere Verluste gab es in der zweiten Reihe. Der TecDAX büßte 25,5 Prozent ein, der MDAX 28,5 Prozent. Bei Einzelwerten gab es zum Jahresultimo mangels kursbewegender Nachrichten keine Auffälligkeiten.

Gründe für den Absturz an den Aktienmärkten gab es zuhauf. Gleich zum Anfang des Jahres die Inflations-Fehleinschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB), seit Februar den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine mit in der Folge nach oben schießenden Energiepreisen, die die Inflation noch verschärften und noch lange stockende Lieferketten - um nur einige zu nennen. Die EZB brauchte lange, um der Inflation etwas entgegenzusetzen, unter anderem weil sie sich zugleich um die Konjunktur sorgte.

Das erste Mal nach sechs Jahren hob sie dann erst Ende Juli die Zinsen an, weitere und zunehmend entschiedenere Schritte folgten. So war in den vergangenen zwölf Monaten nicht nur bei Aktien, sondern auch bei Anleihen viel Geld zu verlieren. Die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren legte von -0,12 Prozent zu Jahresbeginn auf zuletzt 2,50 Prozent zu, entsprechend sackten die Anleihekurse ab. Die steigenden Zinsen machen unter anderem das Bauen teurer, so dass nach einer jahrelangen Hausse am Immobilienmarkt auch hier die Preise nach unten abdrehten.

Uniper wird verstaatlicht

Desaströs war das Jahr für den Energieversorger Uniper. Das Geschäftsmodell des Gashändlers funktionierte, solange Russland das vereinbarte Gas billig lieferte. Weil Russland im Zuge der Sanktionen des Westens gegen den Aggressor aber nach und nach einstellte, musste sich Uniper am Markt mit Gas eindecken, um seine Liefervereinbarungen zu erfüllen. Das kostete Milliarden, am Ende "rettete" der deutsche Staat das Unternehmen, es wurde verstaatlicht. Die Aktie verlor 2022 rund 94 Prozent an Wert.

Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbare Energie gehörten dagegen zu den großen Gewinnern, unter anderem weil sie ihre Energie viel teurer verkaufen konnten. So legten beispielsweise PNE Wind um 156 Prozent zu, für den Versorgerriesen RWE ging es immerhin um 19 Prozent nach oben.

Mit einem Minus von gut 52 Prozent war die Aktie des Immobilienkonzers Vonovia das Schlusslicht im DAX. Andere Unternehmen aus der Branche traf es noch härter, allerdings aus mehr hausgemachten Gründen. Adler Group verloren rund 88 Prozent an Wert. Das Unternehmen weist einen hohen Verschuldungsgrad auf und verfügt über ein risikobehaftetes Portfolio. Die Aktie des Projektentwicklers Corestate verlor sogar 96 Prozent. Corestate litt massiv unter dem Einbruch der Transaktionsvolumen im Immobiliensektor und restrukturiert sich nun um.

Porsche rast in den DAX

2022 war nicht das Jahr großer Übernahmen am Aktienmarkt, auch Börsengänge gab es in dem schwierigen Umfeld kaum. Einen Lichtblick lieferte Porsche: Die Mutter Volkswagen brachte die Vorzüge der Sportwagenschmiede an die Börse. Der Börsengang war der größte in Deutschland seit der Deutschen Telekom 1996.Ein fulminanter Start war es zunächst nicht, nach einem Ausgabepreis von 82,50 Euro lag der erste Kurs noch bei 84 Euro, ehe er in den Wochen danach bis auf rund 112 Euro stieg. Mit einem Jahresschlusskurs von 94,75 Euro war die Aktie einer der wenigen DAX-Gewinner (+14%).

Zu Gewinnern gehörten auch die Rüstungskonzerne Rheinmetall (+128%) und Hensoldt (+78%). Sie profitierten davon, dass Deutschland im Zuge der von Bundeskanzler Scholz ausgerufenen Zeitenwende mehr Geld für die Verteidigung ausgibt - 100 Milliarden Euro in Form eines Sondervermögens.

Mit Blick auf das Aktienjahr 2023 dürfte miteintscheidend werden, ob die Kriegshandlungen Russlands eskalieren oder es zu einem Handelskrieg kommt. Ansonsten haben die Aktienmärkte eine gute Chance, sich zu erholen.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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