Alt 16.08.09, 00:21
Ende der Rezession: Die Spielcasinos sind wieder geöffnet!
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In der vergangen Woche machten einige Konjunkturzahlen Hoffnung für die Zukunft, was kurzfristig sogar zu neuen Jahreshöchstständen an der Wall Street (Dow Jones über 9300 Indexpunkte), an der Börse Tokio (Nikkei-Index über 10.500 Indexpunkte) und an der Frankurter Börse (DAX über 5400 Indexpunkte) führte, wobei der Freitag schon wieder sehr ernüchternd war. In der Eurozone fiel zwar das BSP um 0,1% im 2. Quartal zum Vorquartal um 0,1% (4,6% zum Vorjahr); Deutschland hat aber im 2. Quartal 2009 ein Wirtschaftswachstum beim BSP von 0,3% erzielt. Deutschland scheint damit als erster unter den großen Industrienationen aus der Krise herauszukommen. Polen hatte schon im 1. Quartal ein Wachstum von 0,8% vorzuweisen. Nun schaffte aber auch Tschechien ein Plus von 0,3% zum Vorquartal (-4,9% zum Vorjahr). Der Chefvolkswirt der Allianz hält nun ein Plus von 3% beim BIP im nächsten Jahr in Deutschland für möglich. Ist damit also die Rezession beendet?

In Deutschland schob vor allem der robuste Konsum die Konjunktur an. Die Industrieproduktion stieg schon seit Mai und auch die Auftragseingänge nahmen seit Mai wieder deutlich zu. Das Auftrags- und Produktionsniveau ist aber immer noch extrem unter dem Niveau des Vorjahres (20% darunter). Im Mai ging der Auftragseingang für den Maschinenbau um 48% zurück. Der IFO-Geschäftsklima-Index erreichte im Juli ein neues Jahreshoch- ebenso wie der DAX als bester Konjunkturindikator. Der Earlybird-Indikator der Commerzbank steigt viermal in Folge. Auch der Export stieg im Juli zum Vormonat um 7% so hoch wie schon lange nicht mehr. Damit scheint die Talfahrt ein Ende zu haben Von einem neuen Konjunkturaufschwung zu reden, ist es aber noch zu früh, denn keiner weiß, wie nachhaltig die Ergebnisverbesserungen sind.

Die Börse ist ein Antizipationsmechanismus, also ein Abbild von wirtschaftlichen Zukunftserwartungen. Zuweilen ist aber die Börse auch ein Tollhaus, wenn die Liquidität überschäumt und - oft recht einseitig von den Medien unterstützt oder sogar angetrieben - die Spekulationswellen dominant sind. Der DAX stieg schon im Vorfeld der Bekanntgabe der positiven Konjunkturdaten im 2. Quartal rasant an und verzeichnete Anfang August bei über 5400 Indexpunkten sogar einen neuen Jahreshöchstkurs, um nun am Freitag auf 5300 Indexpunkten aufgrund schwacher US-Konjunkturdaten zu konsolidieren.

Das Börsenvertrauen der Anleger kehrt allmählich wieder zurück. Erstmals gab es nach einer Umfrage von JP Morgan im August weniger Börsen-Skeptiker als Börsen-Optimisten. Demzufolge stieg der „JP Morgan Asset Management Investor Confidence Index“ deutlich an. Von Börseneuphorie kann aber keine Rede sein. Der Index ist immer noch niedriger als im Herbst 2005 als der DAX auf einem ähnlichem Niveau war. Dennoch nimmt die Investitions- und auch Risikobereitschaft der Anleger wieder allmählich zu.

Noch besser schnitten aber die „BRIC“-Börsen ab, die sogar ein Plus von über 50% seit Jahresbeginn verzeichneten. Fast alles Geld, was im letzten Jahr abgezogen wurde, wurde in diesem Jahr wieder in „BRIC“Länder (re)=investiert. In der Summe waren dies immerhin etwa 50 Mrd. USD, die in die „BRIC“-Länder gepumpt wurden. Die Moskauer Börse hat mit einem Plus von über 60% seit Jahresbeginn und einer Kursverdoppelung seit März immer noch einem Spitzenplatz bei den Weltbörsen inne. Nun soll die Sberbank zusammen mit Magna Opel übernehmen. Auch das spekulative Muster-Depot des EAST STOCK TRENDS konnte seit März eine Performance von 119% und das konservative Musterdepot von immerhin 83% erzielen. Selbst mit Aktien aus Ungarn, die am Tropf des IWF hängen, konnte man seinem Depot mit ungarischen Paprika die richtige Würze verleihen und ein Performance von über 40% seit Jahresbeginn über 80% seit März erzielen. Insofern haben sich Investments in Osteuropa auch selektiv schon ausgezahlt.

Die Markttechnik ist zunächst weiterhin positiv zu bewerten, da zuletzt im August bei einigen Börsen neue Jahreshöchstkurse erzielt wurde, weil die Zinsen weiterhin sehr niedrig sind, weil sich die 200-Tagesline abflacht oder sogar (wie in China) schon zu steigen beginnt. Dennoch mahne ich zur Vorsicht und rate weiterhin zu einer Trading-Strategie. In den Jahren 1929 bis 1932 gab es zwischenzeitlich auch einen Anstieg der Weltbörsen um 50%. Die Haussen nach den Bärmärkten/Crashs wurden fast immer über eine Niedrigzins-Politik nach vorheriger Hochzinspolitik ausgelöst. Dieses Instrument fällt bei Null Prozent-Zinsen jetzt weg. Auch ist der Staat bei der gegenwärtigen Verschuldungssituation fast handlungsunfähig. Die nächste Rezession würde ein „Schach-Matt“ für die Weltwirtschaft bedeuten. Was wirklich kommen muss, sind nachhaltig steigende Unternehmensgewinne und ein echter, nachhaltiger globaler Konjunkturaufschwung, sonst landen wir alle in der der Schuldenfalle. Die besten Ansätze dafür gibt es bisher nur in Asien.

Auch die neuen Zahlen aus den USA sind noch sehr gemischt: Das Verbrauchervertrauen ist abgerutscht, der Arbeitsmarkt ist weiter schwach; die Industrieproduktion nur leicht gestiegen. Dieses Wochenende ist schon die 77. Bank in den USA Pleite gegangen, was dem Einlagensicherungsfonds weitere 2,8 Mrd. USD kostete; weiteren 100 Banken steht die Pleite noch bevor. Geschützt werden von der FED und der Regierung nur systemisch relevante Großbanken, wobei jetzt die Citibank wohl große Probleme bekommen wird. Aber der Aktienmarkt lebt wieder: Es gab letzten Woche 3 Börsengänge mit einem Volumen von 1,2 Mrd. USD in den USA, die gut platziert werden konnten. In der nächsten Woche stehen 4 weitere Börsengänge in den USA, was ein positives Zeichen ist. In China ist jeder Börsengang im Moment mehrfach überzeichnet und führt zu Kursgewinnen. Die hohe Liquidität löst neu Spekulationswellen aus. Das smart money“ ist schon wieder unterwegs. Die globalen Spielcasinos sind wieder geöffnet.

Am Freitag gab der DAX um 1,7% auf 5300 Indexpunkte nach. Der S&P-Index verlor aber nur 0,85% und schloss noch über der magischen 1000-er Marke bei 1004 Indexpunkten. Beim DAX wird es unter 5200 Indexpunkten bearish (dann short gehen) und bei über 5450 bullish (dann long gehen). Bei S&P-Index ist alles über 1050 Indexpunkte bullish unter 950 Indexpunkte bearish zu bewerten und dementsprechend zu handeln.

In der letzten halben Handelsstunde stieg der S&P aber stark von 997 auf 1004 Indexpunkte. Bei einem S&P von unter 950 Indexpunkten sollten Sie unter Trading-Gesichtspunkten auch an den Ostbörsen in Liquidität gehen. Behalten Sie in jedem Fall eine sehr flexible Anlagestrategie bei und ziehen die Stopp-loss-Marken weiter nach oben. Auch beim RTS muss 950 halten. Bei über 1050 Indexpunkten sieht die Markttechnik auch beim RTS aber weiterhin seht positiv aus, so dass dann Positionen aufgestockt werden können. Beim DAX entsteht bei über 5500 Indexpunkten ein Kaufsignal, so dass dann wohl schnell die 6000-er Marke angesteuert wird.

Denken Sie dabei aber nicht zu langfristig, sondern nur bis Herbst, denn ich erwarte einen heißen Herbst wegen einiger Gefahrenmomente (wie Iran/Israel-Kriegsbedrohung, Hurrikan-Saison, Konsumabschwächung USA, Erhöhung von Kreditausfällen, Downgrade beim Rating, Zinserhöhungen bei Anleihe, Auslaufen der Konjunkturprogrammen, Abwrackprämie läuft aus: Stunde der Wahrheit für die deutsche Automobilindustrie, Wahlkampf in Deutschland= Terrorgefahren, Schweinegrippe etc.). Im Herbst wird es sich auch erst entscheiden, ob wir es fundamental mit einer Trendwende oder nur einem Strohfeuer zu tun haben. Kurzfristig kann die Sommerrallye aber weitergehen. Ich rechne daher mit einer freundlichen Eröffnung beim DAX am Montag in der nächsten Woche aber mit einer volatilern Seitwärtsbewegung. In Kalifornien brennt es schon wieder lichterloh, was viel Symbolkraft hat…!
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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