Alt 21.06.12, 15:41
Standard Wachstumsorgen drücken Börsen ins Minus
Beitrag gelesen: 396 x 

Trotz sich eintrübender globaler Wachstumsaussichten fallen die Kursverluste an den Börsen in Europa übersichtlich aus. Dies liegt zu einen an US-Notenbankgouverneur Ben Bernanke, der die Tür für eine weitere Runde der Geldmengenausweitung weit offen gelassen hat. Zum anderen hofft die Börse darauf, dass auf den kommenden EU-Gipfeltreffen die richtigen Weichen für Europa gestellt werden. Für den DAX geht es um 0,4 Prozent auf 6.367 Punkte nach unten, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,3 Prozent auf 2.201 Punkte.

Mit der Verlängerung der "Operation Twist", dem Verkauf kurzlaufender US-Staatsanleihen bei gleichzeitigem Kauf von Langläufern, hat die US-Notenbank das von den Märkten Erwartete geliefert. Die Gelddruckmaschine wird zunächst noch nicht angeworfen. Allerdings kündigte die Federal Reserve an, sie werde die Märkte bei Bedarf weiter unterstützen. "Auch konzertierte Aktionen der Notenbanken bleiben im Krisenfall auf der Agenda", erwartet ein Händler.

Die Federal Reserve rechnet für die kommenden Jahre mit einem schwächeren Wachstum, einer höheren Arbeitslosigkeit und einer gedämpfteren Inflation für die USA. Damit nicht genug. Der so genannte Flash-PMI (Einkaufsmanagerindex) der Bank HSBC für China ist auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen. Bereits den achtem Monat in Folge liegt der Wert unter der Marke von 50 und steht damit für ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Auch der Einkaufsmanagerindex der Eurozone stagniert deutlich unter 50. Ein ernüchterndes Fazit zieht Howard Archer von IHS Global Insight: "Der einzige halbwegs positive Dreh aus diesen Zahlen ist, dass sich die Schrumpfung in den Dienstleistungen und der Produktion nicht noch verschlimmert hat. Das ist wahrlich kein Grund zum Feiern", sagt der Ökonom. Die Daten erhöhten den Druck auf die EZB, er rechne daher mit einer Zinssenkung um 25 auf 75 Basispunkte im Juli.

Die Hoffnung auf die kommenden Gipfel-Treffen drückt die Renditen in Italien sowie Spanien. "Vielleicht kommen Beschlüsse, nach denen EFSF und ESM direkt an den Bond-Märkten kaufen können", meint ein Händler zur Spekulation am Markt. Daneben wird die Stimmung auch weiter von der Spekulation um die Geldpolitik gestützt. "Die Europäische Zentralbank könnte die Leitzinsen schon im Juli um 50 Basispunkte senken", erwartet ein Händler sogar.

Signale der Entspannung senden die Auktionen am europäischen Anleihemarkt. So nutzte Spanien die gute Aufnahmebereitschaft der Investoren und platzierte mit 2,22 Milliarden Euro sogar etwas mehr als geplant. Auch für Frankreich verliefen die Auktionen gut, das Land konnte sich gegenüber der letzten Auktionen günstiger refinanzieren. Ein Blick auf die Entwicklung bei den langlaufenden Staatsanleihen zeigt, dass die Renditen in Spanien um 21 Basispunkte sehr deutlich auf 6,45 Prozent zurückkommen, aber auch Italien zahlt mit 5,66 Prozent deutlich weniger als noch Anfang der Woche.

Der Ölpreis als Konjunkturindikator ist nochmals abgerutscht, US-Leichtöl handelt nur noch knapp über der Marke von 80 US-Dollar. Das ist der tiefste Stand seit dem 5. Oktober. Mit den sich eintrübenden Wachstumsaussichten stehen in Europa besonders die eher zyklischen Sektoren unter Druck. So verliert der Sub-Index der Rohstoffe um 1,5 Prozent, die Automobilwerte geben im Schnitt um 1,6 Prozent nach.

Als positiv für Deutsche Telekom und Vodafone bewerten Marktteilnehmer die Entwicklung um E-Plus. Die Gespräche des niederländischen Telekomkonzern KPN über eine mögliche Fusion seiner Tochter E-Plus mit einem Wettbewerber auf dem deutschen Mobilfunkmarkt sind gescheitert. "Das ist klar positiv für die Wettbewerber Deutsche Telekom und Vodafone", so ein Marktteilnehmer. Ihre Stellung bleibe nun erst einmal unangefochten. Zu KPN ist der Markt nun skeptischer. UBS hat die Aktie bereits auf "Neutral" von "Buy" heruntergestuft. KPN notieren 4 Prozent schwächer. Deutsche Telekom geben 1,0 Prozent nach, Vodafone notiert etwas leichter bei 177,10 britischen Pence.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com
DJG/thl/flf

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 04:46 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]