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Alle Jahre wieder.
Durch das Abflauen der Bankenturbulenzen bieten die Schlagzeilen wieder etwas Platz für Neues – diese Lücke kann durch die alljährlichen Rituale um „Sell in May and go away“ gefüllt werden. Es ist also wie jedes Jahr an der Zeit, den beliebten Börsenmythos zu entlarven: Nein, es ist keine gute Strategie, im Mai alle Aktien zu verkaufen und im Herbst wieder einzusteigen. Allerdings helfen die aktuellen Diskussionen rund um dieses Thema dabei, ein interessantes Stimmungsbild einzufangen. Nicht beliebt, aber positiv Wie die meisten saisonalen Sprichwörter gilt auch "Sell in May" bei weitem nicht oft genug, um eine sinnvolle Basis für erfolgreiche Anlageentscheidungen darzustellen. Der US-Aktienindex S&P 500 verfügt über eine lange Historie verlässlicher Marktdaten. Seit 1925 war die Rendite in den 97 abgeschlossenen Zeitfenstern zwischen dem 30. April und dem 31. Oktober ganze 27 Mal negativ. Wer also theoretisch den Aktienmarkt in diesen Zeiträumen jedes Mal verlassen hat, um eine negative Wertentwicklung zu umgehen, kann eine Erfolgsquote von mageren 27,8 Prozent vorweisen. Oder umgekehrt: In 72,2 Prozent der Fälle war es eine Fehlentscheidung, den Markt zu verlassen. Wir sehen keinen Sinn darin, einen Zeitraum auszuklammern, der viel häufiger positiv ausfällt als negativ. Zugegeben, historisch betrachtet fallen die Renditen etwas geringer aus als im Zeitraum von November bis April, aber sie sind eben positiv und tragen somit einen wichtigen Teil zur Magie des Zinseszinseffektes für Anleger bei. Der Pessimismus des Unglaubens Aktuell dient der Mythos vermutlich als Aufhänger, um eine breitere Diskussion über all die angeblichen fundamentalen und technischen Gründe für einen Verkauf im Frühjahr zu eröffnen. In der aktuellen Marktrally zeigt der von Ken Fisher gerne zitierte „Pessimismus des Unglaubens“ immer noch seine Wirkung. Für das Verlassen des Marktes wurden in diesem Jahr bereits zahlreiche Gründe angeführt: Hohe Bewertungen, anhaltende Zinserhöhungen, Liquiditätsengpässe nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank, erschöpfte Verbraucher und vieles mehr. Es handelt sich um dieselben Ängste, die Aktienmärkte teilweise seit Monaten begleiten - nur in einem neuen Gewand: "Sell in May"! Die Präsenz dieser vielschichtigen Ängste ist für uns eher ein ermutigendes Zeichen. Raum für positive Überraschungen. Vieles ist möglich Gibt es auch Analysten, die vor dem Risiko warnen, dass „Sell in May“ zum Verpassen einer nachhaltigen Rally führen könnte? Ja, die gibt es – der Pessimismus ist nicht universell. Wäre es im Jahr 2022 vorteilhaft gewesen, am 30. April zu verkaufen und im Oktober wieder einzusteigen? Definitiv ja, bei optimalem Timing wäre eine spürbare Outperformance zum breiten Markt möglich gewesen! Beim Investieren geht es allerdings nicht um Möglichkeiten, es geht letztendlich um Wahrscheinlichkeiten. Fazit Kurzfristige Renditen sind unvorhersehbar, weshalb es für Anleger empfehlenswert ist, ihre Portfolios mit Blick auf die nächsten zwölf bis 18 Monate zu positionieren, nicht auf die nächsten drei bis sechs Monate. Dies ist ein vernünftigerer Zeitrahmen für die Messung von Wahrscheinlichkeiten, da er genügend Zeit lässt, damit sich die kurzfristigen Schwankungen zu einem Trend ausgleichen können. Wenn die höchste Wahrscheinlichkeit darin besteht, dass der Trend in dieser absehbaren Zukunft ein Bullenmarkt ist, dann halten wir es für sehr sinnvoll, in Aktien investiert zu bleiben – egal in welchem Monat sich der Kalender gerade befindet. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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