FRANKFURT (Dow Jones)--Knapp behauptet ist der deutsche Aktienmarkt am Montag aus dem Handel gegangen. Hauptthema war die Wahl in Baden-Württemberg und ihre Folgen für die Atom-Energie. Die Aktien der Hersteller alternativer Energien zeigten sich in Jubelstimmung, selbst Versorger konnten sich relativ gut halten. Der DAX verlor 0,1% oder 8 auf 6.939 Punkte. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 71,7 (Freitag: 79,6) Mio Aktien im Wert von rund 2,31 (Freitag: 2,67) Mrd EUR.

Ansonsten sprachen Händler von "toter Hose am deutschen Aktienmarkt". Impulse wichtiger Unternehmens- und Konjunkturdaten habe es kaum gegeben. Lediglich die US-Inflationsdaten wurden leicht positiv zur Kenntnis genommen. Der moderate Anstieg des PCE-Preis-Index löste keine Inflationsängste aus. Mit plus 0,9% lag die Kernrate im Februar gegenüber dem Vorjahr im vertretbaren Rahmen. Die persönlichen US-Einnahmen und -Ausgaben, sowie die ausstehenden Hausverkäufe, wurden vom Markt dagegen nahezu ignoriert.

Der Markt befinde sich in einer Gleichgewichtsphase: "Die emotionalen Abschläge nach Japan sind wieder abgebaut worden, nun fehlen Argumente für einen Neuanstieg", sagte ein Händler. Dies zeige sich an dem kräftigen Umsatzrückgang im Kassa- und Derivate-Markt. Erst die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag hätten wegweisenden Charakter, daher könne es möglicherweise bis dahin ruhig bleiben. Als technisch unterstützt gilt der DAX um 6.800 Punkte, ein Widerstand liege bei 7.000 Punkten.

Die Versorger gingen am Tag nach der Wahl uneinheitlich aus dem Handel, die Solarwerte verzeichneten deutliche Gewinne. "Wahlentscheidend war die Debatte um den Atomstrom", so Martin Lueck, Analyst der UBS. Es sei kaum vorstellbar, dass die Merkel-Regierung einige der abgeschalteten sieben Kernkraftwerke in absehbarer Zeit wieder ans Netz lasse. Allerdings sei in den Versorgern nach der Japan-Katastrophe schon viel Negatives eingepreist. E.ON gaben nur um 0,6% nach auf 21,29 EUR, RWE schlossen unverändert bei 44,71 EUR.

Eine Rally zeigten dagegen die Solar- und Windwerte, zumeist im TecDAX notiert. Conergy sprangen um fast 13% auf 0,47 EUR, Nordex um 12,4% auf 9,36 EUR zu, Solarworld kletterten um 8,4% auf 11,20 EUR und Q-Cells erhöhten sich um 8,3% auf 3,39 EUR. SMA Solar, Roth + Rau und centrotherm legten zwischen 6% und 7% zu.

Bremsend auf den DAX wirkten die Automobiltitel. Daimler gaben um 1,5% nach auf 48,27 EUR, VW fielen um 0,8% auf 112,15 EUR und BMW reduzierten sich um 0,2% auf 57,36 EUR. Grund waren Sorgen, die Produktion könnte unter fehlenden Lieferungen japanischer Autoteile leiden. Auch die Autozulieferer im MDAX litten darunter: SGL Carbon, Rheinmetall, Lanxess und ElringKlinger gaben jeweils über 1% nach. Porsche legten vor der am Mittwoch beginnenden Kapitalerhöhung um 6,7% zu auf 60 EUR glatt.

Siemens erhöhten sich um 0,4% auf 94,27 EUR. Auf der außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats am Montag dürften ein Börsengang von Osram und der Umbau der Industriesparte beschlossen werden.

Continental stiegen um 4% auf 63,40 EUR, nachdem Schaeffler 20% der Conti-Aktien platzieren will. "Die Platzierung sollte die Conti-Aktie eigentlich belasten. Das scheint aber überwogen zu werden von der Aussicht auf eine Neubewertung des Unternehmens", sagte ein Händler. Mit dem Anteilsverkauf durch die Schaeffler-Gruppe sinke die Wahrscheinlichkeit einer Fusion von Conti mit Schaeffler, was viele Marktakteure als Risiko für Conti gewertet hätten.

DJG/mod/ros

Copyright (c) 2011 Dow Jones&Company, Inc.