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+100% hat die Aktie von AMC im Tagesverlauf des Mittwochs dieser Woche verzeichnet. Eine Kursverdopplung auf dem Rücken von Leerverkäufern, die auf fallende Kurse spekulierten und nicht ausreichend Sicherheiten nachschießen konnten: Shortsqueeze. Ein Shortsqueeze ist ein Ausquetschen der Leerverkäufer, deren Spekulation auf fallende Kurse durch einen steigenden Aktienkurs eingedeckt werden müssen. Diese Deckungskäufe treiben den Aktienkurs zusätzlich in die Höhe.
Ein Unternehmen, das nach allen Bewertungskriterien viel zu hoch bewertet ist, dürfte einen fallenden Aktienkurs verzeichnen. Doch die Massen von WallStreetBets haben ein wenig Spielgeld dafür verwendet, fallende Kurse zu verhindern. Und in einer konzertierten Aktien konnten sie sogar einen steigenden Kurse erzeugen, der sodann in einen Shortsqueeze mündete. Warum machen die das? Nun, es ist die Revanche des Privatanlegers, wie ich bereits vor einer Woche erklärte: Oft genug haben Hedgefonds mit Falschaussagen im Fernsehen den Aktienkurs solider Unternehmen in den Keller geprügelt. Die Aktie war zu Unrecht gefallen und Privatanleger verloren im Rahmen solcher Attacken viel Geld. Nun passiert das Gegenteil: Privatanleger fahren eine Attacke gegen Hedgefonds und treiben diese in Liquiditätsprobleme, teilweise in die Insolvenz. Sie wollen eine moralische Einschätzung? Nun, ich habe die Hedgefonds verurteilt, die Aktien schlecht geredet haben. Entsprechend kann ich mir ein Lächeln über die Revanche der Privatanleger nicht verkneifen. Lieber wäre mir jedoch eine Aktienbörse, die ohne solche Verzerrungen auskommt. Zu AMC: Das Unternehmen betreibt Kinos in den USA. Im Lockdown waren die Kinos geschlossen. Das Unternehmen war schon vor der Corona-Pandemie finanziell angeschlagen: Hohe Schulden und niedrige Gewinnmarge wegen der Streaming-Konkurrenz. Hohe Schulden heißt in diesem Fall: 11 Mrd. USD Schulden bei 5,5 Mrd. USD Jahresumsatz. Da dort Immobilien dahinter stehen, die einen Wert darstellen, ist das Unternehmen nicht überschuldet. Doch die hohe Zinslast bei niedriger Gewinnmarge führte bereits dazu, dass vor der Kursexplosion eine Bewertung angelegt wurde, die eher an eine Insolvenzgefährdung erinnert: 1 Mrd. USD für 5,5 Mrd. USD Umsatz, ein KUV von 0,2. Nun hat sich der Kurs in den vergangenen Wochen verfünfundzwanzigfacht. Die Marktkapitalisierung von AMC beträgt inzwischen 25 Mrd. USD. Nun hat AMC bekannt gegeben, Aktien zu platzieren, um die Schuldenlast zu verringern. 11,5 neue Aktien werden ausgegeben, nachdem wenige Tage zuvor bereits 8,5 Mio. Aktien direkt an einen Einzelaktionär (Mudrick Capital) verkauft wurden. 11+8,5 = 19,5 Mio. neue Aktien zu einem Kurs von 30 bzw. 50 USD, damit hat sich AMC mal eben 800 Mio. USD in bar geholt, um die Schulden zu verringern. Bei 500 Mio. ausstehenden Aktien wurden die alten Aktien durch diese lukrative Transaktion kaum verwässert. Gleichzeitig hat sich AMC an Privatanleger gewendet und vor dem Kauf der Aktien gewarnt: 80% der AMC-Aktien befänden sich derzeit in der Hand von Privatanlegern, das ist vergleichsweise viel. Diese Privatanleger laufen Gefahr, ihren Einsatz teilweise oder auch fast vollständig zu verlieren, so AMC in der Pressemitteilung. Die Aktienkursentwicklung habe keinerlei Bezug mehr zur Geschäftsentwicklung und daher sei die Gefahr für Privatanleger sehr groß, viel Geld zu verlieren. Dennoch werde das Unternehmen die künstlich hohen Kurse nutzen, um frisches Kapital zu generieren, denn das sei man den Aktionären schuldig. Ich denke, deutlicher kann man es kaum sagen. Hier ist einiges aus den Fugen geraten. KONJUNKTURENTWICKLUNG Die zweite Welle der Corona-Rallye beruhte auf der Impfstoffeuphorie. Ein Ende wurde im November vorstellbar, kam in den Folgemonaten immer mehr in Sicht und führte die Aktienmärkte auf neue Allzeithochs. Seit dem Frühjahr befinden wir uns bereits in der dritten Welle, die nun die Ablösung der Corona-Gewinner durch Nach-Corona-Gewinner beinhaltet. Aktuell wird nun über eine vierte Welle spekuliert: Sind die in den Himmel geschossenen Erwartungen für den Nachholeffekt im Rahmen der Normalisierung gerechtfertigt, oder überzogen? Bislang liefern die Unternehmen immer wieder positive Überraschungen und auch Konjunkturdaten befeuern die Sichtweise, dass die Erholung nach Corona stärker ausfallen wird, als wir uns das bislang erträumt haben. Entsprechend ist der DAX diese Woche nach oben ausgebrochen. Insgesamt ergibt sich eine Rallye, die inzwischen als historisch bezeichnet werden kann. Es gab kaum Rücksetzer, Konsolidierungen fanden auf hohem Niveau statt und typische kurzfristige Ausverkäufe, wie sonst eigentlich bei Rallyes üblich, gab es kaum. Schauen wir einmal, wie sich diese Rallye in den verschiedenen Indizes im Wochenvergleich zeigt. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (03.06.2021) Woche Δ Σ '21 Δ Dow Jones 34.666 0,2% 13,7% DAX 15.693 1,1% 14,4% Nikkei 28.942 -0,7% 5,5% Shanghai A 3.765 -0,3% 5,2% Euro/US-Dollar 1,22 -0,2% -1,0% Euro/Yen 133,17 -0,6% 5,1% 10-Jahres-US-Anleihe 1,56% -0,04 0,62 Umlaufrendite Dt -0,25% -0,01 0,31 Feinunze Gold $1.893 -0,3% 0,5% Fass Brent Öl $71,57 2,6% 39,3% Kupfer $10.110 1,5% 29,0% Baltic Dry Shipping $2.472 -8,0% 81,0% Bitcoin $37.014 2,0% 31,5% | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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