Alt 20.09.11, 18:16
Standard XETRA-SCHLUSS/Weiter Bärenmarkt-Rally - Lufthansa schmieren ab
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt ist mit kräftigen Gewinnen aus dem Dienstag gegangen. Und wieder einmal war es die Entwicklung im griechischen Staatsschuldendrama, die den Kursen die Richtung gab: So hat das gegen den Staatsbankrott kämpfende Land offenbar fällige Zinsen von knapp 800 Mio EUR gezahlt. Zwar wollte die hellenische Schuldenverwaltung nicht bestätigen, dass die Verbindlichkeiten bedient wurden. "Hätten die Griechen nicht gezahlt, wären die Märkte aber kräftig durchgeschüttelt worden", sagte ein Händler im Umkehrschluss. Schützenhilfe kam am Nachmittag dann noch von Wall Street, wo sich die Indizes nach einem kaum veränderten Start im frühen Geschäft deutlich ins Plus vorarbeiteten.

Am Ende des Tages ging es für den DAX um 2,9% oder 156 auf 5.572 Punkte nach oben. Charttechniker erwarten, dass der Bärenmarkt-Rally damit aber noch nicht die Luft ausgegangen ist. Sie halten Kurse von zunächst 5.780 Punkten und anschließend 6.120 Punkten noch für möglich. Übergeordnet zeige der Trend aber weiter in Richtung Süden. In der zweiten Reihe ging es für den MDAX um 1,8% oder 157 auf 8.877 Punkte nach oben. Der TecDAX rückte um 0,9 oder 6 auf 696 Zähler vor. Allerdings vollzogen sich die Avancen bei weiter vergleichsweise dünnen Volumina: Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 156,6 (Vortag: 161,3) Mio Aktien im Wert von etwa 3,08 (Vortag: 3,14) Mrd EUR.

Damit blieb der Schreck der Herabstufung Italiens durch Standard & Poor's auf die ersten Handelsminuten beschränkt. Die Rating-Agentur senkte die Kreditwürdigkeit des Landes auf "A" von "A+" und begründete den Schritt mit schwächeren Wachstumsperspektiven für die italienische Wirtschaft sowie der unentschlossenen Regierungskoalition in Rom. Allerdings erwarb die Europäische Zentralbank Marktteilnehmern zufolge Staatsanleihen des Landes und hielt die Verunsicherung damit in Grenzen.

Im Fokus des Interesses der Börsianer stand bereits die für Mittwochabend angekündigte geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank. Ökonomen gehen davon aus, dass die Federal Reserve ankündigen wird, die durchschnittliche Restlaufzeit ihres Anleiheportfolios zu erhöhen. Für fällige Kurzläufer würde die US-Notenbank Langläufer erwerben. Neue Käufe von Schuldtiteln halten Volkswirte indes für unwahrscheinlich, dafür ist ihrer Ansicht nach die Deflationsgefahr nicht hoch genug.

Wie an Erholungstagen mittlerweile reflexartig üblich, entwickelten sich die Zykliker im DAX überdurchschnittlich. Für Tagessieger Infineon ging es um 6,2% auf 6,35 EUR nach oben, MAN zogen um 4,9% auf 59,65 EUR an und VW verteuerten sich um 4,8% auf 114,00 EUR. In dem Reigen der konjunktursensitiven Werte stachen die als defensiv geltenden Henkel hervor, die dessen ungeachtet kräftig um 4,8% auf 40,65 EUR anzogen. "Das Unternehmen hat sich sehr positiv auf einer Investorenkonferenz präsentiert, jetzt wartet der Markt auf die entsprechende Hochstufung", mutmaßte ein Börsianer.

Gesucht waren auch die Versorgertitel, für E.ON ging es um 4,0% auf 15,77 EUR nach oben, RWE rückten um 3,7% auf 25,93 EUR vor. Ein Finanzgericht in Hamburg hat am Montag "ernstliche Zweifel" an der Verfassungsmäßigkeit des Kernbrennstoffsteuergesetzes geäußert. Am anderen Ende des Kurszettels fielen Tagesverlierer Lufthansa nach einer Gewinnwarnung des Unternehmens um 4,4% auf 10,32 EUR zurück. Die Fluggesellschaft rechnet nicht mehr damit, das operative Ergebnis des Vorjahrs von 876 Mio EUR zu übertreffen.

DJG/jej/flf

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