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SAP: ES WIRD ENG AUF WOLKE 7.
In den vergangenen Jahren hat SAP vom stürmischen Wachstum des Cloud-Geschäfts profitiert. Mit einem technologisch führenden Produkt (HANA) konnten Neukunden für das neue Geschäftsmodell (Abo-Modell) gewonnen werden, ohne die alten Lizenzkunden zu verlieren. Mit den Quartalszahlen, die diese Woche veröffentlicht wurden, kommen jedoch Zweifel auf, dass diese stürmische Entwicklung noch lange anhalten kann. Die Gewinnmarge von SAP ist stärker gefallen als erwartet. Entsprechend wurde die Aktie infolge der Veröffentlichung der Zahlen zunächst ausverkauft und riß den DAX mit sich. Erst die positiven Kommentare von CFO Mucic und CEO McDermott in der Telefonkonferenz beruhigten die Anleger wieder und die Aktie konnte auf dem Niveau des Vortags schließen... der DAX vollzog diese Erholung jedoch nur halbherzig mit. Die Cloud ist teuer, das wissen wir schon lange. Und Kunden, die einmal in das Abo-Modell eingestiegen sind, erfreuen den Konzern mit einer großen Treue und hohen Gewinnmarge. Doch SAP ist nun nicht mehr das einzige Unternehmen, das diesen Dienst anbieten kann, der Wettbewerb wird härter und die Preise purzeln, während sich der Hardware-Aufwand nicht vermindert. Der Umsatz wächst bei SAP mit 6-7% p.a., der Gewinn ein wenig überproportional mit 8%. Das rechtfertigt nicht unbedingt ein KGV 2018e von stolzen 21. Auch die Dividendenrendite von 1,5% sticht da nicht besonders positiv hervor. Ein guter Teil der für die Zukunft erwarteten Margenverbesserung stammt aus der schwindenden Zinslast: Ab Mitte 2018 wird SAP mehr Barreserven haben als ausstehende Kredite. Ein Wachstumsunternehmen, das ein KGV von über 20 rechtfertigen möchte, sollte jedoch zweistellige Wachstumsraten ausweisen und möglichst in die Zukunft investieren, anstatt im Niedrigzinsumfeld die Kredite zurückzuzahlen. SAP ist in den vergangenen Jahren kräftig angestiegen, wir haben einen Teil des Anstiegs mitgenommen. Auf dem aktuellen Kursniveau fehlt es mir an neuen Wachstumsaussichten, ich würde, wenn nicht bereits geschehen, mein Geld in andere Wachstumstitel umschichten. Der Zeitpunkt ist gut, die Aktie notiert immerhin nur eine Haaresbreite unter ihrem Allzeithoch. DIE RICHTIGEN VERLIERER In den vergangenen Tagen gab es eine Menge Bewegung innerhalb einiger Einzeltitel, während der DAX beinahe unverändert blieb. Schauen wir doch mal ein wenig ins Detail. Ich habe mir dazu die Wochenperformance verschiedener Aktien angeschaut. Die Deutsche Bank konnte beispielsweise um 2,9% zulegen. Auch die Allianz legte um 0,7% zu, die Münchener Rück sogar um 2%. In der DAX-Reihe der Finanztitel hat lediglich die Commerzbank mit -0,7% Punkte abgegeben, doch dafür gibt es einen handfesten Grund: Die Bundesregierung hat den Übernahmespekulationen ein Ende gesetzt, indem ein Verkauf der Anteile bis auf weiteres ausgeschlossen wurde. Wenn wir also die Commerzbank als einen durch unternehmenseigene Meldungen beeinflusste Ausnahme betrachten, können wir feststellen, dass die Finanztitel diese Woche sehr gut gelaufen sind. Übrigens auch US-Banken sind gut gelaufen: J.P. Morgan +3,7%, die Bank of America, die sich in unserem Portfolio befindet, sogar um +6%, Morgan Stanley +5,4%, Citigroup +2,7% und Goldman Sachs +2%. International sind alle Finanztitel gut gelaufen. Eine zweite Gruppe ist mir ins Auge gesprungen: Die Deutsche Lufthansa +2,7%, Airbus +4,8%, VTG +1,1% und die Deutsche Post +0,1%. Die Logistikbranche verzeichnet also ebenfalls ausnahmslos Kurgewinne. Und auch hier gibt es ebenfalls ein schönes Bild von der Logistikbranche in den USA: FedEx +1,8%, CSX (Bahn) +3,4%, Union Pacific (Bahn) +0,8%, UPS +0,9%. Wir können also feststellen, dass Logistik ebenfalls gut läuft. Laut einer der ältesten Börsentheorien benötigt jede Rallye gerade die Finanz- sowie Logistikaktien, um nachhaltig zu sein. Die Voraussetzung für eine Rallye ist also gegeben. Doch wie kommt es, dass die Indizes nicht laufen? Der DAX ist ja nahezu unverändert. Es muss also Aktien geben, die das Plus der Finanz- und Logistitaktien nach unten ausgleichen. Ganz unten in der Wochenperformance der DAX-Liste stehen Merck (-2,5%), Henkel (-2,1%) und Beiersdorf (-2%). Das sind sogenannte "defensive" Aktien, oder auch Dividendenbringer. Schauen wir mal nach ein paar weiteren defensiven Titeln: Nestle -1,8%, Unilever -7,3%, Roche -5%. Der Ausverkauf findet also im Pharma- und Konsumer-Bereich statt. In den USA hat General Mills (Häagen Dasz) und Kraft Heinz (-1%) Federn gelassen. In den USA gibt es einen eigenen Index für Unternehmen mit Alltagsgütern, den Consumer Staples ETF (ELP). Der durchläuft derzeit eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation, die nach Meinung von Charttechnikern von einem heftigen Ausverkauf gefolgt wird. Der Index enthält Aktien wie Procter & Gamble, Coca-Cola, Philip Morris, Colgate-Palmolive, Altria, Pepsico und viele mehr. Alles Aktie, die als krisensicher gelten. Gute Dividende, kontinuierliches Wachstum, nicht-zyklisch. Anleger verkaufen also Aktien, die als krisensicher gelten und kaufen Aktien, die bei im Konjunkturaufschwung besonders profitieren. Anleger positionieren sich für einen Aufschwung! Wenn ich mir nun anschaue, dass die Deutsche Bank ein KGV von 11 hat, Lufthansa ein KGV von 7, dann weiß ich wirklich nicht, mit welchem Argument derzeit so viele Marktbeobachter von überhitzten Kursen an der Börse sprechen. Klar, wer in dieser Situation Nestle mit einem KGV von 24 kauft, der kauft eine überhitzte Aktie. Es hilft jedoch, den Blick von den vermeintlich sicheren Aktien einmal auf die konjunktursensiblen Aktien zu richten, denn dort sind die Kurse alles andere als überhitzt. Die Rallye ist noch jung. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes in den vergangenen sechs! Handelstagen entwickelt haben. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (21.10.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 23.329 2,0% 18,0% DAX 12.991 0,1% 13,2% Nikkei 21.458 2,4% 12,3% Shanghai A 3.538 -0,2% 8,9% Euro/US-Dollar 1,18 -0,5% 11,9% Euro/Yen 133,77 0,7% 8,8% 10-Jahres-US-Anleihe 2,38% 0,05 -0,07 Umlaufrendite Dt 0,24% -0,01 0,25 Feinunze Gold $1.280 -1,1% 11,1% Fass Brent Öl $57,54 2,2% 1,5% Kupfer 7.008 5,5% 29,2% Baltic Dry Shipping 1.578 10,1% 70,0% Dow Jones (+2%) und Nikkei (+2,4%) sind um über 2% angesprungen, der DAX bleibt zurück (+0,1%). Dabei ist der Euro diese Woche schwach gewesen (-0,5%), kann also als Grund nicht angeführt werden. Ist es allein der SAP-Schock, der dem DAX einen Tiefschlag versetzt hat oder gibt es geopolitische Gründe für die schlechte Entwicklung im DAX? Mir fallen eine Reihe von europäischen Problemen bis hin zur US-Außenhandelspolitik ein, ich kann aber derzeit nicht mit Sicherheit sagen, was genau die Anleger von Käufen im DAX abhält. Vielleicht ist es einfach nur die magische Wirkung der 13.000er-Hürde, die hierzulande zu heftigeren Umschichtungen führt als anderswo. Der Verkauf nicht-zyklischer Dividendentitel spiegelt sich auch im Rückgang des Goldpreises (-1,1%) wider. Sicherheit ist im Konjunkturaufschwung nicht gefragt. Der Ölpreis steigt weiter an, wie von mir erwartet. Die Theorie des bevorstehenden harten Winters breitet sich an den Finanzmärkten aus. Aber auch Kupfer (+5,5%) und der Baltic Dry Verschiffungsindex (+10%) zeigen eine anziehende Wirtschaftstätigkeit. Nun bin ich gespannt, ob sich die oben beschriebene Umschichtung in konjunktursensible Titel auch in Form eines gestiegenen Optimismus niederschlägt. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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