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Zuerst hatte sich die Syrien-Krise genau dann zum Positiven entwickelt, als ein Militärschlag der USA unabwendbar aussah. Die Russen zeigten sich bereit, Assad zur Abgabe der chemischen Waffen zu bewegen, und die USA gingen darauf ein. Der Ölpreis kam zurück, was sich vorteilhaft für die Gewinnmargen der Industrieunternehmen auswirkt.
Dann gab am vergangenen Wochenende Larry Summers bekannt, nicht für das Amt des US-Notenbankchefs zur Verfügung zu stehen. In den Tagen zuvor war er plötzlich als aussichtsreichster Kandidat Obamas für dieses Amt nach oben gespült worden. Er gilt als Falke, also jemand, der auch unangenehme Entscheidungen gegen jeden Widerstand durchboxt und dabei eher einen restriktiven geldpolitischen Kurs bevorzugt. Die Zeiten des lockeren Geldes wären dann vorbei gewesen, und die Börsen gingen ehrfürchtig in Deckung. Seine Absage wiederum wurde von Anlegern mit steigenden Kursen begrüßt, nun gibt es nur noch sogenannte "Tauben" als Kandidaten für den Sessel des Fed-Chefs. Die lockere Geldpolitik dürfte also anhalten. Und dann hat am Mittwoch die Fed unter noch-Chef Ben Bernanke bekanntgegeben, das Tapering, also die Drosselung der Liquiditätsflutung, erst später zu beginnen. Nach seinen Kommentaren im Frühjahr, dass die Fed noch in diesem Jahr mit der Rückführung der Anleihekäufe beginnen werde, sofern es die Konjunkturentwicklung zulasse, hatten die meisten Marktbeobachter damit gerechnet, dass nach der Sitzung dieser Woche die Käufe von den bisher 85 Mrd. USD monatlich auf 70 oder 65 Mrd. USD monatlich gedrosselt würden. Das ist nicht geschehen; DAX und Dow Jones sprangen vor Begeisterung auf Rekordniveaus. Tja, da waren wir vor drei Wochen in den "Horrormonat September" eingebogen und sahen diverse Probleme, die an den Börsen für Turbulenzen sorgen sollten. Doch ein Problem nach dem anderen wurde auf vorteilhafte Weise gelöst, und so haben wir nun Rekordkurse an den Börsen. Es bleiben nun nur noch zwei Ereignisse, die für Turbulenzen sorgen könnten: Die morgigen Bundestagswahlen und die Erhöhung der Defizitgrenze in den USA. Zur morgigen Bundestagswahl brauche ich Ihnen heute keine Prognose mehr zu geben, da sind Sie sicherlich bestens informiert. Da ich, wie wohl auch die meisten, von einer Kanzlerin Merkel ausgehe, dürften besondere Kursausschläge am Montag an den Börsen ausbleiben. Lediglich ein anderer Wahlausgang würde zu einer heftigen Reaktion führen - in diesem Fall eine negative Reaktion, da die Finanzmärkte eine konservative Regierung bevorzugen. Die Diskussion um die Defizitgrenze in den USA beginnt in der kommenden Woche. Der US-Kongress setzt eine Grenze für die Verschuldung der Regierung fest. Es handelt sich um eine absolute Zahl, die regelmäßig nach ein bis zwei Jahren erreicht und durch erneute Verhandlungen angehoben wird. Nichts besonderes also eigentlich. Doch Obama ist ein besonders spendierfreudiger Demokrat. Seine Gesundheitsreform, viele sprechen ohnehin nur noch von einem Reförmchen, hat viel Geld gekostet, und insbesondere die Republikaner wollen das Reförmchen möglichst wieder zurückdrehen. Die Republikaner auf der anderen Seite haben mit der Tea Party innerhalb ihrer Partei eine stark konservativ ausgerichtete Gruppe, die in den vergangenen Jahren immer mehr an Macht gewann. Die Tea Party steht vor allem für eine Beendigung des Schuldenwahnsinns, sie möchten so schnell wie möglich zu einem ausgeglichenen Haushalt kommen. Vor zwei Jahren sind diese gegensätzlichen Richtungen zuletzt aufeinandergestossen, und vor zwei Jahren wurden die Börsen dadurch über mehrere Monate in Atem gehalten. Beide Seiten zeigten extrem festgefahrene Positionen, und es drohte ein Ausgabenstopp für die Regierung. Der Ausgabenstopp bezieht sich auf neue Projekte, nicht aber auf bereits zugesagte Zahlungen. Dennoch würde ein Ausgabenstopp die Gesamtwirtschaft negativ beeinflussen. Wir dürfen gespannt sein, ob es diesmal erneut fast zum Äußersten kommt oder ob die Streithähne bereits früher einen Kompromiss finden. Doch die Diskussion ist geeignet, die derzeitige Rallye zu beeinträchtigen. Schauen wir uns einmal die Wochenbewegung der wichtigsten Indizes an. Diesmal haben wir die Kurse vom Freitag genommen, nicht vom Donnerstag: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (20.09.2013) | Woche Δ Dow Jones: 15.451 | 1,0% DAX: 8.676 | 2,1% Nikkei: 14.742 | 2,3% Euro/US-Dollar: 1,35 | 1,8% Euro/Yen: 134,36 | 1,4% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,73% | -0,18 Umlaufrendite Dt: 1,54% | -0,08 Feinunze Gold: $1.325 | 0,7% Fass Brent Öl: $109,35 | -2,6% Kupfer: 7.300 | 3,1% Baltic Dry Shipping: 1.904 | 17,5% Der Baltic Dry stürmt weiter nach oben. Ich werte dies weiterhin als Zeichen dafür, dass sich die chinesische Wirtschaft stabilisiert. Die Angst vor der harten Landung durch eine zu restriktive Geldpolitik bewahrheitet sich also nicht. Nikkei, DAX und Dow Jones stürmen weiter voran. Der Euro legt vor dem Hintergrund der anhaltend lockeren Geldpolitik in den USA weiter zu. Der Ölpreis geht in Folge der Beruhigung in Syrien leicht zurück. An den Anleihemärkten hat die Verschiebung des Tapering ebenfalls Spuren hinterlassen: Die niedrig verzinsten Anleihen sind wider Erwarten wieder stärker gefragt, die Kurse legten zu, und die Renditen gingen zurück. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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