Alt 12.07.22, 22:57
Standard Schwächer - Rückzug aus Aktien vor Inflationsdaten
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NEW YORK (Dow Jones)--Erneut abwärts ist es an den US-Börsen am Dienstag gegangen. Erholungsansätze waren nicht von Dauer. Deutlich sinkende Erdölpreise vertrieben das Schreckgespenst Inflation anfangs zwar, denn gerade der Anstieg der Energiepreise gilt als ein Treiber der Inflation. Allerdings steht am Mittwoch die Veröffentlichung der viel beachteten Verbraucherpreise an, die negatives Überraschungspotenzial birgt. Anleger wollten nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden und zogen sich vorsichtshalber aus dem Aktienmarkt zurück. Sie misstrauten den Beschwichtigungsversuchen der US-Regierung, die darauf hingewiesen hatte, dass die Daten aus dem vergangenen Monat schon veraltet seien.

Der Dow-Jones-Index sank um 0,6 Prozent, S&P-500 schloss 0,9 Prozent schwächer. Der Nasdaq-Composite gab ebenfalls um 0,9 Prozent nach. Dabei wurden 1.373 (979) Kursgewinner und 1.818 (2.233) -verlierer gesehen. Unverändert schlossen 130 (163) Werte. Händler sprachen von ausgeprägten Rezessionsängsten - abzulesen an fallenden Erdölpreisen, steigenden Rentennotierungen und der Dollarstärke.

Der Euro erreichte erstmals seit 2002 die Parität zum Dollar. Der Dollarindex tendierte im späten Handel behauptet und kam damit klar von den Tageshochs zurück - gebremst von stark nachgebenden Marktzinsen. Neben den sinkenden Erdölpreisen gilt Kupfer als Rezessionsbarometer. Der Preis des wichtigen Industriemetalls fiel um 5 Prozent. Im vergangenen Monat war der Preis um ein Fünftel eingebrochen, seit dem jüngsten Allzeithoch im März hat sich Kupfer um 30 Prozent verbilligt.

Die Rezessionssorgen hatten mit neuen Lockdowns in China einen weiteren Schub erhalten. Denn die sich nun anbahnenden neuerlichen Lieferkettenschwierigkeiten dürften die Inflation weiter anheizen und der US-Notenbank Argumente für eine forsche Gangart bei geldpolitischen Straffungen liefern - und dies bei einer aktuell schon zu beobachtenden Wachstumsverlangsamung. "Es wird eine Rezession geben, aber so weit sind wir noch nicht. Das Wichtigste ist, dass sich die finanzielle Liquidität reduziert", sagt Vermögensverwalter Philip Saunders von Ninety One.

Pepsico überzeugt

Mit einem Abschlag von rund 2 Prozent stellte der Energiesektor die schwächste Branche - belastet vom Ölpreisrutsch. Derweil hat in den USA die Berichtsperiode der Unternehmen begonnen. Doch selbst gute Zahlen traten in dem negativen Umfeld in den Hintergrund: Pepsico hat mit Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal die Markterwartungen übertroffen. Die Aktie schloss gleichwohl mit einem Minus von 0,6 Prozent. Der Kurs des Medizintechnikanbieters AngioDynamics sank um 0,1 Prozent. Ein 13-prozentiger Umsatzanstieg im vierten Quartal hat zu einer Verringerung des Quartalsverlusts geführt - allerdings dauert der Druck auf die Margen wegen höherer Kosten und knappen Personals an. AngioDynamics rechnet mit weiter steigenden Umsätzen im beginnenden Fiskaljahr 2023.

Die Gap-Aktie präsentierte sich mit einem Abschlag von 5 Prozent. Der Kurs reagierte damit auf den Rücktritt von Unternehmenschefin Sonia Syngal. Sie verlässt nach nur etwas mehr als zwei Jahren den Modekonzern wieder. Dazu warnte Gap, dass angesichts des andauernden Umsatzeinbruchs auch die Gewinne sänken. Pricesmart stürzten um 9,6 Prozent ab. Der Betreiber von Klubs mit Mitgliedschaftsferienlagern in Mittelamerika und der Karibik legte enttäuschende Drittquartalszahlen vor.

Erdöl deutlich billiger

Die Erdölpreise sackten wegen der Sorgen um die drohende Rezession mit einem möglichen Einbruch der Nachfrage um rund 8 Prozent ab. Doch auch auf der Angebotsseite finden sich Verkaufsgründe. US-Präsident Joe Biden fliegt nach Saudi-Arabien, unter anderem um das Königreich von einer Steigerung der Erdölförderung zu überzeugen. Die Ölproduktion der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ist zwar im Juni hinter den Zielvorgaben zurückgeblieben. Die Gesamtproduktion der Opec stieg im Juni aber. Die Mitglieder Iran, Venezuela und Libyen sind zudem von den Quoten der Gruppe ausgenommen.

Stramm auf Rezessionskurs bewegte sich der Rentenmarkt, wo die Notierungen erneut deutlich stiegen und die Renditen folglich sanken. Die inverse Renditekurve, bei der zweijährige Titel höher rentieren als zehnjährige, wird als Alarmsignal gewertet. Denn am Markt interpretiert man diese Konstellation als Rezessionswarnung. Greenback und US-Staatsanleihen sind in wirtschaftlich unsicheren Zeiten als vermeintlich sichere Häfen gesucht.

Auch Gold war trotz der unsicheren Zeiten nicht gefragt. Der feste Dollar belastete den Preis des Edelmetalls, außerdem geriet Gold in den Strudel sinkender Rohstoffpreise - vor allem bei Basismetallen.

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July 12, 2022 16:11 ET (20:11 GMT)

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