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FRANKFURT (Dow Jones) - Schwächer sind die deutschen Aktienmärkte am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Neue Sorgen um Griechenland drückten europaweit die Märkte. Der DAX verlor 0,8% oder 57 auf 7.114 Punkte. Händler sprachen von einem impulslosen Geschäft, dass sich am Nachmittag auf die Aussagen von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker eingeschossen hätte. Juncker hatte bekannt gegeben, dass Griechenland seine Defizitziele für 2011 nicht erreichen werde.
Für Verunsicherung an den Märkten sorgte dann eine Aufzählung der IWF-Regeln durch den Chef der Eurogruppe. Sie könnten dazu führen, dass sich IWF an der nächsten Zahlung an die Griechen nicht beteiligt. An den Märkten wurde dies so verstanden, als nehme der IWF nicht mehr an den Griechenland-Hilfen teil und drückte den Euro unter die 1,41er-Marke zum US-Dollar. Zudem sagte Juncker: "Wir müssen damit aufhören, das griechische Volk zu beleidigen, besonders wenn wir es auf Deutsch tun". Vom Markt wurde diese Replik an Angela Merkel als Zeichen eines Zerwürfnisses zwischen der Bundeskanzlerin und dem Chef der Eurogruppe interpretiert. Weitere Belastung für die Märkte ging von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet aus. Dieser deutete eine erneute Zinserhöhung im Juli an. Enttäuschende US-Konjunkturdaten taten ihr übriges. Die BIP-Daten wurden nicht wie erhofft nach oben revidiert, die US-Erstanträge fielen schlechter als erwartet aus. Mit plus 10.000 unterboten sie Hoffnung auf einen Rückgang um 4.000. Das US-BIP zum ersten Quartal wurde in der zweiten Veröffentlichung mit 1,8% annualisiert bestätigt. Hoffnungen waren von einer Aufwärtsrevision auf bis zu 2,2% ausgegangen. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 223,6 (Vortag: 239,6) Mio Aktien im Wert von rund 4,60 (Vortag: 4,72) Mrd EUR. Finanzwerte zählten - wie bei Griechenland-Sorgen üblich - zu den Verlierern. Allianz gaben um 1,3% auf 93,68 EUR nach und Deutsche Bank um 0,4% auf 40,95 EUR. Commerzbank konnten indes ihre Kurserholung fortsetzen und legten um 0,3% zu auf 3,21 EUR. Die Kapitalerhöhung sei gut verlaufen, hieß es zur Begründung. Auch zyklische Titel standen unter Druck. Hier fielen unter anderem Volkswagen um 1,9% auf 121,75 EUR, BMW um 1,7% auf 59,70 EUR und Metro nach den schwachen Konsumdaten aus Deutschland im Wochenverlauf um 2,4% auf 44,37 EUR. Bayer litten unter einer Abstufung durch die UBS und verloren 1,9% auf 54,71 EUR. Deutsche Telekom gaben mit 1,3% Minus auf 10,16 EUR stärker nach als der Markt. Händler führten dies auf die Nachricht zurück, Griechenland wolle nun seine Put-Option ziehen und der Telekom weitere 10% an der OTE anbieten. Händler hatten dies bereits zu Wochenbeginn befürchtet, als die griechischen Privatisierungspläne bekannt gegeben wurden. Deutsche Post verloren nur optisch 3,9% oder 0,53 EUR auf 12,99 EUR. Der Logistiker zahlte 0,65 EUR Dividende aus. Auch SAP schütteten 0,60 EUR aus und gaben um 2% bzw 0,84 auf 42,26 EUR nach. Im MDAX zahlten Vossloh 2,50 EUR aus und gaben um 1% bzw 0,98 EUR nach auf 93,11 EUR. E.ON und RWE kamen nach den kräftigen Vortagesgewinnen je 0,8% zurück. Beide Versorger hatten von der Aussicht auf den Wegfall der Brennelementesteuer profitiert. Klöckner & Co. gaben um 1,5% nach auf 21,61 EUR. Der Stahlhändler hat Einzelheiten zu der geplanten Kapitalerhöhung genannt. Das Grundkapital soll rund um 83 Mio EUR auf 249 Mio EUR aufgestockt werden. Die neuen Aktien sollen zu einem Bezugspreis von 15,85 EUR ausgegeben werden. Singulus setzten sich mit 5,9% Plus auf 4,51 EUR an die TecDAX-Spitze. Der Anlagenbauer hat einen Großauftrag über Blu-Ray-Produktionsanlagen erhalten. Der Vorstand nannte daraufhin eine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2011 von über 160 Mio EUR. Kräftige Verluste wies indes der Solarsektor auf: Centrotherm fielen um 4,7%, Phoenix Solar um 5,3% und Q-Cells reduzierten sich um 5,6%. Hier belastete die Forderung von Bundeskanzlerin Merkel, die Solarförderung abzubauen. Daneben drückten Aussagen des bekannten US-Hedgefonds-Managers Jim Chanos, der den Sektor der Alternativen Energien als "heiße Luft" bezeichnete. Wind und Solar seien nicht in der Lage, den Energiebedarf auf kosteneffiziente Weise zu decken. DJG/mod/ros Copyright (c) 2011 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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