Alt 06.12.06, 09:29
Standard So tickt die Börse: Was der Nikolaus lehrt
Beitrag gelesen: 1801 x 

Lieber, guter Nikolaus,
Du wohnst in einem schönen Haus.
Doch wie konntest Du hier oben in den Anden
landen?

„Lieber Stephan, ich mußte Finnland verlassen,
weil man dort versuchte, mich zu fassen.
Ganze Expeditionen suchten dort nach mir,
drum packte ich meine Sachen und kam nach hier.

Hier im drittgrößten Gletscher unserer Erde
kam noch keiner auf meine Fährte.
Und obwohl die Sonne hier viel länger scheint
ist das Eis viel kälter als man meint.

Hier oben geht es mir sehr gut,
denn weißt Du, wenn man Gutes tut,
dann ist es wichtig, Ruhe zu haben,
während der Zubereitung all der guten Gaben.

Doch nun zu Dir, wie in allen Jahren
möchte ich wissen, wie gut Deine Aktientipps waren.
Denn, unter uns gesagt, neben FAZ und Kicker
lese ich auch Deinen Heibel-Ticker."

Nun, lieber Nikolaus, dann wirst Du wissen,
im Frühjahr lief es echt besch...
Die Korrektur hatte ich zwar richtig erkannt
und alle Rohstoffaktien aus meinem Depot verbannt.

Doch daß Marvell und Nabors so kräftig Federn ließen,
könnte meine Jahresperformance vermiesen.
Beide Unternehmen, günstiger bewertet als erlaubt,
haben sich eine rosige Zukunft aufgebaut.

Schau: Marvell zum Beispiel verstehe ich nicht,
die haben dieses Jahr jeden Auftrag gekriegt
und bauen ihre Chips in Spielkonsolen und Handys
was im nächsten Jahr der größte Trend ist.

„Na na na, Stephan, das sieht Dir ähnlich,
von 26 Empfehlungen verliefen nur zweie dämlich,..."
Nein, drei waren es, Du vergißt Berentzen.
„Na gut, also drei von 26 Empfehlungen

Das ist eine super Quote, damit solltest Du prahlen
Deinen Kunden sollten die Augen strahlen.
Denn an der Börse gibt es keinen Hauptgewinn,
nur viele kleine Gewinne machen Sinn.

Wer den 26 Aktientipps von Dir
folgte mit kleinen Beträgen da und hier,
der kann sich unterm Strich über Gewinne freuen,
die von -17 % bis +117 % um durchschnittliche 12 % streuen.

Marvell wird nächstes Jahr noch steigen,
und eine gute Performance zeigen.
Die Spielkonsolen werden dieses Weihnachten ein Renner,
durch das Packen der Geschenke bin ich darin ein Kenner.

Was allerdings Nabors anbelangt mußt Du Dich schämen.
Glaubst Du, daß die Gewinne vom letzten Jahr wiederkämen?
Nein, beim Gas und Öl spielen gigantische Spekulanten
mit Beträgen, die wir vor kurzem noch gar nicht kannten.

Da werden Summen für oder gegen die Preise gesetzt,
so daß der gesunde Menschenverstand verletzt
und getreten wird mit den Füßen.
Nun, die Manager insolventer Hedgefonds müssen dafür nun büßen.

Doch Stephan Du weißt, ich bin ein fairer Nikolaus.
Ich sehe nicht nur die Mißerfolge, sondern gebe auch Applaus
für die Sachen, die Du gut gemacht,
bei denen Du die Herzen anderer zum Lachen gebracht.

Da ist zum Beispiel Mastercard.
117 % Gewinn ist ganz schön smart.
Oder mit 35 % bei Goldman Sachs
Hast Du ..." Lieber Nikolaus, ich mag's

Nicht so, über das zu sprechen, was gelungen ist.
Beschäftigen tut mich viel mehr all der Mist,
der nach hinten losgeht, um zu vermeiden,
daß meine Kunden noch mehr leiden.

An der Börse sagen wir: Es wird sich lohnen,
wenn Du achtest auf die Positionen,
mit denen Du auf die Nase fällst.
Die Gewinner achten auf sich selbst.

Doch lieber Nikolaus, Du hast doch bestimmt
eine Idee, wie sich die Börse im nächsten Jahr benimmt.
Was wird Deiner Meinung nach passieren?
Welche Themen werden die Finanzmedien drapieren?

„Nun Stephan, das ist ganz einfach.
Doch zuvor sage ich Dir, worüber ich mir Sorgen mach:
Du hast in diesem Jahr fast alles richtig prognostiziert:
Die Frühjahrsbaisse, die Rohstoffkorrektur, das hast Du
kapiert.

Andere würden mit solchen Erfolgen viel mehr Werbung machen.
Doch Du kümmerst Dich nur um andere Sachen:
Baust' Dein Angebot aus, recherchierst intensiver,
damit der Heibel-Ticker für die Kunden wird intuitiver.

Sei nicht so bescheiden mit Deinem Börsendienst!
Es gibt so viele Scharlatane, wenn Du um Dich siehst,
die ihre Kunden bewußt hinter's Licht führen.
Da kannst Du ruhig die Werbetrommel etwas kräftiger rühren. „

Danke, lieber Nikolaus, aber mir ist es lieb,
wenn jemand anders solches Lob von sich gibt.
Doch nun sage mir, was glaubst denn Du,
kommt im nächsten Jahr der US-Dollar zur Ruh?

„Nein, lieber Stephan, das glaube ich nicht.
Der US-Dollar kriegt weiterhin eins ausgewischt.
Zu ungezügelt wurde die Währung vermehrt,
als das der Außenwert könnte bleiben unversehrt."

Aber Nikolaus, kannst Du das glauben,
daß sich alle Nationen der Erde um ihre Währungsreserven
berauben?
Überall liegen tonnenweise US-Dollar herum,
und wäre der wertlos, dann wäre das dumm.

Und außerdem würde das ja bedeuten,
daß die Währungen von anderen Leuten
besser betraut werden, als der Dollar.
Das, mit Verlaub, glaube ich ist nicht wahr.

Vielmehr werden auch der Euro, der Yen und der Yuan
gezogen werden in den Abwärtsbann.
Einzig das Gold wird der rettende Anker.
Die Goldjolle wird zu einem Goldtanker.

„Da, lieber Stephan, gebe ich Dir wiederum Recht:
Eine Anlage in Gold wäre im nächsten Jahr nicht schlecht.
Aber mit dem US-Dollar, da mach Dir nochmals Gedanken.
Deine Kunden werden es Dir danken."

In Ordnung, ich verspreche, daß ich bis zum Jahresende
eine Meinung über die Währungen aussende.
„Und was den Rest der Börse angeht,
so mußt Du Dir nur anschauen, wo das Bewertungsniveau steht.

Das KGV von Japan, Deutschland und den USA
Ist so günstig, wie es noch nie war.
Ein Crash ist vorerst nicht zu erwarten.
Dazu haben die Industrieländer zu gute Karten.

Denn mag auch das Wachstum aus den Schwellenländern kommen,
haben dennoch auch die Industrieländer gewonnen.
Sie exportieren Technologie und Know-how und verdienen,
am Wirtschaftswachstum von China, Rußland, Indien und
Brasilien."

Soll ich also chinesische Aktien empfehlen?
„Nein, laß die Finger von solchen Unternehmen.
Auf das Finanzsystem der Schwellenländer würde ich nicht
zählen.
Ich würde lieber die Aktien der entsprechenden Zulieferer
wählen."

Aha, da fällt mir Argentinien ein,
von hier kommt nicht nur guter Wein,
sondern auch Wolle, Getreide, Steaks und Soja.
Chinesen kauften bereits die Produktion vom nächsten Jahr.

„Ja, Stephan, Argentinien ist stark im Agrarbereich.
Doch Wirtschaft und Politik laufen hier nicht gleich.
Die Politik ist gerade mal seit vier Jahren stabil,
die Wirtschaft wird dominiert von alten Familien, das ist
diffizil.

Um hier zu investieren solltest Du die Familien kennen,
solltest Du Wirtschaft und Beziehungen nicht trennen."
Na gut, dann werde ich hier vorsichtig sein.
Nächste Woche schaue ich in ein solches Unternehmen rein.

Zum Abschluß, lieber Nikolaus, erlaube mir noch eine Frage:
Wie kommt es, daß Du alle Jahre
zu mir kommst, obwohl ich schon lange erwachsen bin?
Du kommst doch nur zu Kindern. Das macht doch keinen Sinn...

„Lieber Stephan, das siehst Du nicht ganz richtig.
Ich komme zu den Menschen, denen ich wichtig.
Egal ob alt oder jung, ohne oder mit Zöpfen,
kurzum: Ich komme zu allen Kindern und Kindsköpfen!"
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 22:14 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]