Alt 22.09.11, 22:03
Standard So tickt die Börse: Spiel gegen die Zeit
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Ein Spiel gegen die Zeit. Inzwischen hat die Bank of China ihre Devisengeschäfte mit den drei großen französischen Banken (SocGen, BNP, Crédit Agricole) eingestellt. Siemens hat 500 Mio. Euro von der SocGen zur EZB transferiert. Die Stimmen, die wie Ihr Autor eine Zwangserhöhung der Kapitaldecke bei den Banken fordern, werden lauter. Der IWF hat es diese Woche nun auch gefordert und dessen Vorsitzende Lagarde sollte wissen wovon sie spricht – sie war bis vor kurzem französische Finanzministerin.

Italien wurde von S&P abgestuft, weil man dem alten Greis an der Spitze des Landes, der seinen Job als Freizeitbeschäftigung sieht, die Lösung der Schuldenkrise nicht zutraut.

Der Fahrplan, den ich mir letzte Woche zurechtgelegt hatte, sieht die europaweite Genehmigung des EFSF als Grundlage für weitere Schritte zur Krisenbekämpfung. Die Mittel könnten dann für eine erzwungene Kapitalzufuhr (Aktienverwässerung) bei einigen Banken genutzt werden. Diese würde umgehend erforderlich, wenn für Griechenland eben nun doch ein Schuldenschnitt oder ähnliche Schritte diskutiert werden, andernfalls droht uns das Lehman-Szenario.

Der EFSF soll Ende des Monats genehmigt sein. Doch bis dahin sind es noch einige Tage, und an der Börse wechseln sich Bullen und Bären schneller ab als wir uns entspannen oder wieder konzentrieren können. Einen Augenblick nicht aufgepasst, weitere Hiobsbotschaften und der DAX könnte schnell wieder unter 5.000 Punkte rutschen.

Heute Abend hat die US-Notenbank Fed bekanntgegeben, 400 Mio. USD an kurzfristigen Einlagen anzunehmen und davon langfristige Schuldpapiere, erstmals inklusive Hypothekenkredite, zu kaufen. Es ist nichts anderes als eine weitere Liquiditätsspritze, denn dem Markt werden sowohl Liquidität zugeführt als auch das Zinsniveau langfristiger Papiere wird gedrückt.

Begleitet hat Fed-Chef Ben Bernanke sein neues Programm mit ein paar erklärenden Worten. Diese werden stets sorgfältig gewählt und variieren von Sitzung zu Sitzung nur wenig. Diesmal wurde ein Wörtchen eingefügt. Der Satz, in dem vom konjunkturellen Risiko eines Abschwungs gesprochen wird, wurde um das Wörtchen „signifikant“ ergänzt: Es besteht ein signifikantes Risiko eines Abschwungs!

Der Dow Jones, der bis dahin nah am Vortagsniveau notierte, brach umgehend ein und schloss mit einem Minus von 2,5%.

Sie können davon ausgehen, dass am heutigen Donnerstag in Deutschland und Europa diese Bewegung zu weiteren Verkäufen führen wird.

Schauen wir einmal, was die Indizes in dieser Woche gemacht haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (21.09.2011) | Diff

Dow Jones: 11.124 | -2,7%
DAX: 5.434 | -1,3%
Nikkei: 8.741 | -1,4%
Euro/US-Dollar: 1,357 | -2,1%
Euro/Yen: 104,73 | -1,6%
10-Jahres-US-Anleihe: 1,88% | -0,2
Umlaufrendite Dt: 1,61% | -0,1
Feinunze Gold USD: $1.783,50 | -0,4%
Fass Crude Öl USD: $84,73 | -4,8%
Kupfer in US$/to: 8.221 | -5,6%
Baltic Dry Shipping I:1.795 | -5,9%


Der Goldpreisrückgang war offensichtlich nicht stark genug, um Entwarnung für unser Finanzsystem zu geben. Stattdessen fürchtet man nun tatsächlich Auswirkungen auf die Konjunktur, und so sind der Ölpreis, der Kupferpreis und der Baltic Dry Shipping Index diese Woche unisono heftig eingebrochen.

Und fast unbemerkt fällt der Euro weiter gegenüber dem US-Dollar. Selbst nach der heutigen Fed-Meldung, eine weitere Liquiditätsspritze zu setzen, ist der Euro gegenüber dem US-Dollar eingebrochen.

Das sieht alles nicht gut aus, und ich fürchte, wir werden uns auf ein paar weitere hässliche Tage an den Börsen einstellen müssen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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