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FRANKFURT (Dow Jones)--Etwas von den teils herben Verlusten des Dienstags erholt ist der deutsche Aktienmarkt aus dem Mittwoch gegangen. Händler sprachen allerdings von einer lediglich technisch begründeten Gegenbewegung. Die größten Kursgewinne wiesen dann auch viele der am Vortag unter die Räder gekommenen zyklischen Titel auf. "Aus fundamentalen Nachrichten resultierende Preisveränderungen musste man hingegen wie weiland Diogenes mit der Laterne suchen", kommentierte ein Marktteilnehmer. Am Ende des Tages stand für den DAX dann ein Plus von 0,6% oder 37 auf 6.700 Punkte zu Buche. Der nächste Widerstand für den heimischen Leitindex findet sich nunmehr im Bereich von 6.813 Punkten, unterstützt ist er auf dem Niveau von 6.620 Punkten.
In der zweiten Reihe ging es für den MDAX um ebenfalls 0,6% oder 52 auf 9.223 Punkte nach oben, der TecDAX rückte um 1,0% oder 8 auf 778 Punkte vor. Trotz der Kursavancen zur Wochenmitte hätten weiter die Furcht vor einer neuerlichen geldpolitischen Straffung in China sowie die Sorge um die Refinanzierungsfähigkeit einiger Mitglieder des Euroraums den Markt im Griff, erklärte ein Händler. Vor diesem Hintergrund werde der für Donnerstagvormittag angekündigten Auktion spanischer Staatsanleihen mit Laufzeiten von 10 und 30 Jahren besondere Bedeutung zukommen. Dass die Anleger nicht mit ganzen Herzen zugriffen, zeigt auch der Blick auf das gehandelte Volumen: Zur Wochenmitte wechselten in DAX-Titeln auf Xetra nur rund 80,9 (Vortag: 131,0) Mio Aktien im Wert von rund 2,48 (Vortag: 3,33) Mrd EUR den Besitzer. Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten hinterließen in den Kursen keine Spuren. Der Anstieg der Lebenshaltungskosten in der größten Volkswirtschaft der Welt blieb im Oktober mit 0,2% gegenüber dem Vormonat etwas hinter der Markterwartung zurück. Volkswirte hatten im Mittel ihrer Prognosen eine Zunahme um 0,3% in Aussicht gestellt. "Nachdem am Vortag bereits der Erzeugerpreisindex schwächer als erwartet zugelegt hat, ist das aber keine große Überraschung mehr", so ein Börsianer. Auf ganzer Linie enttäuschend fielen hingegen die Daten zum US-Immobilienmarkt im Vormonat aus. Besonders die Baubeginne blieben mit einem Minus von 11,7% gegenüber September deutlich hinter den Markterwartungen zurück. Hier hatte der Ökonomenkonsens lediglich auf eine Abnahme um 1,6% gelautet. Das extrem niedrige Niveau deute darauf hin, dass sich der Sektor weiter tief in der Krise befinde, merkte Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen an. Unter den Tagesgewinnern befanden sich vor allem Aktien, die sich von kräftigen Kursverlusten am Dienstag erholten. So stiegen Lufthansa nach einem Minus von 3,1% nunmehr um 2,3% auf 15,98 EUR. HeidelbergCement verteuerten sich nach einem Rückgang um 2,8% um 2,1% auf 40,99 EUR. Für MAN ging es nach einem Minus von 1,5% um 2,5% auf 88,31 EUR nach oben. Marktteilnehmern zufolge wurde der Aktienkurs auch von der anhaltenden Hoffnung auf eine Neuordnung des Nutzfahrzeuggeschäfts von VW gestützt. Die Wolfsburger sind sowohl an MAN als auch am schwedischen Wettbewerber Scania beteiligt, beide Unternehmen verhandeln über einen Zusammenschluss. Infineon wurden von zahlreichen Analystenhochstufungen nach den am Vortag veröffentlichten Zahlen für das vierte Quartal getrieben und legten um weitere 1,4% auf 6,31 EUR zu. Der Ausblick des Halbleiterherstellers auf das Jahr 2011 lasse Aufwärtspotenzial für die Konsensprognosen erkennen, hieß es etwa von Goldman Sachs. Deutsche Post zogen um 1,4% auf 13,75 EUR an. Laut einem Bericht des Wirtschaftsmagazins "Capital" will der US-Wettbewerber UPS sein Privatkundengeschäft in Europa ankurbeln. "Um stärker ins Geschäft mit Privatkunden einzusteigen, brauchen wir mehr Anlaufstellen vor Ort - die wollen wir ausbauen. Deshalb sprechen wir mit Unternehmen vor Ort über eine mögliche Kooperation", wurde CEO Scott Davis zitiert. Einer Übernahme der 2011 voraussichtlich zum Verkauf stehenden Paket-Sparte des niederländischen Postkonzerns TNT erteilte er laut "Capital" gleichzeitig eine Absage. "Es ist natürlich positiv, wenn die Sparte nicht in die Hände eines scharfen Konkurrenten fällt", sagte ein Händler. Eine Kooperation beider Logistiker erhöhe womöglich die Auslastung bei dem Einen und senke die Kosten bei dem Anderen. Am anderen Ende des Kurszettels tummelten sich vor allem als defensiv geltende Papiere. So verloren Fresenius Medical Care 0,9% auf 43,80 EUR. Für Henkel ging es um 0,2% auf 45,40 EUR nach unten, Merck KGaA verbilligten sich um 0,3% auf 57,75 EUR. In der zweiten Reihe waren vor allem Sky Deutschland gesucht, die um 13,2% auf 1,42 EUR empor schnellten. Nach Einschätzung eines Marktteilnehmers war der Kurssprung in erster Linie auf Aussagen von News Corp zurückzuführen. Der Mutterkonzern habe von einem "hoffnungsvollen Start" von Sky Deutschland gesprochen. News Corp, der auch Dow Jones und damit diese Nachrichtenagentur gehört, ist an Sky Deutschland derzeit mit 49,9% beteiligt. Die Aktien des TecDAX-Nachrückers Stratec Biomedical verteuerten sich um 5,2% auf 28,95 EUR. Zum 19. November ersetzt das Unternehmen Smartrac im Index der Technologiewerte. Stratec Biomedical projektiert, entwickelt und produziert mit eigenen Technologien vollautomatische Analysesysteme für die klinische Diagnostik und die Biotechnologie. Pfeiffer Vacuum gaben um 2,2% auf 83,62 EUR nach. Der Anlagenbauer will sein Kapital um knapp 10% erhöhen. Die Aktien sollen institutionellen Anlegern über ein beschleunigtes Platzierungsverfahren angeboten werden. -Von Jörg E. Jäger, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 220, joerg.jaeger@dowjones.com DJG/jej/cln Copyright (c) 2010 Dow Jones&Company, Inc. | ||
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