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So, nun ist er im Amt, der Donald. Ist das eine Überraschung? Nein. Und seine ersten Maßnahmen zeigten die konsequente Umsetzung seiner Wahlversprechen. Ist das eine Überraschung? Nun, in der Welt der Politikverdrossenheit, in der Wahlversprechen nichts wert sind, mag das den einen oder anderen Skeptiker überraschen. Wer sich jedoch ein wenig mit Donald Trump auseinander gesetzt hat, der darf nicht überrascht sein. Immerhin hat er seine Überzeugungen nicht erst kurz vor dem Wahlkampf ausgebildet: Schon 1988 sagte er in einem Interview Dinge, die er heute, 29 Jahre später, umsetzen möchte. Schauen Sie sich mal dieses Video an:
--> Heute sind es nicht mehr die Japaner und Koreaner, sondern die Chinesen und Mexikaner. Die Vereidigung Trumps sowie seine ersten Maßnahmen sind meiner Ansicht nach nicht verantwortlich für den Ausbruch der Aktienmärkte. Der Dow Jones hat erstmals in seiner Geschichte die 20.000 Punkte übersprungen, der DAX befindet sich auf einem 52-Wochen-Hoch. Ich würde alternative Fakten als Grund für die Rallye anführen: Schauen wir uns mal die jüngsten Konjunkturdaten an. Der deutsche Einkaufsmanagerindex (PMI) ist auf 56,5 Punkte gestiegen. So optimistisch waren die Einkäufer der deutschen Produzenten zuletzt vor drei Jahren und noch optimistischer waren sie zuletzt Anfang 2011. Der Einkaufsmanagerindex gilt als Frühindikator der Konjunktur, die kommenden Monate dürften also gut laufen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex lag mit 109,8 Punkten ebenfalls in positivem Terrain. Doch die Prognose lag bei 111,3 Punkten und vor einem Monat stand dieser Index noch bei 111,0 Punkten, führende europäische Unternehmensmanager werden also hinsichtlich der künftigen Entwicklung der Konjunktur ein wenig vorsichtiger. Einkäufer kaufen also selbstbewußt ein und Manager sehen (trotz des leichten Rückgangs) noch immer eine rosige Zukunft für die Konjunktur in Deutschland. Dieses Stimmungsbild hat in Deutschland für steigende Kurse beim DAX gesorgt. In den USA dominieren in diesen Tagen die Quartalszahlen das Stimmungsbild. Procter & Gamble lieferte bessere Umsatz- und Gewinnzahlen als erwartet und hob die Umsatzprognose an. IBM übertraf ebenfalls die Erwartungen bei Umsatz und Gewinn, der Umsatz in der cloud wächst um 33%, während der Gesamtumsatz seit fünf Jahren kontinuierlich rückläufig ist. United Technologies traf die Erwartungen bei Umsatz und Gewinn - ohne die Entscheidung, eine geplante Fabrik in den USA statt in Mexiko zu bauen, wäre der Gewinn vermutlich um zwei Cents je Aktie höher ausgefallen. Boeing übertraf Umsatz- und Gewinnerwartungen. Dow Chemical und Caterpillar veröffentlichten beide einen Gewinn, der über, und einen Umsatz, der unter den Erwartungen lag. Ford lieferte eine positive Umsatzüberraschung, während der Gewinn im Rahmen der Erwartungen lag. Puh, bei dieser Zahlenflut verliert man schnell den Überblick. Doch wenn Sie durch den Zahlendschungel hindurch blicken, wird Ihnen auffallen, dass fast alle Aktien positiv auf ihre jeweiligen Zahlen reagiert haben. Selbst IBM und McDonalds, deren Zahlen zunächst negativ aufgenommen wurden, konnten sich im Verlauf der Woche erholen. Befinden wir uns also bereits im Bereich der positiven Übertreibung und ist ein Ausverkauf, eine heftige Korrektur, nur eine Frage der Zeit? Oder haben die Quartalsergebnisse und Ausblicke die positive Entwicklung der vergangenen Wochen unterstützt, so dass die Aktienmärkte weiter ansteigen können? Dieser Fragestellung gehe ich in Kapitel 04 auf den Grund. Im Exportland Japan wurde für das Jahr 2016 der erste Handelsbilanzüberschuss seit 2010 vermeldet. Und in China haben Unternehmen im Jahr 2016 ein Gewinnwachstum von über 8% erzielt, nachdem die Gewinne im Jahr 2015 rückläufig waren. Zudem hat Alibaba ein Umsatzwachstum von 54% und Gewinnwachstum von 47% vermeldet und übertraf damit ebenfalls die Erwartungen der Analysten. Nicht Trump ist verantwortlich für die rund 2% Kursgewinn bei den großen internationalen Aktienindizes, sondern die positive globale Konjunkturentwicklung. Schauen wir uns ein paar Quartalszahlen näher an. SAP AUF WOLKE 7 So langsam gewöhnen sich Analysten daran: SAP erzielte weniger Umsatz als erwartet, der Gewinn jedoch stieg schneller an als erwartet. Mit anderen Worten: Die Umstellung des Geschäfts von Lizenzgeschäft auf Cloud-Modelle geht schneller vonstatten, als man sich das vorstellen kann. Lizenzen sind teuer und liefern heute einen großen Umsatzbeitrag, während der Gewinn auf die kommenden Jahre verteilt wird. Cloud-Modelle liefern einen regelmäßigen aber geringen Umsatzbeitrag, der jedoch sofort voll gewinnwirksam wird. Wenn also der Umsatz hinter den Erwartungen zurück bleibt, dann ist das in Ordnung, solange der Gewinn schneller wächst. Inzwischen macht der Cloud-Umsatz knapp 15% des Konzernumsatzes aus, erhöht damit die Profitabilität sowie auch die Transparenz des Umsatzes. Cloud-Abomodelle gelten als wiederkehrender Umsatz und steigern damit die Verlässlichkeit der Prognosen für den künftigen Umsatz. Das wiederum führt dazu, dass Anleger eine höhere Bewertung für die Aktie zu zahlen bereit sind. Entsprechend konnte CEO Bill McDermott die Unternehmensprognose anheben: Der Umsatz im laufenden Jahr werde bei 23,2-23,6 Mrd. Euro liegen (+5-7%), für den Gewinn erwartet er 6,8-7 Mrd. Euro (+3-6%). Bis 2020 soll der Umsatz auf 29 Mrd. Euro anwachsen (heute 18,4 Mrd. Euro), getragen von überproportionalem Wachstum im Cloud-Geschäft. Das entspricht einem Umsatzwachstum von 12% pro Jahr, wobei dem Cloud-Anteil am Gesamtumsatz zufolge das Wachstum derzeit deutlich kleiner ausfällt (5-7%), später dann aber deutlich höher. SAP notiert derzeit auf einem KGV 2018e von 18, was vor dem Hintergrund der langfristig erwarteten Wachstumsgeschwindigkeit von 12% im Umsatz und aufgrund der überproportional wachsenden Gewinnmarge in meinen Augen günstig ist. Wer sich SAP ins Depot holt hat eine langfristig solide Aktie. Kurzfristig kann es jedoch immer wieder zu Verwerfungen kommen, da per heute das KGV von 18 vor dem Hintergrund des aktuellen Gewinnwachstums von 3-6% sehr hoch aussieht. STARBUCKS UND MCDONALDS LIEFERN "ALTERNATIVE FAKTEN" Starbucks hat gestern Abend Quartalszahlen vorgelegt, die nicht die Erwartungen der Analysten erfüllen konnten. Als Grund machte Kevin Johnson, der designierte Nachfolger von CEO Howard Schultz, Probleme beim Online-Geschäft aus. Mit der neuen Starbucks-App kann man auf dem Weg zu Starbucks seinen Kaffee bestellen und nimmt ihn dann, wenn man in den Laden kommt, einfach nur entgegen. Selbst die Bezahlung wird über die App abgewickelt. Die Warteschlange am Tresen könne damit umgangen werden, so versprach es Howard Schultz vor einigen Monaten. Nun hat sich gezeigt, dass die Warteschlangen vom Bestelltresen zum Abholtresen verlagert wurden. So viele Kunden würden die App nutzen, dass man mit der Auslieferung nicht mehr hinterher kommt, so Johnson. Ich halte das für ein Problem auf hohem Niveau. Wenn das stimmt, dann ist Starbucks derzeit Opfer des eigenen Erfolges und braucht lediglich in der operativen Abwicklung einige Anpassungen vorzunehmen, um den Umsatz weiter zu steigern. Doch ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich schon alles ist. Auch McDonalds konnte die inzwischen hoch gesteckten Erwartungen der Analysten nicht erfüllen. Weniger mit den Zahlen für das abgelaufene Quartal als vielmehr mit dem Ausblick. "All Day Breakfast" - Frühstück den ganzen Tag - war in den USA ein Erfolg, der dem Konzern neues Wachstum eingehaucht hat. Diese Wachstumsdynamik scheint sich nun abzuschwächen, fürchten einige Analysten. CEO Steve Easterbrook könnten die Ideen ausgehen, so die Befürchtung. Nein, ich kann da mit den Analysten nicht mitgehen. Zum einen habe ich bei einer ganzen Reihe von US-Schnellrestaurants gelesen, dass der Umsatz im Dezember verhältnismäßig schwach ausgefallen sei. Das ist für mich eine wesentlich bessere Erklärung für die etwas schwachen Zahlen. Wer einmal Steve Easterbrook im Interview gesehen hat, der weiß, dass dieser Mann immer wieder neue Angebote und Produkte bei McDonalds einführen wird, um das Momentum, wie man in der Finanzbranche sagt, also um die Dynamik im Wachstum beizubehalten. Und operative Probleme bei Starbucks kann es in der beschriebenen Weise tatsächlich in der einen oder anderen Filiale in Manhattan geben, nicht aber auf der ganzen Welt, wo die Akzeptanz der App mit der innovativen Zahlungsabwicklung erst noch herbeigeführt werden muss. In meinen Augen sind das bestenfalls "alternative Fakten". Einen wesentlichen Grund für den verhaltenen Unternehmensausblick bei Starbucks und auch bei McDonalds sehe ich einmal mehr in Donald Trump. Mit seinem "America First" und "2 Mio. kriminelle Mexikaner nehmen uns die Jobs weg" wird er das Lohnniveau antreiben. Und Lohnkosten sind bei Starbucks und McDonalds wesentliche Kostenfaktoren. Steigende Löhne fressen sofort in den Gewinn. Ich kann also die verhaltenen Prognosen durchaus nachvollziehen, doch welcher CEO traut sich, den twitternden Präsidenten dafür verantwortlich zu machen? Schauen wir uns mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes näher an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (26.01.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 20.101 1,7% 1,7% DAX 11.849 2,2% 3,2% Nikkei 19.467 2,1% 1,8% Shanghai A 3.308 1,9% 1,8% Euro/US-Dollar 1,07 0,4% 1,3% Euro/Yen 122,80 0,2% -0,2% 10-Jahres-US-Anleihe 2,51% 0,03 0,06 Umlaufrendite Dt 0,23% 0,10 0,24 Feinunze Gold $1.182 -1,4% 2,7% Fass Brent Öl $56,19 3,7% -0,9% Kupfer 5.888 3,1% 8,5% Baltic Dry Shipping 840 -10,8% -9,5% Der US-Dollar hat gegenüber dem Euro leicht nachgegeben. Trump und sein Finanzminister Mnuchin lassen keine Gelegenheit aus, den US-Dollar als zu hoch bewertet zu bezeichnen. Wir dürfen in den kommenden Monaten erleben, wie Worte gegen Fakten beim Wechselkurs ausgespielt werden. Die Politik Trumps wird zu einem noch festeren US-Dollar führen, doch das mag Trump nicht. Entsprechend versucht er mit Worten gegenzusteuern. Diese Woche ist es ihm gelungen. US-ZINSNIVEAU WIRD KURZFRISTIG FALLEN Der Zins für die 10-Jahre laufende US-Anleihe ist leicht angestiegen (schwarze 0%). Das bedeutet, dass der Kurs für die Anleihen gesunken ist, Staatsanleihen wurden verkauft. Wenn Sie sich in der Branche umhören, dann werden Sie niemanden finden, der von steigenden Anleihekursen ausgeht. Nein, das Zinstief ist durchschritten und mit dem angekündigten Infrastrukturprogramm Trumps wird wird der Zins nur noch eine Richtung kennen: Bergauf - und entsprechend werden die Anleihekurse fallen. Für Anleihen gibt es eine Auswertung, die die Aktivitäten und die Positionierung von institutionellen Anlegern aufzeigt: Die Commitments of Traders, kurz COT. Inzwischen haben sich mehr institutionelle Anleger für fallende Anleihepreise positioniert als zu irgendeinem Zeitpunkt in den vergangenen fünf Jahren. Sprich: Noch nie haben so viele Großanleger auf fallende Kurse bei Anleihen spekuliert. Was glauben Sie, was nun passieren wird? Gemäß der Sentiment-Theorie, die solche Indikatoren als Kontraindikator interpretiert, werden die Anleihepreise in den kommenden Wochen und Monaten steigen. Es gibt nun ja niemanden mehr, der noch Anleihen verkaufen könnte, denn alle Großanleger haben ihre Anleihen bereits verkauft. Mag sein, dass diese Großanleger auf mittlere und lange Sicht Recht bekommen werden. Doch zumindest in den nächsten Wochen sollten sie falsch liegen. Wer auf steigende Anleihepreise spekulieren möchte, kann dies mit dem US-Instrument iShares 20+ Year Treasury Bond (TLT) tun. ÖLPREIS WIRD KURZFRISTIG FALLEN Die gleiche Argumentation können wir für den Ölpreis anwenden: Nie zuvor in den vergangenen fünf Jahren haben so viele Großanleger auf einen weiter steigenden Ölpreis gewettet wie heute. Die OPEC ist von den Toten auferstanden und überraschenderweise sieht es derzeit noch so aus, als würden sich alle Mitglieder an Vereinbarungen halten. Und die oben aufgelisteten positiven Konjunkturentwicklungen weltweit lassen die Hoffnung auf eine steigende Ölnachfrage aufkeimen. Wie soll in einem solchen Szenario denn der Ölpreis fallen? Jeder Großanleger hat sich diesen Argumenten unterworfen und spekuliert inzwischen auf einen steigenden Ölpreis. Doch wer soll jetzt noch für weiter steigende Ölkurse sorgen, wenn schon alle long positioniert sind? Zumindest für die kommenden Wochen erwarte ich daher auch beim Öl eher fallende Kurse. MAUER UND IMPORTZOLL FÜR MEXIKO Mexikos Präsident Peno Nieto hat seinen für nächste Woche geplanten Besuch bei Donald Trump abgesagt. Die Provokation ist einfach zu groß: Trump will eine Mauer bauen, was die Mexikaner schon als Provokation ansehen. Zudem will er die Mauer von den Mexikanern bezahlen lassen, das wird in Mexiko als Frechheit betrachtet. Und eine Verfügung über den Start des Mauerbaus unterzeichnete er ausgerechnet zeitgleich mit einem Besuch zweier mexikanischer Minister im Weißen Haus. Das schlägt dem Fass den Boden aus. Gleichzeitig trifft sich Trump mit CEOs der größten US-Unternehmen, also natürlich auch mit den CEOs von General Motors, Ford und FiatChrysler. Dieter Zetsche wird froh sein, dass Mercedes sich unter hohen Verlusten von Chrysler getrennt hat, denn sonst müsste er wie ein Schoßhündchen am Tisch des großen US-Präsidenten sabbern. Hier ein paar Zahlen, die das Ausmaß des Trumpschen Vorhabens zeigen: 43% aller in den USA verkauften Autos werden importiert. 11% werden in Mexiko gebaut, 10% in Kanada, 9% kommen direkt aus Japan und 7% aus Europa. Es scheint zu helfen, dass BMW vor vielen Jahren Produktionsstätten in den USA aufgebaut hat. Dennoch wird ein großer Teil der deutschen Autos, die in den USA verkauft werden, in Mexiko produziert. Insbesondere Volkswagen hat dort Standorte mit großer Tradition, denken Sie nur an den VW Käfer. Wer nicht spurt, so Trump, der muss mit einem Importzoll von 20% rechnen. Aha, nun haben wir endlich eine Ziffer, mit der wir rechnen können: 20%. GM, Ford und Chrysler haben im Jahr 2016 insgesamt 2,2 Mio. Autos von Mexiko in die USA importiert. Sollte Trump sein Vorhaben umsetzen, dürfen die drei US-Autokonzerne insgesamt 88 Mrd. USD Zoll abführen. Das ist mehr als doppelt so viel, wie sie derzeit an Gewinn erwirtschaften. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese polternden Ankündigungen eins zu eins umgesetzt werden. Ungeachtet dessen gehören Automobilaktien derzeit zu den Werten, die ich nicht unbedingt in meinem Portfolio sehen möchte. Da tobt eine Auseinandersetzung und das ist nicht gut für die Aktien. Ich würde auf einen günstigeren Zeitpunkt warten. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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