Alt 14.11.20, 16:09
Standard So tickt die Börse: BioNTech Impfstoff, Alibaba Monopolvorwurf & Beyond Meat Zahlendesaster
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BIONTECH VERÖFFENTLICHT ÜBERRASCHEND POSITIVE IMPFSTOFFERGEBNISSE.

Am Wochenende wurde Joe Biden von den Medien als Gewinner der Präsidentschaftswahl ausgerufen, Donald Trump stellt sich jedoch quer. Obwohl im Vorfeld der Wahlen genau diese Situation als Gefahr gefürchtet wurde, konnten die Aktienmärkte am Montag anspringen. Es folgten am Dienstag die überraschend positiven Testergebnisse von BioNTech, so dass die Aktienmärkte erneut ansprangen.

Die Meldung von BioNTech ist ein "game changer" an den Aktienmärkten. Niemand hatte mit solchen Ergebnissen gerechnet. Impfstoffe für die Grippe haben üblicherweise eine Effizienz von 56%. Wenn man also die Grippeimpfung im Herbst macht, dann ist man nur halb so anfällig für die Grippe des Winters.

Der Covid-Impfstoff von BioNTech wirkt jedoch zu 90%. Außerdem gibt es Anhaltspunkte, dass eine einmalige Impfung reicht, da das Virus nicht so schnell mutiert, wie das Grippevirus. Und zudem hat BioNTech bereits mit Pfizer die Produktion des Impfstoffes in großen Mengen begonnen, so dass direkt mit der Zulassung schon Millionen Impfdosen verfügbar sind, bis zum Frühjahr 2021 könnten große Teile der Bevölkerung in Deutschland sowie in den USA geimpft sein.

Für diesen Winter hilft das leider nicht. Die Hoffnung, dass wir schon diesen Winter nennenswert geschützt werden könnten, war in den vergangenen Monaten schon gestorben. Jetzt aber sieht es danach aus, als könnten wir mit Normalität-ähnelnden Verhältnissen für den kommenden Winter rechnen.

Damit werden ab sofort Aktien, deren Unternehmen nur vorübergehend von Corona profitiert haben, in jede Rallye hinein ausverkauft. Und zyklische Aktien, deren Geschäftsmodell mit zunehmender Dauer der Corona-Pandemie auf eine Insolvenz zugesteuert hätte, springen nun an.

MONOPOLVORWÜRFE IN CHINA

Jack Ma, Gründer von Alibaba, hat seine Finger auch bei dem FinTech-Unternehmen Ant Financial im Spiel. Alibaba hält 33% der Anteile von Ant. Ant sollte zum größten Börsengang des laufenden Jahres werden, doch am Tag vor dem IPO gab's Stress: Chinesische Aufsichtsbehörden wiesen darauf hin, dass 1% Sicherheitsrücklage nicht den Vorschriften entspricht, da seien es 30%. Das Geschäftsmodell von Ant ist damit in Frage gestellt, Jack Ma persönlich hat den IPO gestoppt. Die Aktie von Alibaba brach daraufhin um 10% ein.

Nur 5 Tage später kommt die nächste Hiobsbotschaft: chinesische Behörden halten das Geschäftsmodell vieler chinesischer Internetfirmen für monopolartig und wollen regulieren. in China läuft das anders als bei uns: Wenn die Behörde regulieren möchte, dann gibt es keine Gerichte, die den betroffenen Unternehmen helfen könnten, sondern dann wird reguliert. Entsprechend aufgescheucht sind die betroffenen Unternehmen... unter anderem auch Alibaba. Die Aktie verlor weitere 10%. Innerhalb von acht Tagen ist die Aktie von 270 auf 223 Euro eingebrochen.

Neben Alibaba ist auch Tencent (-8%) und JD.com (-11%) betroffen.

Im Jahr 2016 war Baidu von einer entsprechenden Regulierung betroffen, medizinische Werbung über Baidu wurde damals untersagt. Die Aktie brauchte über ein Jahr, um die alten Hochs wieder zu erreichen. 2018 wurden Tencent und NetEase wegen des schädlichen Einflusses von Online-Spielen auf Kinder reguliert. Jeweils waren es Stolpersteine, die das Wachstum der Unternehmen zwar unterbrachen, nicht aber stoppten.

Wer auf eine gute Gelegenheit gewartet hat, chinesische Internetaktien zu kaufen, der könnte diesen doppelten Tiefschlag für Alibaba zum Einstieg nutzen.

BEYOND MEAT ENTDECKT WETTBEWERB

Beyond Meat war bislang der Vorreiter der fleischlosen Burger und Hot Dogs. Eine Fast Food Kette nach der anderen erweitert das Angebot um Beyond Meat Burger, die Supermarktregale legen ebenfalls immer mehr des Fleischersatzes in die Kühlregale. Diese Woche hat Beyond Meat Q-Zahlen veröffentlicht, die hinter den Erwartungen zurück blieben: Der Umsatz stieg um 2,7% auf 94,44 Mio. USD, 39% weniger als erwartet. Der Verlust lag bei -0,31 USD/Aktie, erwartet wurde ein Gewinn von 0,06 USD/Aktie. Da wurden die Zahlen nicht leicht verfehlt, sondern drastisch.

Zeitgleich gab McDonalds bekannt, im Jahr 2021 einen eigenen McPlant sukzessive in den Markt einzuführen. Bislang war man davon ausgegangen, dass die Partnerschaft zwischen Beyond Meat und McDonalds, die in Kanada bereits besteht, irgendwann auch auf die USA ausgedehnt würde. Doch nach dieser Meldung klang das nicht mehr so.

Die Aktie von Beyond Meat brach um 17% ein. In einem Interview wies CEO Ethan Brown darauf hin, dass man eine enge Partnerschaft mit McDonalds habe und zuversichtlich in die Zukunft blicke. An anderer Stelle sickerte durch, dass der McPlant vermutlich in Kooperation mit Beyond Meat entwickelt wurde.

Wir hatten Beyond Meat zu 110 EUR auf unserer Einkaufsliste, doch nach den jüngsten Ereignissen müssen wir die Situation neu beurteilen: Die Geschichte mit McDonalds ist ein wenig undurchsichtig, aber letztlich nicht ungewöhnlich. Große Konzerne sind bekannt für ihre Geheimnistuerei, wenn es um neue Produkte geht. Und da ist es meiner Einschätzung nach durchaus vorstellbar, dass ein McPlant als McDonald-Produkt platziert werden soll, wenngleich das Know-how und vielleicht auch Zutaten bis hin zum Produktionsverfahren von Beyond Meat eingekauft werden. Für mich hört sich das so an, als habe McDonald einen Weg gefunden, günstiger an die Beyond Meat Burger zu kommen. Beyond Meat wird ebenfalls davon profitieren, vielleicht aber nicht so stark, wie ursprünglich gedacht.

Die überraschend schlechten Q-Zahlen sind ebenfalls erklärbar: In Q2 haben Private als auch Gastronomie eingekauft, was das Zeug hielt, um für einen Lockdown oder für Probleme in der Lieferlogistik gerüstet zu sein. Im Q3 zeigt sich offensichtlich überraschend, dass es sich um einmalige Hamsterkäufe handelte, die nun erst einmal aufgegessen werden müssen. Das Wachstum brach ein. Durchaus nachvollziehbar.

Nicht nachvollziehbar ist, dass Analysten mit Ihren Erwartungen so falsch lagen. Es gehört zu einem börsennotierten Unternehmen dazu, Analysten rechtzeitig auf solche Entwicklungen aufmerksam zu machen, damit es keine so heftige Überraschung gibt, wie wir sie hier nun gesehen haben. Beyond Meat hat nun ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Also: Mit McDonalds lässt sich wohl nicht so viel Geld verdienen, wie bislang gedacht. Und mit dem Kapitalmarkt funktioniert die Kommunikation nicht. Der Kursrutsch ist in meinen Augen daher berechtigt. Ich würde nun erst einmal abwarten, wie sich die McDonalds-Partnerschaft wirklich darstellt und ob etwas an der Unternehmenskommunikation verbessert wird. Bis dahin ist ein Investment in diese Aktie zu gefährlich.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES (12.11.2020) Woche Δ Σ '20 Δ

Dow Jones 29.313 3,2% 2,3%
DAX 13.105 5,0% -1,1%
Nikkei 25.386 4,4% 7,3%
Shanghai A 3.469 -0,1% 8,9%
Euro/US-Dollar 1,18 -0,5% 5,6%
Euro/Yen 123,86 0,9% 1,3%
10-Jahres-US-Anleihe 0,89% 0,07 -1,04
Umlaufrendite Dt -0,55% 0,09 -0,32
Feinunze Gold $1.892 -3,1% 25,1%
Fass Brent Öl $42,92 8,6% -37,6%
Kupfer 6.912 2,4% 11,3%
Baltic Dry Shipping 1.194 0,0% 9,5%
Bitcoin 16.313 5,1% 123,7%




Die Aktienmärkte der Industrieländer sind angesprungen, lediglich in China wurde die Meldung über den Covid-Impfstoff nur mit einem Achselzucken empfangen. Stattdessen gab es dort Monopolvorwürfe gegenüber einigen Internet-Giganten, was die dortigen Börsen belastete.

Der Sichere Hafen der Anleihen wurde verlassen, die Anleihenpreise fielen und die Rendite stieg. Auch der Sichere Hafen des Goldes war wenig gefragt (-3%). Stattdessen wurden Aktien, Öl (+9%) und... der Bitcoin (+5%) gekauft.

Der Ölpreisanstieg ist leicht nachvollziehbar, denn wenn die Konjunktur mit Hilfe eines Impfstoffs wieder anziehen kann, dann steigt natürlich auch der Energiebedarf.

Beim Bitcoin hat sich offensichtlich ein Eigenleben entwickelt. Angefeuert durch die Entscheidung von Paypal, Zahlungen in Bitcoin zuzulassen, bekommt die Kryptowährung nun wieder Aufwind.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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