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Frankreich am Scheideweg – Ein Rückblick.
Die aktuelle Situation in Europa wird weiterhin von zahlreichen Problemen belastet. Das Hin- und Her im Zusammenhang mit einem möglichen Euro-Austritt Griechenlands sowie die Sorge um die angespannte Schuldensituation in Spanien verursachen ein hohes Maß an Nervosität. Dabei hat noch vor wenigen Wochen ein ganz anderes Thema die Anleger verunsichert: Die Präsidentschaftswahl in Frankreich. Der Wahlkampf wurde in den Medien zu einer Art „Weichenstellung“ für Frankreich hochstilisiert. Die Zusammenarbeit mit Deutschland und die daran geknüpfte europäische Einheit schienen bei einem Regierungswechsel ernsthaft bedroht zu sein. Und wie stellt sich die Situation heute dar? Weitestgehend unbemerkt vom Interesse der Öffentlichkeit – die ihre ganze Aufmerksamkeit anderen Sorgenkindern widmet – haben sich die Wogen in Frankreich erheblich geglättet. Erstaunliche Zinsentwicklung In meiner zurückliegenden Kolumne kurz vor der französischen Präsidentschaftswahl schrieb ich „Hollande agiert derzeit als Wahlkämpfer und ist durch seine Aussagen natürlich bestrebt, Frankreichs starke Position in der EU zu festigen. Sobald er aber ins Amt gewählt wird, ist wieder Diplomatie gefragt.“ Die Rendite für zehnjährige französische Staatsanleihen rentierte vor der Wahl bei 3,20 % - damit befand sich Frankreich exakt am Scheideweg zwischen wirtschaftlich starken Nationen wie Deutschland und den gebeutelten PIIGS-Staaten, die weitere Zinsentwicklung sollte richtungsweisend sein. Nun werden erste Ergebnisse sichtbar – und sie sprechen eine mehr als deutliche Sprache: Zehnjährige französische Staatsanleihen rentieren heute bei 2,33 % - ein wahrer Zinsrutsch. Zudem ein eindeutiges Signal, dass Frankreich bestrebt ist, mit Deutschland als Kooperationspartner an der Seite seine starke Position in Europa zu festigen. Keinesfalls werden auch in Zukunft die vermuteten Alleingänge des – für den Anleihemarkt zuvor als „gefährlich“ eingestuften - Präsidenten Hollande diese Kooperation negativ beeinträchtigen. Ein gutes Zeichen für Europa. Der Spread zu deutschen Anleihen ist signifikant geschrumpft – und das obwohl deutsche Anleihen mit 1,18% ebenfalls ein deutlich niedrigeres Zinsniveau erreicht haben als noch vor wenigen Wochen. Langfristige Auswirkungen dieser „Krisen“ werden überschätzt Ein Problem weniger – aber noch keine Entwarnung. Frankreich ist beileibe nicht die einzige Problemquelle. Viele Analysten kommen langsam zu der Erkenntnis, dass es doch besser gewesen wäre, Griechenland frühzeitig aus dem Euroraum zu entfernen und diesen Prozess mit einem Schutzschirm zu begleiten – anstatt die Lage durch ergebnisloses politisches Gezerre zu verschärfen. Ein endgültiger griechischer Austritt würde letztendlich ein wichtiges Signal in Richtung Spanien senden, die bestrebt sein würden, eine vergleichbare Entwicklung mit sämtlichen damit verbundenen Sanktionen mit allen Mitteln zu vermeiden. Mittel- bis langfristig betrachtet vermag es die griechische Krise also sicherlich nicht, dem Markt trotz kurzfristiger Turbulenzen nachhaltigen Schaden zuzufügen. Fazit Egal ob Frankreich, Griechenland oder Spanien – die aktuellste Krise wird immer als die schlimmste wahrgenommen. Die erhöhte Volatilität wird in diesen Zeiten ein stetiger Begleiter der Kapitalmärkte sein. Tendenziell werden die langfristigen Auswirkungen dieser politischen Turbulenzen jedoch stark überschätzt – Frankreich ist das aktuellste Beispiel. Weitere wichtige interessante Fakten zu diesem Thema – sowie einer detaillierten Markteinschätzung für 2012 - können Sie in unserer umfangreichen Jahresprognose nachlesen. Sie können sich diese kostenlos und unverbindlich unter www.gruener-fisher.de anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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