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Oberflächlich betrachtet waren es zwei Ereignisse, die das Geschehen an den Finanzmärkten diese Woche bestimmt haben: Die Demonstrationen in China am vergangenen Wochenende sorgten für einen Ausverkauf an den Aktienmärkten zum Wochenbeginn. US-Notenbankchef Jay Powells Rede am Mittwoch Abend sorgte für eine Rallye.
Doch wenn wir das Geschehen mit etwas Abstand betrachten, dann fällt auf, dass der DAX seit Ende September um 20% zugelegt hat. Eine kleine Verschnaufpause war überfällig, da waren die Meldungen aus China lediglich der Auslöser und nicht die Ursache. Und auch die Rede von Jay Powell enthielt nicht wirklich eine Überraschung: Die Erwartung für die kommende Zinsentscheidung am 14. Dezember war bereits in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen. Wurde vor sechs Wochen noch von einer Mehrheit ein Zinsschritt von 0,75% erwartet, so war diese Erwartung aufgrund der jüngsten Konjunkturdaten auf 0,5% gesunken. Jay Powell bestätigte mit seiner Rede lediglich diese Entwicklung, betonte jedoch zugleich, dass man sich auf eine längere Phase mit höheren Zinsen einstellen müsse. So verpuffte die Wirkung der Worte Jay Powells im Verlauf des folgenden Handelstages. Doch auch am Ende der Woche bliebt es volatil: Das leichte Wochenplus wurde binnen weniger Minuten in ein Wochenminus gedreht, als der US-Arbeitsmarktbericht einen robusten Arbeitsmarkt signalisierte: Es wurden mehr neue Stellen geschaffen als erwartet (+263.000 statt +200.000). Gleichzeitig ist das Lohnniveau stärker gestiegen als erwartet (+5,1% statt 4,6%). Hatte Powell doch gerade erst zugegeben, dass das höhere Zinsniveau seine Wirkung in der Wirtschaft zeige, so konterkarierten diese Zahlen diese Behauptung. Wir befinden uns in einer Marktphase, in der schlechte Konjunkturdaten gut sind für die Börse. Wenn der Arbeitsmarkt erste Bremsspuren zeigt, würde dies dahingehend interpretiert, dass die Fed in ihrem Bestreben, die Inflation einzufangen, erfolgreich ist und das Tempo der Zinserhöhungen drosseln kann. Solange der Arbeitsmarkt so robust ist, wie es die heutigen Zahlen zeigen, ist die Fed unter Zugzwang, den Zins schneller zu erhöhen. So ist die Wochenveränderung im DAX letztlich gering, die unterwöchigen Schwankungen sind in der Gegenüberstellung der Wochenschlusskurse nicht zu sehen. Bemerkenswert ist, dass diese Woche insbesondere Technologieaktien zulegen konnten (+3,1%), während die Versorger Federn ließen (-2,7%). Es handelt sich also um eine Gegenbewegung zur Marktrichtung der vergangenen Monate, in denen gerade die Technologietitel am stärksten ausverkauft wurden. Ist das ein neuer Trend? Oder tatsächlich nur eine Gegenbewegung? Dieser Frage gehe ich in Kapitel 4 auf den Grund. Elon Musk versus Apple Diese Woche legte sich Elon Musk mit Apple an: Der Apfelkonzern schalte keine Werbung mehr auf Twitter und drohte, seine App aus dem App-Store zu verbannen. Als Grund dafür nannte Elon Musk die linke Orientierung des Konzerns: Über 90% der Parteispenden würden an die US-Demokraten fließen. Ich habe diesen Umstand am Dienstag im Video angesprochen, ein Kunde wollte das nicht glauben, aber Elon Musk hat Recht. Hier der Beleg: Apple-Spenden an US-Demokraten. Nur einen Tag nach diesen Anschuldigungen postete Elon Musk ein Video von einem Teich aus dem Apple-Gelände und teilte mit, er habe mit Tim Cook gesprochen und alles sei ein Missverständnis gewesen. Apple habe niemals vorgehabt, Twitter aus dem App-Store zu verbannen. Kurze Wege, würde ich sagen: Twitter und Apple liegen nur 45 Autominuten voneinander entfernt. Apple CEO Tim Cook hat schnell reagiert und das aufkeimende Problem aus der Welt geschafft. Robert Habeck sieht China-Geschäft kritisch Das Wirtschaftsministerium hat sich um die Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands zur Volksrepublik China Gedanken gemacht. Darin wird mit Sorge formuliert, dass man bis 2027, dem 100-jährigen Bestehen Taiwans, mit einer Annexion durch China rechne. Aufgrund vieler weiterer kritischer Entwicklungen in China sei die Verflechtung deutscher Unternehmen mit China kritisch zu sehen. Förderungen sollten eingestellt werden, andere Partner sollten gesucht werden, so das Papier, das vorzeitig an die Presse gelangte. Auch seitens der EU wird Deutschland ein "blauäugiger" Umgang mit China vorgeworfen. Zu groß sei die Abhängigkeit, die zudem nur einseitig bestehe: Deutschland sei abhängig von China, nicht umgekehrt. Endlich, kann ich dazu nur sagen. Es bleibt zu hoffen, dass die Ursachen für die Abhängigkeit angegangen werden: Schlechte Produktionsbedingungen in Deutschland, angefangen beim hohen Energiepreis und starren Arbeitsmarkt. Ich lasse mich überraschen, wie unser politisches Dreigestirn dieses Thema anzugehen gedenkt. Schauen wir nun einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: Wochenperformance der wichtigsten Indizes INDIZES (01.12.22) Woche Δ Σ '22 Δ Dow Jones 34.337 -0,1% -5,5% DAX 14.529 -0,1% -8,5% Nikkei 27.778 -1,8% -3,5% Shanghai A 3.308 1,8% -13,3% Euro/US-Dollar 1,05 1,1% -7,3% Euro/Yen 141,87 -2,0% 8,5% 10-Jahres-US-Anleihe 3,57% -0,16 2,05 Umlaufrendite Dt 1,75% -0,17 2,03 Feinunze Gold $1.795 2,4% -1,6% Fass Brent Öl $86,98 3,3% 10,4% Kupfer $8.376 4,0% -13,5% Baltic Dry Shipping $1.338 7,7% -39,6% Bitcoin $16.934 2,6% -64,0% | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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