Alt 26.10.13, 15:13
Standard So tickt die Börse: Quartalszahlen wieder im Vordergrund
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Dax 9.000! Wer hätte das gedacht? Nachdem nun Washington das Chaos vorerst abgewendet hat, die US-Notenbank aufgrund schwacher Arbeitsmarktdaten die lockere Geldpolitik länger beibehalten wird als gedacht und in Deutschland Angela Merkel als Kanzlerin für Verlässlichkeit sorgt, kennen internationale Anleger nur noch eins: den DAX!

Anleger wenden sich endlich wieder Unternehmensmeldungen zu. Und davon gibt es jede Menge, die abgelaufene Woche war die Woche mit den meisten Quartalsergebnissen in den USA. In Deutschland berichten die Unternehmen ein wenig langsamer, hier steht uns die Zahlenflut also noch bevor.


Google macht mehr Umsatz mit mobiler Werbung als gedacht. SAP hält an der Jahresprognose fest, anders als Wettbewerber IBM, Hewlett Packard und Oracle, die allesamt in den vergangenen Wochen ihre Gewinnziele kappten. Microsoft verdient prächtig am Office-Paket, findet aber nichts Neues. Und Netflix sprengt wieder einmal alle Umsatzerwartungen.

Es trennt sich die Spreu vom Weizen. Diese Unternehmen haben auf den richtigen Trend gesetzt und kaum ist Washington mal aus den Schlagzeilen, dann stürmen die Aktien dieser Unternehmen über Nacht um 3% oder 5% höher.

Amazon setzt 17 Mrd. USD um, eine stolze Zahl. Können Sie glauben, dass ein Unternehmen mit diesem Volumen noch immer Wachstumsraten von 25% ausweisen kann? Nun, CEO Jeff Bezos führt seinen Einzelhandelsgiganten noch immer wie ein Start-Up und befindet sich auf bestem Wege, die Weltherrschaft im Einzelhandel zu übernehmen. Auf Gewinne verzichtet er, jeder Dollar wird sofort in den Ausbau der Logistik gesteckt, um noch schneller beim Kunden zu sein.

Erstmals hat Amazon diesmal die Premium-Einnahmen in den Vordergrund gestellt: Premium-Kunden erhalten kostenfreie Lieferungen am nächsten Tag und sonst noch einige Annehmlichkeiten bei der Bestellungsabwicklung. Mit einer einmaligen Jahresgebühr sind Sie dabei. Amazons Kunden schätzen die unkomplizierte Abwicklung und zahlen dafür gerne einen Obolus.

Daimler hat endlich wieder eine runde Modellpalette am Start und kann sogleich wieder eine steigende Gewinnmarge ausweisen. Nach Jahren der Entwicklung und Umstrukturierung sei jetzt die Zeit der Ernte angebrochen, so das Unternehmen mit dem Stern. A-, B- und E-Klasse waren Umsatzrenner, die neue S-Klasse beginnt gerade erst, ihren Anteil am Umsatz beizutragen. Besonders gut laufen die Geschäfte in China.

Gleichzeitig gibt es aber auch Verlierer: Adva Optical ist um 17% abgerutscht. Glasfaserkabel werden nicht benötigt, die Bandbreite in Deutschland reicht noch aus, und in den USA setzt man lieber auf dickere Kupferkabel. Zudem hat die kleine Adva kaum Chancen gegen wesentlich größere Wettbewerber, die günstigere Preise anbieten können. Es handelt sich um ein Geschäft ohne große Markteintrittsbarrieren - hier bildet sich der Preis durch Volumen.

Heidelberger Druckmaschinen haben nun kräftig umstrukturiert doch die Nachfrage zieht nicht an. Es bleibt eine schwierige Branche und für den nächsten Kursschub fehlt eine schlüssige neue Strategie.

Es ist ein guter Moment für Twitter, um an die Börse zu gehen. Ich habe im Kapitel 07 weitere Details zum geplanten Börsengang aufgearbeitet. Social Media ist in aller Munde, selbst Facebook hat den katastrophalen Börsengang von vor einem Jahr inzwischen wieder neutralisiert. Und neben "social" hat Twitter auch noch "mobile" zu bieten, das mobile Internet. Die meisten Kunden twittern über ihre Smartphones und Tabletts. Aktuell wird eine Marktkapitalisierung von 11 Mrd. USD diskutiert, ich gehe davon aus, dass diese Ziffer noch locker über 17 Mrd. USD springt.

Es ist also wieder möglich, an der Börse Geld zu verdienen. Dennoch werden insbesondere die deutschen Privatanleger schon wieder vorsichtig, endlich können die unliebsamen Bestände zu erträglichen Kosten losgeschlagen werden und an Reinvestieren, eine Wiederanlage, denken nach den Schmerzen der vielen Börsencrashs der vergangenen Jahre nur wenige. Ich gehe daher davon aus, dass die Kurse vorwiegend von ausländischen Anlegern sowie von einigen jungen deutschen Anlegern getrieben werden.

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (24.10.13) | Woche Δ

Dow Jones: 15.509 | 0,9%
DAX: 8.981 | 1,9%
Nikkei: 14.088 | -3,3%
Euro/US-Dollar: 1,38 | 0,9%
Euro/Yen: 134,00 | 0,1%
10-Jahres-US-Anleihe: 2,52% | -0,07
Umlaufrendite Dt: 1,44% | -0,12
Feinunze Gold: $1.342 | 1,9%
Fass Brent Öl: $106,76 | -2,2%
Kupfer: 7.139 | -2,0%
Baltic Dry Shipping: 1.708 | -12,9%



Der Nikkei ist um 3,3% eingebrochen. Der Grund wird in dem Anstieg des Yen gegenüber dem US-Dollar gesehen. Insbesondere Exporttitel haben gelitten. Gleichzeitig wurde heute aus Japan die höchste Inflationsrate seit vielen Jahren gemeldet. Abenomics wirken!

Kommt es nun doch wieder zum Wettlauf der Geldentwertung zwischen den großen Nationen Japan und USA? Es wäre ein Wettlauf, der dem Goldpreis wieder Leben einhauchen könnte. Diese Woche hat das Edelmetall immerhin bereits 1,9% zugelegt. Ich gehe aber davon aus, dass Anleger größere Chancen im Aktienmarkt sehen als im Gold und betrachte daher die Aktien als attraktiver.

Der Zins ist nach den schwachen Arbeitsmarktdaten der USA wieder gefallen. Offensichtlich muss die US-Notenbank ihre ultralockere Geldpolitik länger beibehalten als gewünscht, und entsprechend sind vorläufig keine steigenden Zinsen zu fürchten. Anleger haben also wieder Anleihen auf dem aktuellen Zinsniveau attraktiv gefunden.

Der Ölpreis beginnt zu fallen. Ja, China braucht immer mehr Öl. Aber gleichzeitig wird in den USA ein Gasfeld nach dem anderen erschlossen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Ölimporte der USA drastisch zurückgehen. Der Preis nimmt nun von dieser Erwartung bereits ein wenig vorweg. Ich erwarte also auch bei einer anziehenden Konjunktur keinen Ölpreis mehr, der durch die Decke geht. Im Gegenteil, ich halte 90 USD/Fass für eher erreichbar als 115 USD/Fass.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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