Alt 17.02.07, 00:20
Standard So tickt die Börse: Die Autowirtschaft ist zu Ende
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Die Autoindustrie wird immer übersichtlicher. Sie läßt sich in drei Gruppen unterteilen:

1.: Billigproduzenten aus China, Korea, Taiwan und seit dem Logan auch Renault / Nissan. Dort dreht sich die Preisspirale abwärts. Die Autos können immer günstiger produziert werden, Komfort und Qualität werden dabei zur Nebensache.

2.: Langweilige Qualitätsautos ohne das gewisse „Etwas", wie DaimlerChrysler, BMW, VW, Ford, General Motors und Peugeot. Diese Autobauer stechen sich gegenseitig die Augen aus, indem der hohe Qualitätsstandard zu immer günstigeren Preisen angeboten wird. Natürlich gibt es dann hier und da Abstriche beim Komfort. Aber man versucht bei diesen Marken trotz des tobenden Preiskrieges das hohe Qualitäts- und Komfortniveau zu halten. Darunter leiden die Gewinnmargen.

3.: Qualitätsautos mit dem gewissen „Etwas" wie die Sportwagen von Porsche, oder die Hybridautos von Toyota und Honda. Sie können es rechnen wie Sie wollen: Die Hybridautos sind deutlich teurer als vergleichbare Autos von Marken aus der zweiten Gruppe. Dennoch sind die Menschen bereit, den Aufpreis für das gewisse „Etwas" zu zahlen.

Vorgestern gab DamilerChrysler bekannt, daß für die verlustbringende amerikanische Tochter Chrysler ALLE Optionen geprüft würden. Das war eine klare Botschaft, daß auch ein Verkauf von Chrysler nach zehn Jahren schlechter Ehe zur Diskussion steht. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, wird sich Dieter Zetsche gedacht haben, als er die aktuellen Quartalszahlen der Tochter auf den Tisch bekam.

Der Grund für die Misere bei DaimlerChrysler ist nicht etwa ein rückläufiger Absatzmarkt, eine nachlassende Nachfrage. Vielmehr sind die Autos von Chrysler nicht gefragt. In den USA herrschte in den vergangenen Jahren ein Preiskrieg zwischen Ford, General Motors und auch Chrysler. Es wurden 0 % Finanzierungen angeboten, Händler übertrafen sich mit Rückkaufwerten für alte, in Zahlung zu gebende Autos, wenn dafür ein Neuwagen gekauft wurde. Das erklärte Ziel war bei allen die Ausweitung des Marktanteils, zu jedem Preis.

Doch wenn die Geldquellen versiegen, dann bekommt die Aussage „um jeden Preis" eine andere Bedeutung. Plötzlich fehlen die liquiden Mittel und die Existenz steht auf dem Spiel. Ford und General Motors haben dies gerade durchgemacht, Chrysler konnte auf die dicken Taschen der deutschen Mutter zurückgreifen.

Die Autos dieser Marken wurden am Kunden vorbei produziert. Es fehlte das gewisse „Etwas", so daß in der Informationsgesellschaft von heute die Kunden genaue Vergleiche anstellen konnten. Es gibt nicht mehr die Entscheidung: „Es muß aber ein Auto der Marke X sein", denn das Auto von „Y" bietet genau das gleiche.

Mit einer Ausnahme: Toyotas Prius. Das Hybridauto ist das erste, welches weltweit die Hybridtechnologie serienmäßig enthält. Wer mit einem Prius fährt, der symbolisiert damit seine Verbundenheit zur Umwelt. Er zeigt, daß ihm der Umweltschutz etwas wert ist. Der Prius kann mit einem solchen „Etwas" deutlich teurer verkauft werden, als vergleichbare Autos der Wettbewerber. Toyota freut sich nicht nur über dicke Gewinnmargen (Toyota 9,6 %, DaimlerChrysler 1,6 %, General Motors -5,7 %), sondern verzeichnet auch wachsende Absatzzahlen. Der Prius wird den Händlern regelrecht aus den Händen gerissen.

Ich würde diese Situation mit Apples iPod vergleichen: Der MP3-Player von Apple ist nicht günstiger, nicht besser als die der Wettbewerber. Es gibt aber eine einfach zu bedienende Plattform (iTunes), über die Titel auch von einem Computerlaien auf den iPod befördert werden können. Dafür zahlen die Leute gerne Geld.

Der Käufer eines Prius wird durch die Hybridtechnologie mit den eingesparten Spritkosten den Aufpreis des Autos nicht erwirtschaften. Dennoch zahlt er den Aufpreis gerne, denn er zählt sich dann zu etwas Besonderem.

Denn das Rennen auf dem amerikanischen Kontinent ist vorbei. Ford und General Motors haben das Handtuch geschmissen, Daimler hat keine Geduld mehr mit seinem Sprößling Chrysler. Alle drei Unternehmen werden künftig ihre Produktion zurückfahren. Die Marktanteile gehen an Toyota, die ihre Produktionskapazitäten in den USA weiter ausbauen. Im laufenden Jahr wird Toyota General Motors als weltgrößten Autobauer sowohl gemessen am Umsatz, als auch an der Absatzzahl an Autos überholen, und General Motors muß dieser Niederlage tatenlos zusehen.

Marktanteile sind eben doch nicht alles, das muß auch Daimler nun eingestehen und seine Strategie der Welt AG mit Chrysler überdenken.

DaimlerChrysler hat ein KGV von 15, Toyota steht bei 16. Der Umsatz von Toyota wächst mit 15 % p.a., der von DaimlerChrysler ist rückläufig. Im Vergleich dazu: General Motors wächst nicht und hat ein negatives KGV, fährt also Verluste ein.

Alle drei erzielen in etwa den gleichen Jahresumsatz von rund 200 Mrd. US-Dollar. Bei General Motors wird dieser Umsatz mit einem Börsenwert von insgesamt 20 Mrd. US-Dollar versehen, bei DaimlerChrysler mit 71 Mrd. US-Dollar und bei Toyota mit 246 Mrd. US-Dollar. Das sind schon recht kräftige Unterschiede, oder?

Auf absehbare Zeit würde ich daher Toyota als konservative Aktie in ein Langfrist-Depot nehmen, DaimlerChrysler und General Motors jedoch höchstens als Turnaround-Spekulation in ein kurzfristiges Depot. Natürlich haben Turnaround-Spekulationen die höheren Gewinnchancen, aber dafür sind auch die Risiken deutlich größer, als bei der Lokomotive Toyota, die unter Volldampf läuft.

General Motors habe ich nach dem Ausstieg Kerkorians mit guten Gewinnen aus unserer Empfehlungsliste gestrichen. Dort scheint mir nun erst einmal die Umstrukturierung ins Stocken geraten zu sein. Dieter Zetsche macht mir den Eindruck, als würde er die Probleme DaimlerChryslers zügig angehen. Doch es fehlt mir das gewisse „Etwas", was die Kunden dazu bringt, auch die höheren Preise zu zahlen. Daher ist derzeit für mich nur Toyota eine Aktie, in die Sie investieren können.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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