Alt 21.07.22, 23:00
Standard Gesunkene Marktzinsen hieven Dow über 32.000-Punktemarke
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NEW YORK (Dow Jones)--Schwache Konjunkturdaten einerseits und einige positive Geschäftsberichte andererseits haben sich am Donnerstag an der Wall Street lange Zeit die Waage gehalten. Doch deutlich gesunkene Marktzinsen bescherten den US-Börsen dann doch eine freundliche Tendenz. Zwischenzeitlich hatte die Nachricht über die Corona-Infektion von US-Präsident Joe Biden belastet. Der Staatschef weise "sehr milde Symptome" auf, erklärte seine Sprecherin. Aufgrund seines Alters von 79 Jahren hatte unter Anlegern kurzzeitig Sorge und Verunsicherung geherrscht. Doch dies legte sich schon bald, denn der vollständig geimpfte Präsident werde sich im Weißen Haus isolieren und die Staatsgeschäfte fortführen, hieß es aus dem Weißen Haus.

Der Dow-Jones-Index stieg um 0,5 Prozent auf 32.037 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 1,0 bzw. 1,4 Prozent zu. Gestützt wurde die technologielastige Nasdaq von deutlich gesunkenen Marktzinsen. An der Nyse wurden 1.864 (Mittwoch: 2.244) Kursgewinner gezählt, ihnen standen 1.341 (1.032) Verlierer gegenüber - 143 (111) Titel schlossen unverändert. Händler verwiesen auf die insgesamt überraschend positiv laufende Berichtsperiode. Von den 18 Prozent der Unternehmen aus dem S&P-500, die bislang berichtet haben, haben 71 Prozent die Erwartungen übertroffen. Am Donnerstag glänzten Tesla, Danaher und Philip Morris.

Dem gegenüber standen schwache Konjunkturdaten. So enttäuschte der Philadelphia-Fed-Index für Juli, der wider Erwarten noch tiefer in negatives Terrain gerutscht war. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg in der Vorwoche stärker als angenommen und auch der Index der Frühindikatoren enttäuschte. Händler sprachen von klaren Rezessionssignalen. Angesichts der Daten zerstreute sich allerdings die Befürchtung eines allzu rigorosen Vorgehens der US-Notenbank bei der Inflationsbekämpfung etwas.

"Ich denke, wir konzentrieren uns auf den Kampf zwischen zwei möglichen Szenarien: eine galoppierende Inflation mit wirklich hohen Zinsen oder eine Rezession mit nicht so hohen Zinsen, wie wir dachten, und der Möglichkeit einer tatsächlichen Senkung", fasste Marktstratege Peter Cardillo von Spartan Capital den Zwiespalt der Anleger zusammen.

Tesla überzeugt

Tesla legten um 9,8 Prozent zu, nachdem der Hersteller von Elektroautos trotz eines Gewinnrückgangs die Erwartungen übertroffen hatte. Der Tabakkonzern Philip Morris (+4,2%) übertraf die Gewinn- und Umsatzerwartungen deutlich und hob den Ausblick an. Danaher (+9,2%) überraschte mit Geschäftszahlen über Markterwartung. Die Covidtests des Mischkonzerns lieferten eine positive Überraschung.

Eine gekappte Jahresprognose drückten den Kurs der SAP-Tochter Qualtrics um 5,2 Prozent. AT&T (-7,6%) steigerte die Kundenzahl kräftig und übertraf damit ebenso wie mit Umsatz und Gewinn die Erwartungen. Allerdings senkte der Telekommunikationskonzern seine Cashflow-Prognose. Nur auf den ersten Blick überzeugten die Geschäftszahlen von Alcoa (+0,2%). Gebremst wurde der Kurs des Aluminiumkonzerns von einer reduzierten Prognose für die Bauxit-Auslieferungen. Positiv aufgenommen wurde ein geplanter Stellenabbau bei Ford (+2,1%).

Der Chemiekonzern Dow schnitt besser ab als erwartet. Gleichwohl ging der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr zurück. Außerdem sorgten sich Anleger um die Aussichten der Weltwirtschaft, hieß es zum Kursminus von 2,2 Prozent.

United Airlines stürzten um 10,2 Prozent ab, American Airlines um 7,4 Prozent. United warnte vor den Auswirkungen höherer Kraftstoffpreise, American verbuchte Ergebnisse unter Markterwartungen. Die Titel der Kreuzfahrtreederei Carnival sanken um 11,2 Prozent, nachdem die Gesellschaft die Ausgabe neuer Aktien im Umfang von einer Milliarde Dollar bekannt gegeben hatte. Der Versicherer Travelers (-0,9%) verbuchte einen Gewinnrückgang.

Euro-Aufwertung nach EZB-Entscheid kurzlebig

Der Euro profitierte nur kurz von der Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) um 50 statt der zuvor avisierten 25 Basispunkte. Kommentare von EZB-Präsidentin Christine Lagarde wurden als taubenhaft gewertet. Händler machten in ihren Aussagen nur einen begrenzten Handlungsdruck für künftige Zinserhöhungen aus. Zudem begründete Lagarde den großen Zinsschritt auch mit der Reinvestition im Rahmen des PEPP-Programms. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die EZB "keine wirkliche Verschärfung der Geldpolitik wünscht", meinte Otmar Lang von der Targo Bank. Der Dollarindex gab mit gesunkenen Zinserhöhungsfantasien im Gefolge der schwachen Daten 0,3 Prozent ab.

Diese bescherten dem Rentenmarkt regen Zulauf; im Gegenzug fielen die Renditen mit den nachlassenden Zinsspekulationen massiv. Die schwachen Konjunkturdaten und die Verunsicherung wegen der Corona-Infektion von Biden stützten die Notierungen der Staatsanleihen, hieß es.

Rezessions- und damit Nachfragesorgen belasteten die Ölpreise, die auf ein Einwochentief sanken. Händler sprachen von einer schwachen Benzinnachfrage in den USA - trotz der Urlaubssaison. Zudem erhöhte sich das Angebot, weil wieder mehr libysches Erdöl an den Markt kam.

Der Goldpreis erholte sich von seinem Jahrestief im Verlauf dank deutlich gesunkener Marktzinsen. Zudem implizierten die schwachen Konjunkturdaten eine weniger forsche Gangart der US-Notenbank bei künftigen Zinsanhebungen.

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July 21, 2022 16:12 ET (20:12 GMT)

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