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Es ist eigentlich schon lange „ 5 nach Zwölf“, aber Politiker schaffen es immer wieder, eine neue Zeiteinheit einzuführen und bei der ausufernden Verschuldungsproblematik auf Zeit zu spielen. Dies bedeutet aber nichts anderes, dass sich die Verschuldungsprobleme so lange anhäufen, bis es zum großen Knall kommt. Griechenland erhielt „in letzter Minute“ nun weitere 100 Mrd € und Banken/Versicherungen sind mit einem überschaubaren Betrag erstmals – und wie Sarkozy betonte letztmals (??) – mit im Boot. Damit wurde der Euro „gerettet“ (?) – für eine gewisse Zeit. Immerhin versucht man nun Griechenland nicht nur mit Notkrediten, sondern auch einem Marshall-Plan zu helfen, was der richtige Ansatz ist.
Die EU hätte schon von Anbeginn einen Art „Stabilisierungsfonds“ gründen müssen, in dem alle je nach Gewicht einzahlen, denn es war von Vornherein klar, dass die EWU im Krisenfall auseinanderbrechen könnte, da die Unterschiede der Länder innerhalb des EWU zu groß sind. Die größten Gefahren werden auch in Zukunft von den systemrelevanten Banken ausgehen. Ohne den Lehman-Schock wäre die Verschuldungssituation nicht so schnell eskaliert und nicht nur Griechenland leidet jetzt darunter. Aber auch Griechenland hat diese Situation selbst verschuldet, in dem es nicht für Steuerzahlungen und Haushaltsdisziplin gesorgt hat. Zudem hat Griechenland die Haushaltstatistiken gefälscht bzw. falsch angegeben. Aber Vorsicht: Dies waren nur einige wenige korrupte Politiker; was aber viele in Griechenland gemacht haben, ist Steuerhinterziehung au breiter Front. Es gab aber vorher keine effektiven Kontrollmechanismen. Es wäre aber falsch, alle Griechen über einen Kamm zu scheren. Viele Länder in Südeuropa befinden sich zudem jetzt in einer ähnlichen Situation. Jeder sollet sich jetzt in seinen eigen Spiegel schauen, bevor er mit dem Zeigefinger den Lehrer spielen will. Es ist aber ganz klar, dass nach diesem Agreement früher oder später auch Irland und Portugal oder andere Länder auch auf das Recht pochen, einen Notkredit, niedrigere Zinsen und oder eine Schuldenstreckung/Schuldenerlass zu bekommen. Auch das ist nur eine Frage der Zeit, nämlich bis die nächsten Staatsanleihen großvolumig refinanziert werden müssen. Man muss allen diesen Ländern jetzt auch Zinskompromisse machen, was aber nur das Problem zeitlich nach hinten verschiebt. Es gibt bei vielen Ländern jetzt strukturelle Verschuldungsprobleme, die nach radikalen Last Minute-Lösungen schreien. Auch Italien, Belgien und Frankreich müssen sich jetzt etwas einfallen lassen, um einen Staatsbankrott zu vermeiden. Für Italien gibt es keinen Rettungssschirm, der groß genug wäre: Too big, to fail! Der Euro hängt damit weiterhin am seidenen Faden, der jederzeit reißen kann. Aus Last Minute-Rettungsträumen können also schnell Alpträume werden. Das Fass ist voll und es beginnt überzulaufen. Dann könnten auch die Dämme an den Aktienmärkte brechen, aber noch ist es nicht so weit. Noch werden Beruhigungspillen verabreicht und es wird auf Zeit gespielt. Der Patient ist im Koma, aber nicht geheilt. Immerhin „stabilisierte“ sich der Euro im Koma wieder auf 1,43, EUR/USD: Auch der EU-Bankenstresstest, wo nur 8 Banken durchfielen, ist so etwas wie eine Beruhigungspille, die aber nicht lange anhalten wird. In dem Bankenstresstest wurden keine Staatsbankrotts und Panikreaktionen (wie die extreme Ausweitung von Spreads in Krisensituationen ) an den Börsen eingepreist bzw. simuliert. Das worst case Szenario ist also kein wahres worst case Szenario. Damit ist auch dieser Stresstest kein Stresstest, aber eine Beruhigungspille, wo auf hohen Niveau weiter gezockt werden kann. Dies trifft gleichermaßen für die USA zu. Auch hier nehme ich an, dass es in letzten Minute bis zum 2. August eine Kompromisslösung gefunden und die Verschuldungsgrenze , die jetzt bei 14,3 Billionen USD liegt, auf über 15 Billionen USD hochgestuft wird. Ist dies nicht der Fall, wird es zunächst nur einen technischen Default geb. Es wird dann eine – vorübergehende - Haushaltssperre geben. Ich nehme an, dass man sich dann nochmals an den Verhandlungstisch setzen wird und dann eine Kompromisslösung in „allerletzter Minute“ herbeiführen wird. Damit wäre dann aber keinesfalls das strukturelle Verschuldungsproblem vom Tisch. Im Gegenteil: auch in den USA bedarf es radikaler Spar- und Umverteilungsmaßnahmen, was auch faktische „schleichende“ Enteignungsmaßnahmen mit einschließt. Falls es aber zu keiner Lösung kommt, werden die Rating-Agenturen die US-Staatanleihen herunterstufen müssen. Das heißt die Rating-Agenturen hängen auch von politischen Entscheidungen ab. Nun soll Moodys sogar einen Notfallplan für die USA erarbeiten. Ein Downgrade von US-Staatsanleihen, das längst notwendig und ein „Politikum“ ist, könnte schlimmere Folgen auf den internationalen Finanzmärkten haben als das Herunterstufen der griechischen und irischen Anleihen auf Ramschniveau, denn dann müssten sehr viele Banken hohe Kapitalerhöhungen machen, was wiederum die Aktienmärkte stark belasten würde. Vor dieser wichtigen Last minute-Entscheidung stehen die USA in den nächsten Wochen. Zudem kommt jetzt die Berichtssaison, wo ich aber – mit Ausnahmen des Bankensektors - mit überwiegend guten Ergebnissen rechne. Apple zweigte schon mit einem Quartals-Rekordgewinn von 7 Mrd USD (!) eindrucksvoll, wie erfolgreich ein Spitzen-Unternehmen in relativen Krisenzeiten sein kann. Die ganze Welt begehrt Apple-Produkte. Die USA haben, anders als Griechenland oder Portugal, eine Riehe von hochwertigen Spitzenleistungen aufzuweisen, nur müssen sie in Zukunft eine andere Steuerpolitik machen, um so große Verschuldungsprobleme gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die FED wird, wenn in letzter Minute hart hat hart kommt, wieder ein QE3 anschließen, was aber auch keine Lösungsansätze auf Dauer sind, sondern nur auf Zeit gespielt wird. Falls es bis zum 2. August beim US-Politik-Poker zu einer positiven last minute-Einigung kommt, werden die Aktienmärkte uni sono eine kleine „Erleichterungsrallye“ starten. Falls nicht, rechne ich mit starken Kursverlusten. Krisengewinner sind weiterhin Gold mit neuem Rekordhoch von über 1600 USD, Silber, einige Währungen wie der Australische Dollar, der Schweizer Franken sowie Bundesanleihen, die als „sicherer Hafen“ eingestuft werden. Die Aktienmärkte tendieren hingegen – nervös – seitwärts. Da der WTI-Ölpreis wieder auf 100 USD/Barrel anstieg, bekamen auch russische Aktien ein wenig Rückenwind. Der RTS-Index stieg am Freitag um 0.22% auf 1976 Indexpunkte und ist damit schon wieder fast 10% seit Jahresbeginn im Plus. Aber auch hier müssen wichtige Chartmarken jetzt beachtet werden. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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