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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt stand zum Wochenauftakt ganz im Zeichen der Vulkanasche-Wolken über Europa. Nachrichten über die Auswirkungen des noch immer in weiten Teilen gesperrten Luftraums über dem Kontinent auf das Wirtschaftsleben rissen den ganzen Tag über nicht ab und sorgten bei den betroffenen Unternehmen für Kursausschläge. Der DAX beendete die Sitzung mit einem Minus von 0,3% oder 18,5 Punkten auf 6.162. Nachwehen zeitigte zudem die Klage der US-Börsenaufsicht gegen Goldman Sachs vom Freitagnachmittag.
Überraschend solide Quartalszahlen der Citigroup und robuste Konjunkturdaten aus den USA sorgten am Nachmittag dafür, dass sich die Kurse von ihren Tagestiefständen etwas erholen konnten. Die Umsätze waren stark rückläufig. Auf dem Handelssystem Xetra wurden 132,6 Mio DAX-30-Aktien gehandelt im Gesamtwert von 3,82 Mrd EUR. Der Rücksetzer am Freitag vollzog sich bei rund 194,8 Mio Aktien im Wert von rund 6,46 Mrd EUR. Nachdem auch der Luftraum in Teilen Südeuropas geschlossen wurde, steigen die Kosten für die Flugausfälle. Im Gespräch mit Dow Jones Newswires am Rande einer Pressekonferenz in Paris bezifferte Giovanni Bisignani, Generaldirektor des internationalen Dachverbands der Fluggesellschaften IATA, am Montag den Umsatzverlust der Airlines auf rund 250 Mio USD pro Tag. Zuvor hatte die IATA den Umsatzverlust für die Fluglinien auf rund 200 Mio USD pro Tag beziffert. Die Papiere der Lufthansa büßten angesichts dieser Ertragsausfälle 2,6% auf 12,40 EUR ein und Fraport schlossen 2% schwächer bei 39,54 EUR. Lufthansa Cargo ließ am Nachmittag wissen, durch die Flugausfälle "massiven wirtschaftlichen Schaden" zu erleiden. Die Bank Macquarie schätzt, dass die Sperrung des Luftraums über Europa den europäischen Fluglinien insgesamt rund 1 Mrd EUR Umsatz kosten dürfte. Für den Flughafenbetreiber Fraport schätzte Macquarie den Verlust auf 2 Mio bis 3 Mio EUR pro Tag. Die Papiere von Air Berlin sanken um 5% auf 4,01 EUR. Die Europäische Kommission erwägt unterdessen, Staatshilfen für Airlines zu genehmigen. Bundeswirtschaftsminister Brüderle teilte kurz vor Börsenschluss mit, ein Normalzustand sei erst in 10 bis 14 Tagen möglich. Finanzhilfen seien kein Thema bei Gesprächen mit der Industrie. TUI büßten 5,3% auf 8,12 EUR ein. Die Norddeutsche Landesbank sieht angesichts der Flugausfälle die Ziele des Reisekonzerns gefährdet und hat die Aktie auf "Verkaufen" von "Halten" gesenkt. Die TUI-Tochter TUI Travel teilte am Morgen mit, dass wegen der Luftraumsperrung per Sonntag rund 100.000 Gäste bislang nicht aus dem Urlaub zurückkehren konnten. Wegen des Flugverbotes fürchten viele Automobilbauer Lieferengpässe und Produktionsausfälle. Beim weltgrößten Premiumautohersteller BMW könnten in den USA bald die Bänder stillstehen. BMW verloren 0,7% auf 35,31 EUR. Auch Volkswagen fürchtet Engpässe beim Nachschub mit Komponenten, sollte das Flugverbot länger andauern. Die VW-Vorzugsaktie gab um 1,3% auf 70 EUR nach. Daimler fielen um 0,6% auf 36,31 EUR zurück. Als Profiteur des Vulkanausbruchs auf Island machten Händler den Autovermieter Sixt aus. Sixt-Aktien zogen um 2,3% auf 23,97 EUR an. Vossloh zogen um 2,4% auf 79,80 EUR an. Auch der Hersteller von Lokomotiven und Bahnsystemtechnik wurde im Handel als möglicher Profiteur der Entwicklung gesehen. Zudem meldete Vossloh den Eingang eines Auftrags über 18 Diesellokomotiven. Die am Freitagnachmittag veröffentlichte Klage der US-Börsenaufsicht SEC gegen die Bank Goldman Sachs ließ die Papiere der Deutschen Bank um 2,6% auf 54,56 EUR nachgeben. Commerzbank fielen um 1,4% und Deutsche Börse um 1,3% zurück. "Das wird Investoren noch eine Weile beschäftigen", meint Philip Gisdakis vom UniCredit angesichts der Klage gegen Goldman Sachs. Goldman Sachs könne lediglich die Spitze eines Eisberges sein. "Es stellt sich die Frage, warum die Geschichte gerade jetzt aufkommt", meint der Kredit-Analyst. Eine mögliche Antwort hierauf könne sein, dass in den USA derzeit politisch über eine Re-Regulierung von Banken und Hedge-Fonds diskutiert werde. Siemens profitierten von guten Geschäftszahlen von Philips und zogen um 1,3% auf 72,02 EUR an. Mit der Licht- und Medizintechnik ist Siemens in zwei Sparten aktiv, in denen auch Philips engagiert ist. MAN legten 0,7% auf 66,90 EUR zu, nachdem UBS das Kursziel für die Aktie um 11 auf 75 EUR erhöhte. Zudem stufte Credit Suisse die Aktie auf "Outperform" von "Underperform". E.ON schlossen nach einer Hochstufung durch die Deutsche Bank auf "Kaufen" von "Halten" 0,5% fester bei 28,51 EUR. Henkel fielen um 2,1% auf 39,44 EUR zurück, nachdem der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted die Ziele für das Geschäftsjahr 2010 bestätigte. DJG/bek/raz Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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