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Es bleibt turbulent. Auch diese Woche wurden die 11.800 Punkte im DAX erneut getestet, erneut erfolgreich. Doch immer, wenn man an den Beginn einer neuen Rallye zu glauben beginnt, erschüttert eine weitere Meldung diese Zuversicht. So hat US-Präsident Donald Trump gestern Abend als Antwort auf die chinesischen Zölle weitere US-Zölle auf Handelsvolumina im Wert von 100 Mrd. USD angekündigt.
Meiner Einschätzung nach dürfte das noch eine Weile so hin und her gehen. Und meiner Einschätzung nach wird der Tonfall noch deutlich rauher, bevor es dann zu Verhandlungen kommt. Ob das alles am Aktienmarkt bereits eingepreist ist, ist schwer zu sagen. Es hängt vermutlich auch davon ab, wie weit sich die Aktienmärkte in den zwischenzeitlichen Ruhephasen erholen können. Mir scheint es, dass die Aktienmarktgewinner der vergangenen Monate jetzt erstmal ein wenig auf die Warteposition gestellt werden sollten. Schauen wir mal nach Alternativen. An Tagen, wo der DAX auf 11.800 Punkte aufschlägt, erreichen mich vermehrt E-Mails von Lesern, die mich fragen, ob sie nun alles oder große Teile verkaufen sollen. Panik ist niemals ein guter Ratgeber lautet meine Standardantwort. Doch wer bei 11.800 Punkten die Nerven verloren hat, der sollte nun, mit einem DAX-Stand um 3,5% höher, sein Portfolio zumindest etwas lichten, Bargeld generieren, damit Sie beim nächsten Ausverkauf von den sich dann ergebenden günstigen Kursen profitieren können. WASSER PREDIGEN UND WEIN TRINKEN Geben Sie mal bei Google Bilder und bei Amazon "Trump Collection" ein. Es gibt eine hochpreisige Anzug-Kollektion des US-Präsidenten, die Sie über Amazon kaufen können und die in China hergestellt wurde. Trump Collection made in China über Amazon zu kaufen. Es handelt sich um offizielle Trump-Fanartikel (Merchandising): https://www.trump.com/merchandise/signature-collection/ DER ANTI-IPO VON SPOTIFY Diese Woche Dienstag ist Spotify an die Börse gegangen... nein, das ist nicht die richtige Formulierung: Spotify hat seinen Eigentümern erlaubt, Aktien über die Börse zu verkaufen. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass das Finanzgeschäft einem Haifischbecken gleicht. Und wenn da mal ein neues Stück Fleisch ins Becken geworfen wird, dann geht's rund, dann startet eine Party. Mit Hilfe einer Roadshow und einem komplizierten Preisfindungsverfahren wird ermittelt, wie viele Aktien zu welchem Preis an die Börse gegeben werden und wie viel Millionen US-Dollar das Unternehmen in die Barkasse gespült bekommt. In der Regel werden für den Börsengang (IPO = Initial Public Offering) nicht nur Aktien von frühen Investoren (Insidern) an den Markt gegeben, sondern auch neue Aktien ausgegeben. Das Geld, das über die neuen Aktien eingenommen wird, landet direkt in der Barkasse. Der Börsengang ist gleichzeitig der ultimative Exit für Private Equity Firmen, die frühzeitig Risikokapital in die Firma gegeben haben. In welchem Verhältnis neue und alte Aktien an die Börse gegeben werden, hängt von den Interessen des Managements (Finanzierung der Expansionsträume durch frisches Kapital) und der Eigentümer (lukrativer Exit) ab. Angebot und Nachfrage bestimmen den Aktienkurs. Häufig erfolgt ein Börsengang daher Scheibchenweise: Zunächst werden lediglich 10% oder 15% der ausstehenden Aktien an die Börse gegeben. Institutionelle Anleger, für die eine Positionsgröße unter 1 Mio. USD uninteressant ist, werden mit einer halben Millionen bedacht. Sodann werden in den Folgetagen immer gerade so viele Aktien an den Markt gegeben, wie zum gewünschten Preis möglich. Die Broker, die den Börsengang begleiten, versuchen also möglichst vielen institutionellen Anlegern gerade so viele Aktien zu geben, wie diese benötigen, um das Angebot nicht als Lappalie auszuschlagen, damit diese in der Folgezeit sodann eine deutlich größere Position aufbauen. Wenn dieser Prozess dann nach einigen Wochen abgeschlossen ist, zeigt sich, wie gut die Preissetzung im IPO-Verfahren gelungen ist. Nicht selten bricht die Aktie nach ca. drei Monaten erst einmal ein, um sich dann erst langsam auf ein vernünftiges Niveau zu bewegen. Das Ganze ist für die beteiligten Broker überaus lukrativ, auch der Börsenbetreiber freut sich und die Presse hat etwas, worüber sie berichten kann. Über den IPO von Spotify haben Sie vermutlich neben der Information, dass er erfolgt ist, nicht viel Informationen erhalten, oder? CEO Daniel Ek aus Schweden ist gerade einmal 35 Jahre alt und ist durch den Börsengang zum Milliardär geworden. Doch er gab keine Interviews, er hat nicht die Eröffnungsglocke der NYSE geläutet, wie es für IPO-Unternehmen üblich ist und er hat keine überzogenen Wachstumsträume, die er mit dem IPO-Geld finanzieren möchte... er hat überhaupt kein IPO-Geld eingenommen! Spotify hat es einfach seinen Insidern ermöglicht, Aktien über die Börse zu verkaufen. Damit ist der Börsengang auch kein klassischer IPO, sondern ein "direct listing", eine direkte Aufnahme der Aktie auf den Kurszettel ohne die üblichen IPO-Verfahren. Ein Interview soll es dennoch gegeben haben, er wird zitiert mit folgender Antwort auf die Frage, warum er den IPO nicht zum Generieren von Bargeld nutze: "Private Investoren stehen Schlange bei uns, wir haben unlimitierten Zugang zu Geld." 5 Mrd. USD Jahresumsatz (+39%) führen bei Spotify zu Verlusten in Höhe von 1,24 Mrd. USD (+105%). Das Umsatzwachstum ist rückläufig, die Aussicht auf Gewinn sei in absehbarer Zeit fehl am Platz, so eine offizielle Unternehmensmeldung. 71 Millionen Musikfans haben Spotify kostenpflichtig abonniert, weitere 88 Mio. Musikfans hören monatlich das kostenfreie Musikangebot. Netflix hat 60% mehr zahlende Kunden und setzt doppelt soviel um. Doch Netflix ist fünfmal so viel Wert (127 Mrd. USD) wie Spotify (25 Mrd. USD). Wenn man eine Reihe von Vergleichswerten ansetzt und berücksichtigt, dass Netflix insbesondere an den selbst produzierten Inhalten gut verdient, was Spotify nicht hat, dafür jedoch Werbeeinnahmen bei den kostenlosen Hörern, dann kommt man schnell dahin, dass Spotify vergleichsweise günstig bewertet ist. Ein Analyst hat ausgerechnet, dass Spotify aus dieser Sicht gerne 225 Euro kosten dürfte. Vom aktuellen Kursniveau bei 120 Euro wäre das ein Plus von 87%. Ich werde Spotify in meine Beobachtungsliste der Unternehmen einfügen, die mit der Cloud und mit künstlicher Intelligenz (AI) Geld verdienen. Zudem ist Spotify meiner Einschätzung nach weitgehend unabhängig von den aktuellen geopolitischen Spannungen, vielmehr ist Spotify ein Segen für die weltweite Musikindustrie, denn endlich gibt es wieder einen Weg, die Menschen zum Bezahlen für die Musik zu bringen. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES 05.04.2018 Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 24.505 1,9% -1,3% DAX 12.305 1,7% -4,7% Nikkei 21.645 2,3% -4,9% Shanghai A 3.279 -0,9% -5,3% Euro/US-Dollar 1,22 -0,5% 2,0% Euro/Yen 131,25 0,4% -2,8% 10-Jahres-US-Anleihe 2,83% 0,09 0,41 Umlaufrendite Dt 0,35% 0,04 0,07 Feinunze Gold $1.327 0,3% 1,8% Fass Brent Öl $68,16 -2,5% 2,4% Kupfer 6.624 0,3% -7,4% Baltic Dry Shipping 953 -11,8% -30,2% Bitcoin 6.768 -13,6% -51,3% Die Erholung an den Aktienmärkte folgte Kommentaren von Larry Kudlow, der darauf hinwies, dass die angekündigten Zölle noch lange nicht in Kraft treten würden. Zudem sei Donald Trump nach Aussage von Larry Kudlow, seinem neuen Wirtschaftsberater, ein Anhänger des freien Handels. Da passen Zölle nicht in das Bild. Unter starken Schwankungen konnten die Aktienmärkte im Wochenvergleich also ein ordentliches Plus verzeichnen, obwohl die Woche mit heftigen Abschlägen begann. Nachdem die Renditen vor Ostern deutlich abgesunken waren, folgte nun wieder ein Anstieg. Mit 2,83% notiert die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatspapiere nun wieder über der Schwelle von 2,8%, deren Überschreiten Anfang Februar die Korrekturphase eingeläutet hatte. Das Zinsniveau sowohl in den USA als auch in Europa reagiert sensibel auf die jeweiligen Wendungen im Handelsstreit zwischen China und den USA. Steigen die Spannungen, dann steigt die Angst vor negativen Auswirkungen auf die globale Konjunktur, was die Notenbanken zu einer lockeren Geldpolitik zwingen würde. Eine lockere Geldpolitik bedeutet niedrige Zinsen, also sinken auch die Renditen. Im Umkehrschluss führt also eine Entspannung im Konflikt zu steigenden Renditen. Sollte die US-Rendite der 10 Jahre laufenden Staatsanleihe über 3% springen, dürfen wir uns auf einen Ausverkauf mit neuen Tiefs gefasst machen, denke ich. Der Bitcoin hat inzwischen 50% seit Jahresbeginn und sogar zwei Drittel vom Hoch verloren. Hier wird es sich entscheiden, ob der Bitcoin in die Bedeutungslosigkeit fällt und andere Kryptowährungen und Blockchain-Technologien die Zukunft bestimmen, oder aber ob der Bitcoin einen Platz in der Zukunft hat. Ich erlaube mir dazu keine Meinung, sondern beobachte neugierig. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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