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FRANKFURT (Dow Jones) - Der Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt ist am Dienstag erst einmal zum Erliegen geraten. Die sich ausweitende Krise um das angeschlagene Griechenland hat den Anlegern die Laune verdorben. Der DAX schloss sehr schwach und ging mit einem Minus von 2,7% oder 173 auf 6.160 Punkten aus dem Handel. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 159,5 (Vortag: 115,2) Mio Aktien im Wert von rund 5,61 (Vortag: 3,52) Mrd EUR. Die Risikoaufschläge auf griechische Staatsschulden markierten am Berichtstag abermals neue Rekordstände.
Auch der Euro kam deutlicher unter Druck und rutschte unter die Marke von 1,33 USD. Am Nachmittag verstärkte sich der Druck auf die Märkte dann noch erheblich, als bekannt wurde, dass die Ratingagentur S&P die Einstufung von Portugal gleich um zwei Stufen auf "A-" von "A+" senkte und dies mit den fiskalpolitischen Problemen des Landes begründete. Zugleich wurde die Bonität Griechenlands auf "BB+/B" mit negativem Ausblick gesenkt. Eine deutlich besser als erwartet ausgefallene Verbraucherstimmung in den USA konnte angesichts solcher Nachrichten die Stimmung lediglich kurzzeitig heben. Daneben war im Handel von Zurückhaltung vor der für Mittwoch erwarteten Zinsentscheidung der Federal Reserve (Fed) die Rede. "Im Schatten der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank will niemand auf dem falschen Fuß erwischt werden", sagte ein Händler. Angesichts der zuletzt guten Konjunkturdaten aus den USA halten es die ersten Beobachter nicht mehr für ausgemacht, dass die Federal Reserve den Märkten abermals für einen ausgedehnten Zeitraum extrem billiges Geld zusichern wird. Im Fokus des Anlegerinteresses standen nach Geschäftszahlen Deutsche Bank. Nachdem die Aktie zu Handelsbeginn angesichts deutlich über dem Konsens liegender Zahlen bis zu 1,6% im Plus lag, dreht der Kurs im Verlauf. Die Aktie ging mit einem Abschlag von 5% auf 52,59 EUR aus dem Handel. Hintergrund waren die Sorgen um das Engagement des Bankensektors in Griechenland und andere Länder der Eurozone. Die Zahlen gingen dabei völlig unter. "Die Zahlen sehen zwar gut aus, zeigen aber auch eine hohe Abhängigkeit vom Investmentbanking, das fast den gesamten Vorsteuergewinn aufgebracht habe", kommentierte Analyst Heino Ruland von Ruland Research den Bericht. Auch andere Titel aus dem Sektor gerieten mit den sich ausweitenden Sorgen um die angeschlagenen Staatsfinanzen in den Abwärtssog. Commerzbank gaben 2,8% auf 6,10 EUR nach und Aareal 5,4% auf 16,80 EUR. Postbank verloren 5,1% auf 25,87 EUR. Den Hoffnungen auf eine rasche Übernahme durch die Deutsche Bank wurde erst einmal der Wind aus den Segeln genommen. Empfindliche Verluste musste auch der Versicherungssektor hinnehmen. Die Anleger machen sich auch hier Sorgen hinsichtlich der in den Bilanzen gehaltenen Risiken. Allianz gaben 2,4% auf 86,56 EUR nach, Munich Re ging mit einem Minus von 4,5% auf 113,75 EUR noch deutlich niedriger aus dem Handel. Hannover Rück verloren 4,2% auf 35,185 EUR. Teilnehmer verwiesen auf Befürchtungen, wonach auf die beiden Rückversicherer größere Schadensforderungen im Zusammenhang mit der im Golf von Mexiko gesunkenen Ölplatform zukommen könnten. Sehr schwach zeigten sich auch die Top-Performer seit Anfang des Jahres - die Anleger nahmen hier Gewinne mit. Infineon gaben um 5,1% auf 5,26 EUR nach und MAN um 4,3% auf 69,28 EUR. Daneben gerieten zyklische Werte in den Abwärtsstrudel: Daimler verloren 3,9% auf 37,93 EUR, BMW 2% auf 37,06 EUR und VW 3,4% auf 71,04 EUR. ThyssenKrupp mussten Verluste von 2,1% auf 24,79 EUR hinnehmen, für Salzgitter ging es 2,4% nach unten. Dem allgemeinen Abwärtstrend konnten sich in der zweiten Reihe MorphoSys nach Zahlen für das erste Quartal entziehen. Die Titel gewannen 0,9% auf 15,95 EUR. "Besser als erwartet, aber kein Grund, die Schätzung für das Gesamtjahr anzupassen", kommentierte equinet-Analyst Martin Possienke den Bericht. Für Software AG ging es um 6,9% auf 88,66 EUR nach unten. "Nicht so, dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen muss, aber besonders die Entwicklung im Geschäftsbereich Enterprise Transaction Systems (ETS) hat enttäuscht", sagte Michael Bahlmann, Analyst bei M.M. Warburg, mit Blick auf die Zahlen des Unternehmens für das erste Quartal. DJG/mpt/cln Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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