Alt 31.08.12, 12:21
Standard Börsen starren in den Abgrund von Jackson Hole
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FRANKFURT--Europas Börsen legen am Freitagmittag zu, wobei das Geschäft von gespanntem Warten geprägt ist. US-Notenbankchef Ben Bernanke wird am Nachmittag seine lang erwartete Rede mit dem Titel "Geldpolitik seit Ausbruch der Krise" in Jackson Hole halten. Die Anleger erhoffen sich dabei Hinweise, ob die US-Notenbank schon bald die Geldschleusen wieder öffnen wird oder nicht. Allerdings ist diesbezüglich die Erwartungshaltung zuletzt so weit gesunken, dass hier und da schon wieder von positivem Überraschungspotenzial die Rede ist.

Die gesunkenen Erwartungen der Anleger an die Bernanke-Rede hatten am Donnerstagnachmittag für starke Abgaben an den europäischen Börsen gesorgt. Im unmittelbaren Vorfeld der Rede kommt es nun wieder zu einer teilweisen Erholung. Der DAX steigt um 0,5 Prozent auf 6.932 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 2.419 nach oben. Auf und Ab geht es auch mit dem Euro, der sich nun wieder deutlich auf 1,2570 Dollar erholt. Mehr als eine Gegenreaktion auf die fast gleich großen Verluste vom Vortag erkennen Händler darin jedoch nicht. "Wir haben momentan ein sehr dünnes Handelsvolumen im Euro-Dollar", so ein Devisenhändler. Dies unterstütze die jüngsten kräftigen Bewegungen.

Am Anleihemarkt macht sich die Vorsicht der Anleger in wieder steigenden Renditen für Anleihen der Peripherieländer der Eurozone bemerkbar. Vor allem die Renditen Spaniens legen zu. Das Land will offenbar zuwarten, bevor es ein offizielles Hilfeersuchen stellen will.

Neue Nahrung erhielten die Bernanke-Skeptiker durch Charles Plosser. Der Präsident der Federal Reserve von Philadelphia sieht derzeit keine Notwendigkeit, die Bilanz der US-Notenbank weiter auszuweiten. Die US-Notenbank könne durch ihre Politik des lockeren Geldes keinen Wohlstand schaffen. Die Investitionszurückhaltung der Unternehmen liege an den Unsicherheiten der Schuldenkrise in der Eurozone und den drohenden Steuererhöhungen in den USA.

Am Aktienmarkt zeigt sich die Lufthansa-Aktie mit einem Plus von 0,7 Prozent unbeeindruckt vom Beginn des Streiks der Flugbegleiter, nachdem sie im Vorfeld schon nachgegeben hatte. Bereits rund 200 Flüge sind abgesagt bzw. ausgefallen und der Frankfurter Flughafen darf derzeit nicht mehr angeflogen werden. Da viele Maschinen von Europas größter Airline am Boden bleiben, gibt es immer weniger Platz, wie der Flughafenbetreiber Fraport mitteilte.

Gefragt ist die Aktie von Hochtief. Grund sind Aussagen der Unternehmensmutter ACS, die in Medien unterstellte Verschmelzungsstrategie werde eine Erhöhung des Anteils an dem deutschen Unternehmen beinhalten. "Es ist zwar völlig offen, ob sie das überhaupt finanzieren können, aber Anteilsaufstockung ist ein Reizwort an der Börse, das immer zu Kursgewinnen führt", sagt ein Händler. Die Aktie steigt um 1,1 Prozent.

Durch starke Gewinne machen Praktiker-Papiere auf sich aufmerksam. Die Baumarktkette will den Kreditgeber wechseln. Jetzt soll ihr Großaktionär, die österreichische Semper Constantia Privatbank, zum Zuge kommen. Mit dem Investor Anchorage will sie nicht weiter exklusiv über frisches Geld verhandeln. Im Handel kommt der Wechsel gut an. Anchorage wollte sich das Risiko mit einem Zinssatz von über 16 Prozent bezahlen lassen. Die Aktie schießt um 13 Prozent nach oben, kommt aber direkt von einem Allzeittief.

Kontakt zum Autor: manuel.fuchs@dowjones.com

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