Beitrag gelesen: 10423 x |
||
Hayek gegen Keynes. Falken gegen Tauben. Politik gegen Geld. Wie Sie es auch drehen und wenden, Keynes, die Tauben und das Geld haben verloren. Liquiditätsschwemmen können Zeit erkaufen, doch lösen sie keine Probleme. Diese Erkenntnis, die ich hier im Heibel-Ticker von Beginn an vertrete, und wofür ich übrigens bereits sehr häufig kräftig Schelte einstecken musste, dämmert nun so langsam den Anhängern von Keynes, den Tauben.
Die massive Liquiditätsflutung der Fed in den Jahren 2008 bis heute hat es nicht vermocht, die strukturellen Probleme der US-Wirtschaft zu lösen. Zu keinem Zeitpunkt ging es der US-Konjunktur gut genug, um die Zinszügel zu straffen. Nach sechs Jahren Aufschwung war es nun die selbst auferlegte Pflicht der Fed, zu beweisen, dass man eine Zinserhöhung vornehmen kann. So wurde im Dezember der US-Leitzins von 0-0,25% auf 0,25-0,5% angehoben. Doch schon damals wies ich Sie darauf hin, dass dieser Zinsschritt nicht aufgrund positiver Konjunkturdaten erfolgte, sondern einfach nur weil es langsam soweit war. Weil die Fed nicht mehr anders konnte, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und so ließ Fed-Chefin Janet Yellen erkennen, das im Jahr 2016 weitere viermal der Zins angehoben werden könnte. Nicht, weil es die Konjunkturentwicklung, der Arbeitsmarkt sowie die Inflationsentwicklung hergeben, sondern weil die Fed gerne ein höheres Zinsniveau hätte, um im Falle einer Konjunkturabschwächung durch Zinssenkungen wieder handlungsfähig zu sein. Nun, die Konjunkturabschwächung könnte schneller kommen als gewünscht, wenn wir uns die Entwicklung in den vergangenen Wochen vor Augen führen. Und vor dem Hintergrund einer Konjunkturabschwächung wären weitere Zinsanhebungen ein fatales Signal. Also warten nun sämtliche Marktteilnehmer darauf, dass Janet Yellen zurückrudert. Es würde ja reichen wenn sie sagt, dass man weitere Zinsschritte in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung an den Märkten abhängig macht. Denn genau das wird von einer Notenbank erwartet: Die Geldpolitik soll auf die Rahmenbedingungen reagieren, möglichst sogar frühzeitig agieren. Doch die in Aussicht gestellten vier Zinsschritte, unabhängig von der weiteren Konjunkturentwicklung, sind tödlich für die Aktienbörse und auch für den gesamten Finanzmarkt. Gestern hat die Fed im Anschluss an ihre zweitägige Sitzung ihre Zinsentscheidung veröffentlicht, eine Pressekonferenz gab es nicht. In der Veröffentlichung sind keinerlei Hinweise darauf zu lesen, dass man weitere Zinsschritte von der weiteren Entwicklung abhängig mache. Mit anderen Worten: Die Fed hält an ihrem tödlichen Kurs fest. Nun, kein Wunder, dass die Märkte heute einbrechen. Und wenn Janet Yellen nicht bald ein Mikrofon ergreift und eine etwas vorsichtigere Vorgehensweise der Fed ankündigt, werden wir noch deutlich tiefere Kurse an den Börsen sehen. Denn das Resultat der neuen Fed-Politik zeigt sich bereits in den Quartalszahlen der Unternehmen. Wenn wir mal von den rein digitalen Unternehmen wie Facebook und PayPal absehen, zeigt sich bei sämtlichen US-Unternehmen mit nennenswertem Export-Anteil bereits der verheerende Einfluss des starken US-Dollars. Bei Apple hat der Wechselkurs 6% vom Umsatz aufgefressen. Boeing kriegt preislich derzeit keine Schnitte gegen Airbus. So ziemlich jedes Unternehmen, das diese Woche Q-Zahlen berichtet hat, verwies auf den starken konjunkturellen Gegenwind und die Wechselkursverluste. In einer Betrachtung über mehrere Jahrzehnte stelle ich fest, dass die Notenbank immer genau dann die Zinsen senkt, wenn der Zinsunterschied (Spread) zwischen Junk-Bonds, also Unternehmensanleihen von Unternehmen mit schlechter Bonität, und Staatspapieren ansteigt. In den vergangenen Wochen ist der Spread in die Höhe geschossen, wie kann die Fed da an ihrer Zinsanhebungsabsicht festhalten? Investitionen werden in einem solchen Umfeld auf Eis gelegt oder gar gestrichen. Das wiederum führt zu negativen Folgen für die Konjunktur in den kommenden Quartalen. Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Wochen so etwas wie eine Endzeitstimmung erleben werden. Das ist ein ziemlich düsteres Bild, aber so stur wie die Fed an ihrer Entscheidung festhält ist das ein durchaus wahrscheinliches Szenario. So pessimistisch erleben Sie mich selten. Es gibt aber auch positive Signale und Bereiche, die in diesem Umfeld gut performen sollten. Doch mehr dazu in Kapitel 04. Zunächst schauen wir nun einmal auf die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (27.01.2016) | Woche Δ Dow Jones: 16.193 | 2,0% DAX: 9.881 | 3,2% Nikkei: 17.163 | 1,2% Shanghai A: 2.862 | -5,1% Euro/US-Dollar: 1,09 | 0,4% Euro/Yen: 129,30 | 1,2% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,04% | 0,02 Umlaufrendite Dt: 0,26% | -0,05 Feinunze Gold: $1.117 | 1,8% Fass Brent Öl: $33,91 | 8,3% Kupfer: 4.573 | 3,0% Baltic Dry Shipping: 355 | 0,0% In China stürzt die Börse weiter gen Süden, doch daran haben sich Investoren bereits gewöhnt. Mit einem Minus von 23,5% im Vergleich zum Jahresbeginn hält die chinesische Börse derzeit die rote Laterne während die großen Börsenindizes der Industrieländer nach der Erholung der vergangenen Tage nur noch einstellig im Minus notieren. Grund für die Erholung war vielleicht der Ölpreisanstieg, der sich in dieser Woche sogar noch beschleunigt hat. Ein Kunde stellte die folgende Rechnung auf: Täglich werden 100 Mio. Fässer Öl gefördert und verkauft. Im Vergleich zum Ölpreis von vor einem Jahr hat sich der Preis von 60 auf 30 USD/Fass halbiert. Also erzielen Ölunternehmen weltweit derzeit täglich 3 Mrd. USD weniger Einnahmen als noch vor einem Jahr. Dieses Geld, das nun in den Taschen der Konsumenten landet, fehlt den Ölkonzernen, die häufig eng verbandelt mit Staaten und deren Staatsfonds sind. Entsprechend müssen diese Einnahmeausfälle anders ausgeglichen werden. Zum einen fallen diese Einnahmen auf der Käuferseite für Aktien weg. Auf der anderen Seite müssen inzwischen einige Staatsfonds Bargeld generieren, daher beispielsweise der der geplante Börsengang des saudischen Ölkonzerns. Also der positive Effekte des niedrigen Ölpreises wird sich mit einer Zeitverzögerung sicherlich in der Wirtschaft einstellen. Doch unmittelbar fehlen nun erst einmal 3 Mrd. USD pro Tag, die in anderen Zeiten in Aktien und Anleihen geflossen sind. Dort können wir einen weiteren Grund für die aktuelle Baisse sehen. Denn auf Wochensicht verändern sich Kapitalflüsse in Aktien- und Anleihemärkten sowie an den Rohstoffmärkten um wenige Milliarden bzw. nur um hunderte Millionen USD. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|