Alt 01.06.12, 12:18
Standard DAX fällt mit Konjunktur-Hiobsbotschaften unter 200-Tage-Linie
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FRANKFURT (Dow Jones) - Weltweit schwache Wirtschaftsdaten versetzen die europäischen Aktienmärkte am Freitag in Ausverkaufsstimmung. Der Abschwung beschleunigt sich, nachdem der DAX unter die 200-Tage-Linie bei 6.212 Punkten gefallen ist. Gegen 11.40 Uhr sackt er um 2,2 Prozent Punkte ab auf nur noch 6.128 Punkte.

"Wo du auch hinschaust, nur konjunkturelle Hiobsbotschaften", klagt ein Händler. Weltweit negative Konjunkturdaten führten dazu, dass Investoren immer niedrigere Gewinnerwartungen für die Unternehmen einpreisen. Zu sehr schwachen Einkaufsmanager-Indizes in China, Großbritannien und der Eurozone gesellen sich schwache Einzelhandelsumsätze in Hongkong und Großbritannien sowie ein überraschender Rückgang der Exporte Südkoreas.

Das immer lautere Stottern des Wachstumsmotors China und die in eine Rezessison rutschende Eurozone dämpften weltweit die Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Wirtschaft. Hauptprofiteur dieser Sorgen ist der Yen, der zum Euro auf den höchsten Stand seit November 2000 gestiegen ist. Zum Dollar ist der Euro auf ein neues Zwei-Jahrestief bei 1,2312 Dollar gefallen. Der Bund-Future am deutschen Renten-Terminmarkt steigt auf ein neues Allzeit-Hoch.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Sommer 2011

"Die Mischung ist brisant", meint ein Händler. Die Situation erinnert an den Sommer des vergangenen Jahres, als der DAX mit schwachen Konjunkturdaten und der Schuldenkrise innerhalb weniger Tage um 1.500 Punkte eingebrochen war. Allerdings gibt es Unterschiede. In den USA ist die Zahl der Insider-Käufe gegenwärtig sehr hoch. "Das sollte dazu beitragen, dass ein Debakel wie im Juli vergangenen Jahres vermieden werden kann", meint Heino Ruland von Ruland Research. Zudem deuten die hohen Absicherungen am Terminmarkt daraufhin, dass der Abschwung schon weit fortgeschritten ist. Ein Ausverkauf könnte so sogar die Grundlage für eine Bodenbildung legen.

Einen neuen Impuls könnte der US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag setzen. Volkswirte rechnen damit, dass die US-Wirtschaft im Mai etwa 155.000 neue Stellen geschaffen hat. "Das Erreichen der Prognose wäre schon ein Erfolg", meint ein Händler. Denn am Markt seien die Erwartungen am Donnerstag gesunken. Grund waren enttäuschende wöchentliche Arbeitsmarktdaten und schwache Daten zur Stellenentwicklung in der privaten Wirtschaft.

MAN, BP und Mailänder Finanztitel sehr fest

MAN ziehen um 4,2 Prozent auf 80,64 Euro an und sind damit stärkster DAX-Wert. Händler verweisen auf Medienberichte, denen zufolge VW einen umfangreichen Konzernumbau plant, um die angestrebte Allianz zwischen den Lkw-Töchtern MAN und Scania in Schwung zu bringen. "Damit würden für beide Seiten die Synergien bei Einkauf und Produktentwicklung für die nächste Truck-Generation näher rücken", sagt LBBW-Analyst Frank Biller. In Stockholm ziehen Scania ebenfalls an.

BP steigen im Londoner Handel um 2,2 Prozent auf 403,60 Pence. Die Ankündigung, BP werde sich von dem 50-Prozent-Anteil am russischen Joint Venture TNK-BP Holding trennen, zieht Käufe in der Aktie nach sich. Goldman Sachs lobt die Verkaufsabsicht der Briten. Integrierte Ölkonzerne handelten stets mit einem Abschlag zum Nettoinventarwert (Net Asset Value); mit einem Verkauf würde BP hingegen den höheren Marktwert realisieren. Allerdings bestünden mit der Reaktion der russischen Regierung und einem möglichen Verbot des Verkaufs noch Risiken.

In Mailand gewinnen Generali fast 5 Prozent. "Der Markt setzt auf einen neuen CEO und eine bessere Performance als zuletzt", sagt ein Händler. Er bezieht sich darauf, dass auf Drängen des Hauptaktionärs Mediobanca am Samstag der Verwaltungsrat von Generali tagt. Dann solle der Generali-CEO Perissinotto zum Rücktritt bewegt werden. "Mit einem Abgang Perissinottos sind Erwartungen verbunden, dass sich Generali wieder auf das Kerngeschäft konzentriert und die zuletzt miserablen Ergebnisse sich verbessern", sagt der Händler. Mediobanca legen ebenfalls stark zu.

Index-Veränderungen im Blick

Daneben stehen die Index-Veränderungen Mitte Juni im Blick. Die Aktien des Brillenglas-Herstellers Essilor können sich gegen die allgemeine Schwäche behaupten. Sie steigen nach inoffiziellen Berechnungen in den Euro-Stoxx-50 auf, den wichtigsten Index für europäische Standardwerte. Dort werden Essilor und ASML die Aktien von Telecom Italia und der Deutschen Börse verdrängen. Im Stoxx-50 dürften Credit Suisse den Aktien von Reckitt Benckiser Platz machen. Damit vollziehen die Indizes die Veränderungen des Umfelds nach, sie werden weniger finanzlastig, und der Anteil der südeuropäischen Länder nimmt ab.

DJG/hru/ros

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