Alt 30.05.12, 17:28
Standard XETRA-SCHLUSS/Europa wird abverkauft - DAX und Euro schwach
Beitrag gelesen: 390 x 

FRANKFURT (Dow Jones) - Die internationalen Investoren wenden momentan dem deutschen Aktienmarkt den Rücken zu. Wer im Euro investiert sein muss, kauft deutsche Staatsanleihen. Rettung ist momentan nicht in Sicht. Denn weder die europäischen Politiker noch die Europäische Zentralbank (EZB) ziehen an einem Strang, wenn es um den Euro geht. Der DAX verlor 1,8 Prozent auf 6.280,80 Punkte, die Gemeinschaftswährung geht bei 1,24 gegenüber dem Dollar aus dem europäischen Geschäft. Im späten Devisenhandel fiel der Euro erneut auf ein Zweijahrestief, bei 1,2386 Dollar.

Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 149,7 (Vortag: 124,6) Millionen Aktien im Wert von rund 2,99 Milliarden Euro.

Für Verwirrung sorgte die letzten 24 Stunden, wie die spanische Bankenlandschaft gerettet werden soll. Nachdem eine Rekapitalisierung über die EZB definitiv vom Tisch ist, gab es zwischenzeitliche Spekulationen, die Mittel des Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) anzuzapfen. Dazu gab es eine eindeutige Absage aus Deutschland. So stellte Regierungssprecher Steffen Seibert klar, dass sich an der ablehnenden Haltung Deutschlands gegenüber einer direkten Rekapitalisierung von Banken aus dem europäischen Rettungsschirm nichts geändert habe. Nun liegt es an Spanien, die von den heimischen Banken benötigten Mittel am Kapitalmarkt einzusammeln.

Dass dieses momentan nicht einfach ist, musste Italien am Vormittag bei der Auktion fünf- und zehnjähriger Staatsanleihen schmerzhaft erfahren. Italien hat zwar Käufer für seine Staatsschulden gefunden, musste allerdings einen hohen Preis dafür zahlen. So muss das Land für neu emittierte zehnjährige Anleihen über 6 Prozent an Zinsen bezahlen. Aber auch aus den spanischen Staatsanleihen hält die Flucht weiter an. Gekauft werden dagegen Bundesanleihen. Momentan ist noch nicht abzusehen, wann dieser Fluchtmechanismus ein Ende findet.

Auch wenn der DAX seit seinem Jahreshoch bei 7.194 Punkten am 16. März einige Verlusttage einstecken musste, notiert der Index seit Jahresstart weiterhin mit gut sechs Prozent komfortabel im Plus. Nach der jüngsten Seitwärtsbewegung am deutschen Aktienmarkt im Bereich zwischen 6.230 und 6.450 Punkten scheint allerdings eine Entscheidung anzustehen. Als kritisch wird im Handel eingestuft, wenn in den kommenden Tagen die 200-Tages-Durchschnittslinie bei 6.204 Punkten unterschritten wird.

Einziger Gewinner im DAX war die Aktie von Metro, die mit einem Plus von 1,3 Prozent bei 22,90 Euro aus dem Handel ging. An der Börse wurde positiv aufgenommen, dass der Handelskonzern sein Geschäft weiter straffen will. Nachdem das Unternehmen im Großhandelsgeschäft bereits den Standort Marokko aufgegeben und seine Elektroniktochter Media Saturn nach Verlusten vom französischen Markt zurückgezogen hat, soll nun das britische Großhandelsgeschäft verkauft werden. Stimmen die Aktionäre der Booker Group dem Deal zu, wird diese alle 30 Großmärkte sowie die gesamten operativen Vermögen von Makro UK erwerben.

Die Liste der Verlierer führte ThyssenKrupp mit einem Abschlag von 3,3 Prozent auf 13,88 Euro an. Auf der Verlustuhr hat sich seit Jahresbeginn nun ein Minus von 21 Prozent angesammelt, damit stellt ThyssenKrupp seit Januar den Verlierer des Jahres. Belastend wirkte sich neben den sinkenden Rohstoffpreisen aus, dass die Ratingagentur Moody's den Ausblick auf "negativ" von "stabil" gesenkt hat. Die Absenkung des Ausblicks reflektiere die schwächer als erwartet ausgefallenen Ergebnisse im ersten Geschäftshalbjahr per Ende März.

Aber auch die Gewinner des Jahres, die Automobilbranche, wird einhergehend mit einer sich abzeichnenden Abkühlung der Weltwirtschaft verkauft. Am Ende des Tages schlossen BMW um 3,1 Prozent leichter, VW gaben um 2,9 Prozent nach und Daimler verloren 2,5 Prozent.

Auch in der zweiten Reihe mußten Aktien teils deutliche Abschläge einstecken. So gaben Rheinmetall und Klöckner & Co um jeweils gut 5 Prozent nach. Dem Abwärtstrend konnten sich die im MDAX gelisteten Immobilienwerte GSW, Gagfah und Deutsche Wohnen entziehen. Der MDAX schloss mit einem Abschlag von 2 Prozent bei 10.209 Punkten.

DJG/thl/ros

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 18:58 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]