Alt 10.04.10, 18:24
Standard So tickt die Börse: Monatsbetrachtung der Finanzmärkte
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Diesen Monat habe ich, wie angekündigt, Hilfe für die monatlich charttechnische Betrachtung der wichtigsten Indizes in Anspruch genommen. In der PDF-Ausgabe der Heibel-Ticker PLUS Kunden finden Sie die entsprechenden Charts: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Für die kostenfreien Leser: Wie wär’s, ein Schnupperabo (6 Wochen mit allen Vorzügen) kostet nur 16 Euro.

Zuvor ein Blick auf die Wochenperformance:

INDIZES (08.04.2010)

Dow Jones: 10.927 | 0,7%
DAX: 6.171 | 0,3%
Nikkei: 11.204 | -0,4%
Euro/US-Dollar: 1,340 | -0,7%
Euro/Yen: 125,52 | -0,4%
10-Jahre-US-Anleihe: 3,90% | 0,1
Umlaufrendite Dt: 2,73% | 0,0
Feinunze Gold USD: $1.156,90 | 3,7%
Fass Crude Öl USD: $86,17 | 2,2%
Baltic Dry Shipping I: 2.922 | -2,5%


Die Rallye geht weiter und überall hören Sie die Warnungen: Das könne so nicht weitergehen. Positive Meldungen werden kritisch hinterfragt oder als nicht nachhaltig abgewertet. Negative Meldungen werden breit getreten mit dem Hinweis, man habe es ja schon immer gewusst. Dabei fällt den wenigsten Journalisten auf, dass der DAX inzwischen vor dem Hintergrund dieser vermeintlich schlechten Situation bereits um 75% angestiegen ist.

Schauen wir einmal auf die Stimmungsindikatoren:

SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
19.03.-26.03. (334): 54% / 16%
26.03.-01.04. (272): 58% / 13%
05.04.-09.04. (219): 57% / 12%

ANALYSTEN KAUF
Daimler, Ryanair, KPN

ANALYSTEN VERKAUF
Porsche, Vodafone

PRIVATANLEGER:
12. KW 2010: 58% Bullen (77 Stimmen)
13. KW 2010: 50% Bullen (70 Stimmen)
14. KW 2010: 52% Bullen (73 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.218

PRIVATANLEGER KAUF
Wirecard, BNP Paribas, Balda

PRIVATANLEGER VERKAUF
Dt. Bank, Pfennigaktien


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel

Nun, ich würde die Stimmung als unschlüssig interpretieren, was zur aktuellen Börsenverfassung passt. Die Indizes sind an wichtige Hürden heran gelaufen und in der nun kommenden Berichtssaison besteht die Chance, dass sich eine neue Richtung bildet bzw. die alte weiter Bestand hat.

MONATSBETRACHTUNG DER WICHTIGSTEN INDIZES

DAX 6.135

Seit unserer letzten Monatsbetrachtung vor zwei Monaten ist der DAX tatsächlich wie angekündigt noch kurzzeitig auf 5.400 Punkte zurückgefallen, um anschließend eine kräftige Rallye zu starten. Heute steht der DAX um 9,3% höher als vor zwei Monaten. In den ersten Tagen des Aprils ging es munter weiter bergauf und so wurde eine wichtige Hürde bei 6.138 Punkten locker genommen. Dort liegt das erste Zwischentief des Crashs vom März 2008 sowie letzte Etappenziele der Haussen 1995-2000 sowie 2003-2007.

Diese Hürde wurde in diesen Tagen scheinbar ohne weitere Probleme genommen, gestern folgte eine Konsolidierung bei der die ursprüngliche Hürde nun als Unterstützung fungierte. Damit ist aus charttechnischer Sicht nun die Möglichkeit einer Fortsetzung der Rallye bis auf 6.384 Punkte im ersten Schritt, und 6.800 Punkte im zweiten Schritt gegeben.

Bei 6.384 liegt das Fibonacci-Retracement der Finanzkrise: Erst bei Kursen über diesem Niveau werden auch die letzten letzten Bären ihre Argumentationsgrundlage verlieren. Denn noch immer wird die Rallye seit März 2009 von einigen Bären als nichts weiter als eine Gegenbewegung (bis zu 61% des vorhergehenden Kursverlustes) in einem zerstörerischen Abwärtstrend gesehen.

Ich rechne in den nächsten Tagen mit einem weiteren Kursanstieg bis auf dieses Niveau. Dort würde mich dann eine Verschnaufpause nicht überraschen.

Die Rallye seit März 2009 war heftig und so wäre es nicht verwunderlich, wenn eine Konsolidierung oder gar Korrektur den DAX kräftig nach unten drückt. Eine Korrektur deutlich unter 6.000 ist jederzeit möglich. Wir werden daher weiter mit engen Trailing Stopps arbeiten.

DOW JONES 10.856

Mit einem Kursplus von 7,8% steht der Dow Jones dem DAX kaum nach. Anfang Februar sah es noch so aus, als werde der Dow Jones in eine Seitwärtsbewegung übergehen. Die überraschende Rallye führe ich auf die Griechenlandprobleme der EU sowie den dadurch gestoppten Abwärtstrend des US-Dollars zurück: Vermögen werden in die USA zurück geholt und an den dortigen Börsen investiert.

Somit hat der Dow Jones nun einen wichtigen Punkt erreicht: Knapp unter 11.000 Punkten lagen Zwischenhochs in den Jahren 1999 bis 2001 sowie 2004 und 2005. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Rallye der vergangenen Wochen nun an diesem Punkt eine Verschnaufpause macht, die überkaufte Situation abbaut und Kraft holt für einen eventuellen Anstieg über diese Hürde. Die nächsten Ziele lägen dann bei 11.245 sowie 11.800 Punkten. Bei 11.245 Punkten liegt das Fibonacci-Retracement (61,8%) der Finanzkrise und im Bereich 11.800 endete die Internetblase im Frühjahr 2000.

Auch beim Dow Jones sichern wir uns gegen eine in meinen Augen überraschend frühe und heftige Korrektur ab. Das Unterschreiten der 10.728 Punkte würde ich als Signal betrachten, dass eine heftigere Korrektur ansteht und werde daher beim Unterschreiten dieser Markte gegebenenfalls Teilverkäufe vornehmen.

USD / EUR 1,343

Robuste Einzelhandelsumsätze, Stabilisierung auf dem Immobilienmarkt und eine steigende Aktienbörse als Zeichen der erfolgreichen Gesundung der US-Wirtschaft führen zu der Hoffnung, dass eine anziehende Wirtschaft die hohe Verschuldung der USA schon bald relativieren kann. Je größer das Wirtschaftswachstum, desto kleiner wird das Verhältnis der angehäuften Schulden zum Bruttoinlandsprodukt. Die hohe Arbeitslosigkeit in den USA bleibt zwar ein Sorgenkind, doch mehr und mehr realisieren Anleger, dass die Wirtschaft auch mit einer hohen Arbeitslosenquote wachsen kann.

Gleichzeitig schüren die Griechenlandprobleme in der EU die Sorgen um den Euro und so ist der Euro weiter schwächer geworden während der US-Dollar anzog.

Charttechnisch bewegt sich der Wechselkurs in einem langfristig sich zuspitzenden Dreieck auf 1,35 USD/EUR zu. Mit Schwankungen zwischen 1,30 und 1,43 USD/EUR könnte sich der Wechselkurs bis zum Jahresende auf dieses Kursziel hin bewegen. Vor diesem Hintergrund erwarte ich erst in der zweiten Jahreshälfte eine eventuell neue Richtung des Wechselkurses.

Unbestritten ist jedoch der Zusammenhang des Wechselkurses mit dem DAX bzw. der deutschen Exportwirtschaft. Wird die Euro-Schwäche dem Griechenlandproblem zugesprochen, so führt der nunmehr schwächere Euro zu einer Stärkung deutscher Exporte: Die in Deutschland produzierten Waren können im Ausland zu US-Dollar verkauft werden, die widerum mehr Euro wert sind als noch vor einem halben Jahr. So ist die gute Performance des DAX auch eine Reaktion auf den fallenden Euro.

NIKKEI 11.090

In Japan ist man überraschend zu einer Politik des schwachen Yen zurückgekehrt, wie ich im nächsten Beitrag zum Yen-Wechselkurs ausführen werde. Auch die japanische Wirtschaft ist, genau wie die deutsche, sehr exportorientiert und der schwache Yen verhilft der japanischen Wirtschaft zu einem Aufschwung. So ist der Nikkei in den vergangenen zwei Monaten um 8,9% angestiegen und hat die Hürde bei 11.000 Punkten scheinbar mühelos genommen.

Somit fungiert die ehemalige Hürde nun als Unterstützung bei 11.000 Punkten. Der nächste Widerstand liegt bei 11.300 Punkten und hat in den ersten Apriltagen bereits für eine Verschnaufpause gesorgt. Anschließend ist Luft bis 11.700 Punkte.

Von den drei großen Aktienindizes (DAX, Dow Jones) ist der Nikkei derjenige, der die Finanzkrise bislang am wenigsten ausgeglichen hat. Beträgt der Kursanstieg bei DAX und Dow Jones bereits über 70%, so ist der Nikkei erst um 50% angestiegen. Auch hinsichtlich der Kursstände vor der Finanzkrise befindet sich der Nikkei noch im Hintertreffen, denn 2007 betrug der Höchststand noch 18.000 Punkte.

Das geht für mich einher mit der bisherigen Zurückhaltung der Technologieaktien. Während Industrieaktien, Rohstoffaktien und Finanzaktien kräftig anstiegen blieben die Technologieaktien bislang hinter der Marktentwicklung zurück. Japan hat einen Schwerpunkt in der Technologie und dies erklärt neben der Wechselkursentwicklung die schlechte Performance des Nikkei.

Mit Intel, Apple und Cisco mit neuen Produkten und in meinen Augen am Anfang eines neuen Investitionszyklus in der Technologiebranche werden auch Sony, Panasonic und andere japanische Technologieunternehmen wieder eine anziehende Nachfrage nach ihren Produkten verzeichnen. Ich kann mir also durchaus vorstellen,dass der Nikkei in den nächsten Monaten besser läuft als DAX und Dow Jones.

Im Falle einer Korrektur unter 11.000 Punkte wäre die nächste Unterstützung bei 10.650 Punkten. Ich werde also auf ein eventuelles Unterschreiten der 11.000 Punkte Marke achten.

YEN / EUR 126,24

Während in Europa die Griechenland-Problematik für einen schwachen Euro sorgt hat man in Japan den direkten Weg eingeschlagen: Wie vor zwei Monaten berichtet hat man sich für eine Politik des schwachen Yens entschieden. Und so ist der Aufwärtstrend des Yens nun gebrochen, charttechnisch läßt sich in den vergangenen drei Monaten eine schöne umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation erkennen. Diese ist in der Regel ein Vorläufer für steigende Kurse, würde also bedeuten, dass der Euro gegenüber dem Yen zulegen wird.

Ein weiter schwacher Yen würde zur Politik Japans passen, während der Euro seine Schwächeperiode vorerst beendet zu haben scheint. Gegenüber dem US-Dollar würde dies bedeuten, dass der Yen tatsächlich weiter an Wert verlieren kann während der Euro gegenüber dem US-Dollar im großen und ganzen auf dem aktuellen Niveau verharren sollte.

Für die japanische Wirtschaft wäre dies ein bullisches Szenario, denn die Exporte würden dadurch erneut profitieren.

Vom aktuellen Schulter-Niveau bei 126 YEN/EUR aus ist das nächste Kursziel die Handelsspanne zwischen 128 und 138 YEN/EUR. Diese Handelsspanne müsste für eine Bestätigung meiner hier dargelegten Theorie in den nächsten Wochen erreicht werden. Andernfalls ist sowohl die Theorie des schwachen Yen, als auch die des Aufholbedarfs des Nikkei in Frage gestellt. Im Falle eines deutlichen Abrutschens unter 124 YEN/EUR werde ich diese Theorie erneut prüfen.

GOLD 1.110 USD/Oz

Okay, also doch: Das Gold bricht derzeit nach oben aus! Es gibt zwei Betrachtungsweisen: Zum einen ein sich zuspitzendes Dreieck, das seit Ende 2009 die Konsolidierung auf dem Goldmarkt beschreibt und welches Ende März nach oben verlassen wurde. Zusätzlich gibt es jedoch noch eine Hürde bei 1.160 USD/Oz, die in den vergangenen Monaten mehrfach die Goldrallyes beendete.

Heute notiert der Goldpreis knapp unter dieser Hürde, doch wenn ich mir die weiteren Meldungen zum Goldmarkt anschaue, dann rechne ich nun damit, dass diese Hürde genommen wird. Somit ist der Weg frei bis zu den alten Höchstkursen bei 1.230 USD/Oz.

Ich werde die Marke 1.160 USD/Oz im Auge behalten. Sollte ich mich irren und dieser Ausbruch nicht nachhaltig sein, so ist eine Korrektur bis 1.100 USD/Oz zu erwarten.

Konsequenterweise werde ich Royal Gold sowie Silver Whaeton als spekulative Positioinen in unsere Beobachtungsliste aufnehmen. Die beiden Werte stelle ich Ihnen im Kapitel 03 ausführlich vor.

ÖL 83,43 USD/Fass

So langsam müssen wir uns nun wieder an einen steigenden Ölpreis gewöhnen. Kopenhagen ist gescheitert und selbst Obama hat kein Rezept gegen den steigenden Energiebedarf seines Landes. Regenerative Energien sowie auch die Förderung von Gas als alternative Energiequelle zu Kohle, Nuklear und Öl wird nur halbherzig unterstützt. Eisenbahnen, die zum großen Teil die Kohle durch die USA fahren, erleben einen Aufschwung und Warren Buffet hat sich dort eingekauft. Der Ölpreis ist über 80 USD/Fass gestiegen und signalisiert damit, dass die Nachfrage ungebrochen groß ist.

Ziel des aktuellen Preisanstiegs ist aus charttechnischer Sicht die Marke bei 90 USD/Fass. Wenn wir saisonale Schwankungen mit betrachten so dürfte die angelaufene Rallye bis zum Independence Day im Juni andauern.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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